Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Horribilicribrifax
meldet. Wie ist euer Name?
Flaccilla. Jch bin eurer Genaden Dienerin.
Cleander. Jch frage nach dem Namen.
Flaccilla. Ach eure Genaden/ ich heisse Flaccilla.
Cleand. Vnd die Tochter?
Flaccilla. Sophia.
Cleand. Jst nicht euer Ehemann Possidippus genennet
worden?
Flaccilla. Ach ja!
Cleander. Was treibet euch solchen Handel zu führen?
Flaccilla. Die eusserste Noth/ mein Leben/ und der Toch-
ter Ehre zuretten.
Cleand. Seid ihr denn aller Mittel so gantz entblösset? wei-
net nicht! weinet nicht! was begehret ihr für die
Haare?
Flaccilla. Es wird in Eurer Genaden Belieben gestellet.
Cleand. Servili,führe sie in das Haus/ und lasse ihr ein tu-
tzend Ducaten zustellen. Verlasset euch auff mich!
und wo euch was gebricht/ so sprechet mich sicher
an.

Cleander. Dionysius.
Cleander. Zurück ihr Diener und Pagen! Dionysi komm
hieher! kennest du diese Frau?
Dionysius. Sehr wol/ genädiger Herr/ sie ist aus einem
der berühmtesten Geschlechter dieses Landes.
Cleander. Vnd ihre Tochter.
Dionys. Die Schöneste und ärmeste/ die irgend anzutref-
fen: aber/ die zugleich den Ruhm der Keuschheit
hinweg trägt.
Cleander. Die Jungfern sind alle Keusch/ weil niemand
mit Geschencken oder Fragen auffwartet.
Dionys. Gnädiger Herr/ sie ist so hoch und offt bewehret/
daß an ihrer Keuschheit nicht zu zweiffeln. Es
hat nicht gemangelt an derogleichen Auffwartern/
die bey ihrem höchsten Armuth ihr Goldes genung
gebo-
Horribilicribrifax
meldet. Wie iſt euer Name?
Flaccilla. Jch bin eurer Genaden Dienerin.
Cleander. Jch frage nach dem Namen.
Flaccilla. Ach eure Genaden/ ich heiſſe Flaccilla.
Cleand. Vnd die Tochter?
Flaccilla. Sophia.
Cleand. Jſt nicht euer Ehemann Poſſidippus genennet
worden?
Flaccilla. Ach ja!
Cleander. Was treibet euch ſolchen Handel zu fuͤhren?
Flaccilla. Die euſſerſte Noth/ mein Leben/ und der Toch-
ter Ehre zuretten.
Cleand. Seid ihr deñ aller Mittel ſo gantz entbloͤſſet? wei-
net nicht! weinet nicht! was begehret ihr fuͤr die
Haare?
Flaccilla. Es wird in Eurer Genaden Belieben geſtellet.
Cleand. Servili,fuͤhre ſie in das Haus/ und laſſe ihr ein tu-
tzend Ducaten zuſtellen. Verlaſſet euch auff mich!
und wo euch was gebricht/ ſo ſprechet mich ſicher
an.

Cleander. Dionyſius.
Cleander. Zuruͤck ihr Diener und Pagen! Dionyſi komm
hieher! kenneſt du dieſe Frau?
Dionyſius. Sehr wol/ genaͤdiger Herr/ ſie iſt aus einem
der beruͤhmteſten Geſchlechter dieſes Landes.
Cleander. Vnd ihre Tochter.
Dionyſ. Die Schoͤneſte und aͤrmeſte/ die irgend anzutref-
fen: aber/ die zugleich den Ruhm der Keuſchheit
hinweg traͤgt.
Cleander. Die Jungfern ſind alle Keuſch/ weil niemand
mit Geſchencken oder Fragen auffwartet.
