Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.das Ander Buch. Was der noch feste Fessel bindet. Was noch der Feind gefangen heisset: Was noch die scharffe wehmutt beisset. 6. Diß wird dein Kind erquicken alß die flutt Alß das rauschen von den Bächen Die so mit durst vnd gebrechen/ Jm Suden quelt der Sonnen schwere glutt. Wie leichter Taw das Land ergetzet Wie Regen der die Felder uetzet/ Die glüend-heisse Lufft getrennet Vnd schier zu leichten staub verbrennet. 7. Diß bleibt deß Himmels ewig-fester Schluß Daß Betrübte nicht stets klagen: Daß die wollust folgt den Plagen Daß wer getrawrt zu letzte jauchzen muß/ Die jhre Saat in Angst auß strewen. Die wird die Frucht-reich Erndt' erfrewen: Seet Trähnen auß/ seet auß mit weynen. Trost wird (wenn jhr nun mayt) erscheinen. 8. Man geht bestürtzt alß sonder Rath einher Wenn das wüßte Land zu bawen: Vnd kein mittel mehr zu schawen Wenn Scheur vnd Schoß von allem Saame ler Doch wird das ach/ Das vnß verzehret Jn frewdenschwang're Lust verkehret: Wenn man die vollen Garben bringet Vnd jauchzend' vmb die Awen singet. IX. Ruhe deß Gemüttes. I. WJe seelig ist der hohe Geist zu schätzen/ Der deß geschminckten Glückes falsche Pracht Vnd J v
das Ander Buch. Was der noch feſte Feſſel bindet. Was noch der Feind gefangen heiſſet: Was noch die ſcharffe wehmutt beiſſet. 6. Diß wird dein Kind erquicken alß die flutt Alß das rauſchen von den Baͤchen Die ſo mit durſt vnd gebrechen/ Jm Suden quelt der Sonnen ſchwere glutt. Wie leichter Taw das Land ergetzet Wie Regen der die Felder uetzet/ Die gluͤend-heiſſe Lufft getrennet Vnd ſchier zu leichten ſtaub verbrennet. 7. Diß bleibt deß Himmels ewig-feſter Schluß Daß Betruͤbte nicht ſtets klagen: Daß die wolluſt folgt den Plagen Daß wer getrawrt zu letzte jauchzen muß/ Die jhre Saat in Angſt auß ſtrewen. Die wird die Frucht-reich Erndt’ erfrewen: Seet Traͤhnen auß/ ſeet auß mit weynen. Troſt wird (wenn jhr nun mayt) erſcheinen. 8. Man geht beſtuͤrtzt alß ſonder Rath einher Wenn das wuͤßte Land zu bawen: Vnd kein mittel mehr zu ſchawen Wenn Scheur vnd Schoß von allem Saamē ler Doch wird das ach/ Das vnß verzehret Jn frewdenſchwang’re Luſt verkehret: Wenn man die vollen Garben bringet Vnd jauchzend’ vmb die Awen ſinget. IX. Ruhe deß Gemuͤttes. I. WJe ſeelig iſt der hohe Geiſt zu ſchaͤtzen/ Der deß geſchminckten Gluͤckes falſche Pracht Vnd J v
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das Ander Buch.
Was der noch feſte Feſſel bindet.
Was noch der Feind gefangen heiſſet:
Was noch die ſcharffe wehmutt beiſſet.
6.
Diß wird dein Kind erquicken alß die flutt
Alß das rauſchen von den Baͤchen
Die ſo mit durſt vnd gebrechen/
Jm Suden quelt der Sonnen ſchwere glutt.
Wie leichter Taw das Land ergetzet
Wie Regen der die Felder uetzet/
Die gluͤend-heiſſe Lufft getrennet
Vnd ſchier zu leichten ſtaub verbrennet.
7.
Diß bleibt deß Himmels ewig-feſter Schluß
Daß Betruͤbte nicht ſtets klagen:
Daß die wolluſt folgt den Plagen
Daß wer getrawrt zu letzte jauchzen muß/
Die jhre Saat in Angſt auß ſtrewen.
Die wird die Frucht-reich Erndt’ erfrewen:
Seet Traͤhnen auß/ ſeet auß mit weynen.
Troſt wird (wenn jhr nun mayt) erſcheinen.
8.
Man geht beſtuͤrtzt alß ſonder Rath einher
Wenn das wuͤßte Land zu bawen:
Vnd kein mittel mehr zu ſchawen
Wenn Scheur vnd Schoß von allem Saamē ler
Doch wird das ach/ Das vnß verzehret
Jn frewdenſchwang’re Luſt verkehret:
Wenn man die vollen Garben bringet
Vnd jauchzend’ vmb die Awen ſinget.
IX.
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I.
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Vnd
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Zitationshilfe: | Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/141>, abgerufen am 07.07.2024. |