Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.Schertz-Spiel. Rabbi. Mein/ Frau Antonia, ich bin chachan, aber die Kette ist von Messing/ und die Steinichen von Glaß. Das sag ich euch bey meinem Jüdischen Alah! Antonia. Wie kan es möglich seyn? es hat sie noch vor zwey Stunden der tapfferste Cavalier an seinem Halse getragen! Rabbi. Traut meinen Worten/ und gebt die Kette dem wider/ von dem ihr sie empfangen habet. Die Kette ist von Messing. Der braveste Cavalier? O es ist lo achet geschehen! ihr sind mehr/ die de- rogleichen Ketten tragen! Anton. So ist weder Treu noch Glauben in der Welt! Rabbi. Von wem habt ihr sie geachazt? Antonia. von Capitain Daradiridatumtarides. Rabbi. Ho? es ist der gröste maschgeh, Bescheisser und Betrüger in der Welt! Antonia. Ey Rabbi, bedencket euch! was saget ihr! Rabbi. Jch wolte es ihm in die Augen sagen/ zu heteln, falsche Siegel nachzumachen/ Handschrifften zu- verfälschen/ Brieffe zu erdichten/ ist seines glei- chen nicht! Er ist mir achthundert Kronen schul- dig/ und schier so viel neschech, und schweret alle Tage/ daß ihn der Schet holen möchte. Aber ich sehe weder Zahaff noch Silber/ noch Zinse. Das beste wird seyn/ daß ich ihn lasse Thapsen/ und in das Esur stecken. Antonia. Es ist unmöglich! Rabbi. Er ist mit nicht allein schuldig; es ist kein Kenaani, kein Kramer/ kein Schneider/ kein Schuster/ kein Hutmacher/ der ihn nicht auff seinem megillha o- der Buche habe. Antonia. Das ley GOtt in dem hohen Himmel geklagt! Rabbi. Glück zu/ Frau Antonia, ich muß bacek und die- ses silberne aggan mit der Gießkanne einschlissen. Schaut dieses hat mir auch ein Cavalier, der den Für-
Schertz-Spiel. Rabbi. Mein/ Frau Antonia, ich bin chachan, aber die Kette iſt von Meſſing/ und die Steinichen von Glaß. Das ſag ich euch bey meinem Juͤdiſchen Alah! Antonia. Wie kan es moͤglich ſeyn? es hat ſie noch vor zwey Stunden der tapfferſte Cavalier an ſeinem Halſe getragen! Rabbi. Traut meinen Worten/ und gebt die Kette dem wider/ von dem ihr ſie empfangen habet. Die Kette iſt von Meſſing. Der braveſte Cavalier? O es iſt lo achet geſchehen! ihr ſind mehr/ die de- rogleichen Ketten tragen! Anton. So iſt weder Treu noch Glauben in der Welt! Rabbi. Von wem habt ihr ſie geachazt? Antonia. von Capitain Daradiridatumtarides. Rabbi. Ho? es iſt der groͤſte maſchgeh, Beſcheiſſer und Betruͤger in der Welt! Antonia. Ey Rabbi, bedencket euch! was ſaget ihr! Rabbi. Jch wolte es ihm in die Augen ſagen/ zu heteln, falſche Siegel nachzumachen/ Handſchrifften zu- verfaͤlſchen/ Brieffe zu erdichten/ iſt ſeines glei- chen nicht! Er iſt mir achthundert Kronen ſchul- dig/ und ſchier ſo viel neschech, und ſchweret alle Tage/ daß ihn der Schet holen moͤchte. Aber ich ſehe weder Zahaff noch Silber/ noch Zinſe. Das beſte wird ſeyn/ daß ich ihn laſſe Thapſen/ und in das Eſur ſtecken. Antonia. Es iſt unmoͤglich! Rabbi. Er iſt mit nicht allein ſchuldig; es iſt kein Kenaani, kein Kramer/ kein Schneider/ kein Schuſter/ kein Hutmacher/ der ihn nicht auff ſeinem megillha o- der Buche habe. Antonia. Das ley GOtt in dem hohen Himmel geklagt! Rabbi. Gluͤck zu/ Frau Antonia, ich muß bacek und die- ſes ſilberne aggan mit der Gießkanne einſchliſſen. Schaut dieſes hat mir auch ein Cavalier, der den Fuͤr-
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Schertz-Spiel.
Rabbi. Mein/ Frau Antonia, ich bin chachan, aber die
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Glaß. Das ſag ich euch bey meinem Juͤdiſchen
Alah!
Antonia. Wie kan es moͤglich ſeyn? es hat ſie noch vor
zwey Stunden der tapfferſte Cavalier an ſeinem
Halſe getragen!
Rabbi. Traut meinen Worten/ und gebt die Kette dem
wider/ von dem ihr ſie empfangen habet. Die
Kette iſt von Meſſing. Der braveſte Cavalier?
O es iſt lo achet geſchehen! ihr ſind mehr/ die de-
rogleichen Ketten tragen!
Anton. So iſt weder Treu noch Glauben in der Welt!
Rabbi. Von wem habt ihr ſie geachazt?
Antonia. von Capitain Daradiridatumtarides.
Rabbi. Ho? es iſt der groͤſte maſchgeh, Beſcheiſſer und
Betruͤger in der Welt!
Antonia. Ey Rabbi, bedencket euch! was ſaget ihr!
Rabbi. Jch wolte es ihm in die Augen ſagen/ zu heteln,
falſche Siegel nachzumachen/ Handſchrifften zu-
verfaͤlſchen/ Brieffe zu erdichten/ iſt ſeines glei-
chen nicht! Er iſt mir achthundert Kronen ſchul-
dig/ und ſchier ſo viel neschech, und ſchweret alle
Tage/ daß ihn der Schet holen moͤchte. Aber ich
ſehe weder Zahaff noch Silber/ noch Zinſe. Das
beſte wird ſeyn/ daß ich ihn laſſe Thapſen/ und in
das Eſur ſtecken.
Antonia. Es iſt unmoͤglich!
Rabbi. Er iſt mit nicht allein ſchuldig; es iſt kein Kenaani,
kein Kramer/ kein Schneider/ kein Schuſter/ kein
Hutmacher/ der ihn nicht auff ſeinem megillha o-
der Buche habe.
Antonia. Das ley GOtt in dem hohen Himmel geklagt!
Rabbi. Gluͤck zu/ Frau Antonia, ich muß bacek und die-
ſes ſilberne aggan mit der Gießkanne einſchliſſen.
Schaut dieſes hat mir auch ein Cavalier, der den
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