Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.Das XII. Cap. der Armee aus dem Lager zugleich ausrücken/ undalles in völliger Bataille stehen soll/ um so wohl auf die bestürmte Festung/ als auch auf das Feld we- gen eines unverhofften Succurses ein wachtsa- mes Auge zu haben. Das erste Corpus soll billig mit Casqueten/ Rück und Brust-Stücken verse- hen seyn/ weil es die gröste feindliche Gewalt em- pfinden muß/ und wenn solches biß in die Stadt kommen/ soll es sich darinnen/ weil es noch schwach ist/ nicht allzu weit wagen/ es sey gleich im Verfolgen der Feinde/ oder wenn es auch gleich Niemand ansichtig wird/ weil vielmahls hierunter ein verborgener Hinterhalt kan bestel- let seyn/ so das erste Corpus von dem andern ab- schneiden/ und folgendlich massacriren soll. So soll auch das erste eingedrungene Corpus die gan- tze Breite einer Gassen und Strassen im Avanci- ren einnehmen/ damit solches eine breite Fronte mache; Wäre aber das erste Corpus hierzu nicht starck genug/ muß das andere gleich zu dem ersten stossen/ inzwischen aber das dritte sich auf die Breche, Wälle und Eingänge des Platzes ver- theilen/ und solche starck verwachen/ die in Ge- wehr stehende Armee aber/ oder zum wenigsten einige commandirte Trouppen sich um so viel mehr der Festung nähern/ und die äussersten Po- sten wohl verwahren. Jm Fall aber die Stadt ziemlichen groß wäre/ oder sonst an einem grossen Wasser und Meere läge/ daß solche von allen Seiten
Das XII. Cap. der Armée aus dem Lager zugleich ausruͤcken/ undalles in voͤlliger Bataille ſtehen ſoll/ um ſo wohl auf die beſtuͤrmte Feſtung/ als auch auf das Feld we- gen eines unverhofften Succurſes ein wachtſa- mes Auge zu haben. Das erſte Corpus ſoll billig mit Caſqueten/ Ruͤck und Bruſt-Stuͤcken verſe- hen ſeyn/ weil es die groͤſte feindliche Gewalt em- pfinden muß/ und wenn ſolches biß in die Stadt kommen/ ſoll es ſich darinnen/ weil es noch ſchwach iſt/ nicht allzu weit wagen/ es ſey gleich im Verfolgen der Feinde/ oder wenn es auch gleich Niemand anſichtig wird/ weil vielmahls hierunter ein verborgener Hinterhalt kan beſtel- let ſeyn/ ſo das erſte Corpus von dem andern ab- ſchneiden/ und folgendlich maſſacriren ſoll. So ſoll auch das erſte eingedrungene Corpus die gan- tze Breite einer Gaſſen und Straſſen im Avanci- ren einnehmen/ damit ſolches eine breite Fronte mache; Waͤre aber das erſte Corpus hierzu nicht ſtarck genug/ muß das andere gleich zu dem erſten ſtoſſen/ inzwiſchen aber das dritte ſich auf die Breche, Waͤlle und Eingaͤnge des Platzes ver- theilen/ und ſolche ſtarck verwachen/ die in Ge- wehr ſtehende Armée aber/ oder zum wenigſten einige commandirte Trouppen ſich um ſo viel mehr der Feſtung naͤhern/ und die aͤuſſerſten Po- ſten wohl verwahren. Jm Fall aber die Stadt ziemlichen groß waͤre/ oder ſonſt an einem groſſen Waſſer und Meere laͤge/ daß ſolche von allen Seiten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0716" n="680"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Cap.