Dionyſ. Gnaͤdiger Herr/ ſie iſt ſo hoch und offt bewehret/
daß an ihrer Keuſchheit nicht zu zweiffeln. Es
hat nicht gemangelt an derogleichen Auffwartern/
die bey ihrem hoͤchſten Armuth ihr Goldes genung
gebo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CLE">
            <p><pb facs="#f0072" n="56"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Horribilicribrifax</hi></fw><lb/>
meldet. Wie i&#x017F;t euer Name<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Jch bin eurer Genaden Dienerin.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Jch frage nach dem Namen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach eure Genaden/ ich hei&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Vnd die Tochter<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p> <hi rendition="#aq">Sophia.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>J&#x017F;t nicht euer Ehemann <hi rendition="#aq">Po&#x017F;&#x017F;idippus</hi> genennet<lb/>
worden<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach ja!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Was treibet euch &#x017F;olchen Handel zu fu&#x0364;hren?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Die eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Noth/ mein Leben/ und der Toch-<lb/>
ter Ehre zuretten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Seid ihr den&#x0303; aller Mittel &#x017F;o gantz entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et? wei-<lb/>
net nicht! weinet nicht! was begehret ihr fu&#x0364;r die<lb/>
Haare<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Es wird in Eurer Genaden Belieben ge&#x017F;tellet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker>
            <p><hi rendition="#aq">Servili,</hi>fu&#x0364;hre &#x017F;ie in das Haus/ und la&#x017F;&#x017F;e ihr ein tu-<lb/>
tzend Ducaten zu&#x017F;tellen. Verla&#x017F;&#x017F;et euch auff mich!<lb/>
und wo euch was gebricht/ &#x017F;o &#x017F;prechet mich &#x017F;icher<lb/>
an.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#aq">Cleander. Diony&#x017F;ius.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Zuru&#x0364;ck ihr Diener und <hi rendition="#aq">Pagen! Diony&#x017F;i</hi> komm<lb/>
hieher! kenne&#x017F;t du die&#x017F;e Frau<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DIO">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Diony&#x017F;ius.</hi> </speaker>
            <p>Sehr wol/ gena&#x0364;diger Herr/ &#x017F;ie i&#x017F;t aus einem<lb/>
der beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Ge&#x017F;chlechter die&#x017F;es Landes.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Vnd ihre Tochter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DIO">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Diony&#x017F;.</hi> </speaker>
            <p>Die Scho&#x0364;ne&#x017F;te und a&#x0364;rme&#x017F;te/ die irgend anzutref-<lb/>
fen<hi rendition="#i">:</hi> aber/ die zugleich den Ruhm der Keu&#x017F;chheit<lb/>
hinweg tra&#x0364;gt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Die Jungfern &#x017F;ind alle Keu&#x017F;ch/ weil niemand<lb/>
mit Ge&#x017F;chencken oder Fragen auffwartet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DIO">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Diony&#x017F;.</hi> </speaker>
            <p>Gna&#x0364;diger Herr/ &#x017F;ie i&#x017F;t &#x017F;o hoch und offt bewehret/<lb/>
daß an ihrer Keu&#x017F;chheit nicht zu zweiffeln. Es<lb/>
hat nicht gemangelt an derogleichen Auffwartern/<lb/>
die bey ihrem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Armuth ihr Goldes genung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gebo-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0072] Horribilicribrifax meldet. Wie iſt euer Name? Flaccilla. Jch bin eurer Genaden Dienerin. Cleander. Jch frage nach dem Namen. Flaccilla. Ach eure Genaden/ ich heiſſe Flaccilla. Cleand. Vnd die Tochter? Flaccilla. Sophia. Cleand. Jſt nicht euer Ehemann Poſſidippus genennet worden? Flaccilla. Ach ja! Cleander. Was treibet euch ſolchen Handel zu fuͤhren? Flaccilla. Die euſſerſte Noth/ mein Leben/ und der Toch- ter Ehre zuretten. Cleand. Seid ihr deñ aller Mittel ſo gantz entbloͤſſet? wei- net nicht! weinet nicht! was begehret ihr fuͤr die Haare? Flaccilla. Es wird in Eurer Genaden Belieben geſtellet. Cleand. Servili,fuͤhre ſie in das Haus/ und laſſe ihr ein tu- tzend Ducaten zuſtellen. Verlaſſet euch auff mich! und wo euch was gebricht/ ſo ſprechet mich ſicher an. Cleander. Dionyſius. Cleander. Zuruͤck ihr Diener und Pagen! Dionyſi komm hieher! kenneſt du dieſe Frau? Dionyſius. Sehr wol/ genaͤdiger Herr/ ſie iſt aus einem der beruͤhmteſten Geſchlechter dieſes Landes. Cleander. Vnd ihre Tochter. Dionyſ. Die Schoͤneſte und aͤrmeſte/ die irgend anzutref- fen: aber/ die zugleich den Ruhm der Keuſchheit hinweg traͤgt. Cleander. Die Jungfern ſind alle Keuſch/ weil niemand mit Geſchencken oder Fragen auffwartet. Dionyſ. Gnaͤdiger Herr/ ſie iſt ſo hoch und offt bewehret/ daß an ihrer Keuſchheit nicht zu zweiffeln. Es hat nicht gemangelt an derogleichen Auffwartern/ die bey ihrem hoͤchſten Armuth ihr Goldes genung gebo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar stellt den ersten datierten Druck da… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/72
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/72>, abgerufen am 25.11.2024.