</hi></fw><lb/> der <hi rendition="#aq">Armée</hi> aus dem Lager zugleich ausruͤcken/ und<lb/> alles in voͤlliger <hi rendition="#aq">Bataille</hi> ſtehen ſoll/ um ſo wohl auf<lb/> die beſtuͤrmte Feſtung/ als auch auf das Feld we-<lb/> gen eines unverhofften <hi rendition="#aq">Succurſ</hi>es ein wachtſa-<lb/> mes Auge zu haben. Das erſte <hi rendition="#aq">Corpus</hi> ſoll billig<lb/> mit <hi rendition="#aq">Caſquet</hi>en/ Ruͤck und Bruſt-Stuͤcken verſe-<lb/> hen ſeyn/ weil es die groͤſte feindliche Gewalt em-<lb/> pfinden muß/ und wenn ſolches biß in die Stadt<lb/> kommen/ ſoll es ſich darinnen/ weil es noch<lb/> ſchwach iſt/ nicht allzu weit wagen/ es ſey gleich<lb/> im Verfolgen der Feinde/ oder wenn es auch<lb/> gleich Niemand anſichtig wird/ weil vielmahls<lb/> hierunter ein verborgener Hinterhalt kan beſtel-<lb/> let ſeyn/ ſo das erſte <hi rendition="#aq">Corpus</hi> von dem andern ab-<lb/> ſchneiden/ und folgendlich <hi rendition="#aq">maſſacri</hi>ren ſoll. So<lb/> ſoll auch das erſte eingedrungene <hi rendition="#aq">Corpus</hi> die gan-<lb/> tze Breite einer Gaſſen und Straſſen im <hi rendition="#aq">Avanci</hi>-<lb/> ren einnehmen/ damit ſolches eine breite <hi rendition="#aq">Fronte</hi><lb/> mache; Waͤre aber das erſte <hi rendition="#aq">Corpus</hi> hierzu nicht<lb/> ſtarck genug/ muß das andere gleich zu dem erſten<lb/> ſtoſſen/ inzwiſchen aber das dritte ſich auf die<lb/><hi rendition="#aq">Breche,</hi> Waͤlle und Eingaͤnge des Platzes ver-<lb/> theilen/ und ſolche ſtarck verwachen/ die in Ge-<lb/> wehr ſtehende <hi rendition="#aq">Armée</hi> aber/ oder zum wenigſten<lb/> einige <hi rendition="#aq">commandi</hi>rte <hi rendition="#aq">Trouppen</hi> ſich um ſo viel<lb/> mehr der Feſtung naͤhern/ und die aͤuſſerſten Po-<lb/> ſten wohl verwahren. Jm Fall aber die Stadt<lb/> ziemlichen groß waͤre/ oder ſonſt an einem groſſen<lb/> Waſſer und Meere laͤge/ daß ſolche von allen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Seiten</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [680/0716]
Das XII. Cap.
der Armée aus dem Lager zugleich ausruͤcken/ und
alles in voͤlliger Bataille ſtehen ſoll/ um ſo wohl auf
die beſtuͤrmte Feſtung/ als auch auf das Feld we-
gen eines unverhofften Succurſes ein wachtſa-
mes Auge zu haben. Das erſte Corpus ſoll billig
mit Caſqueten/ Ruͤck und Bruſt-Stuͤcken verſe-
hen ſeyn/ weil es die groͤſte feindliche Gewalt em-
pfinden muß/ und wenn ſolches biß in die Stadt
kommen/ ſoll es ſich darinnen/ weil es noch
ſchwach iſt/ nicht allzu weit wagen/ es ſey gleich
im Verfolgen der Feinde/ oder wenn es auch
gleich Niemand anſichtig wird/ weil vielmahls
hierunter ein verborgener Hinterhalt kan beſtel-
let ſeyn/ ſo das erſte Corpus von dem andern ab-
ſchneiden/ und folgendlich maſſacriren ſoll. So
ſoll auch das erſte eingedrungene Corpus die gan-
tze Breite einer Gaſſen und Straſſen im Avanci-
ren einnehmen/ damit ſolches eine breite Fronte
mache; Waͤre aber das erſte Corpus hierzu nicht
ſtarck genug/ muß das andere gleich zu dem erſten
ſtoſſen/ inzwiſchen aber das dritte ſich auf die
Breche, Waͤlle und Eingaͤnge des Platzes ver-
theilen/ und ſolche ſtarck verwachen/ die in Ge-
wehr ſtehende Armée aber/ oder zum wenigſten
einige commandirte Trouppen ſich um ſo viel
mehr der Feſtung naͤhern/ und die aͤuſſerſten Po-
ſten wohl verwahren. Jm Fall aber die Stadt
ziemlichen groß waͤre/ oder ſonſt an einem groſſen
Waſſer und Meere laͤge/ daß ſolche von allen
Seiten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |