Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das VIII. Cap.

löchern/ damit die obere Last zu samt der Brust-
wehr desto eher nachfalle/ oder man kan die Spitze
des Bollwercks nur in der Mitten mit Canonen
ruiniren/ so die steinigte oder sandigt Erde bald
nach rützschen/ und in den Strum einen bequemen
Aufgang zur Breche machen/ welches dann nicht
alleine bey revetirten sandigten Wercken/ son-
dern auch bey blossen Mauern ohne Crde muß in
achtgenommen/ und solche in der Mitten/ oder
wohl gar nach Gelegenheit am Fusse angegriffen
werden: Denn die Mauern von harten Bruch-
Steinen sind an einer Festung am leichtesten zu-
fällen/ in dem sie sich geschwinde von einander loß-
geben/ und gantze Steine bey den Schießen da-
raus wegspringen/ und so bald nur ein klein Loch
in die Mauer gebrochen ist/ so sind die andern
Steine auch bald zufällen. Die Mauern so von
weichen Werck-Stücken gebauet/ sind übel zu-
beschiessen/ dann man kan ihnen weder mit Ort/
noch Creutz-Schüssen etwas thun/ sonderlichen
wann die Ecken mit eisern Klammern zusam-
men verbunden sind/ will man aber etwas an ihnen
fällen/ so muß man alles mit grossen Haupt-
Stücken thun/ und mit vielen Schüssen ent-
weder zugleich/ oder continuirlich auf einander
solches verrichten. Die Mauern und Brust-
wehren/ so von starcken Ziegel-Steinen gemachet/
sind am übelsten Zufällen/ indem die Stück-
Kugln kein sonderlich Loch dareln machen/ auch

diese

Das VIII. Cap.

loͤchern/ damit die obere Laſt zu ſamt der Bruſt-
wehr deſto eher nachfalle/ oder man kan die Spitze
des Bollwercks nur in der Mitten mit Canonen
ruiniren/ ſo die ſteinigte oder ſandigt Erde bald
nach ruͤtzſchen/ und in den Strum einen bequemen
Aufgang zur Breche machen/ welches dann nicht
alleine bey revetirten ſandigten Wercken/ ſon-
dern auch bey bloſſen Mauern ohne Crde muß in
achtgenommen/ und ſolche in der Mitten/ oder
wohl gar nach Gelegenheit am Fuſſe angegriffen
werden: Denn die Mauern von harten Bruch-
Steinen ſind an einer Feſtung am leichteſten zu-
faͤllen/ in dem ſie ſich geſchwinde von einander loß-
geben/ und gantze Steine bey den Schießen da-
raus wegſpringen/ und ſo bald nur ein klein Loch
in die Mauer gebrochen iſt/ ſo ſind die andern
Steine auch bald zufaͤllen. Die Mauern ſo von
weichen Werck-Stuͤcken gebauet/ ſind uͤbel zu-
beſchieſſen/ dann man kan ihnen weder mit Ort/
noch Creutz-Schuͤſſen etwas thun/ ſonderlichen
wann die Ecken mit eiſern Klammern zuſam-
men verbunden ſind/ will man aber etwas an ihnẽ
faͤllen/ ſo muß man alles mit groſſen Haupt-
Stuͤcken thun/ und mit vielen Schuͤſſen ent-
weder zugleich/ oder continuirlich auf einander
ſolches verrichten. Die Mauern und Bruſt-
wehren/ ſo von ſtarcken Ziegel-Steinen gemachet/
ſind am uͤbelſten Zufaͤllen/ indem die Stuͤck-
Kugln kein ſonderlich Loch dareln machen/ auch

dieſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0638" n="600[602]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Cap.</hi></fw><lb/>
lo&#x0364;chern/ damit die obere La&#x017F;t zu &#x017F;amt der Bru&#x017F;t-<lb/>
wehr de&#x017F;to eher nachfalle/ oder man kan die Spitze<lb/>
des Bollwercks nur in der Mitten mit <hi rendition="#aq">Canonen<lb/>
ruini</hi>ren/ &#x017F;o die &#x017F;teinigte oder &#x017F;andigt Erde bald<lb/>
nach ru&#x0364;tz&#x017F;chen/ und in den Strum einen bequemen<lb/>
Aufgang zur <hi rendition="#aq">Breche</hi> machen/ welches dann nicht<lb/>
alleine bey <hi rendition="#aq">revetir</hi>ten &#x017F;andigten Wercken/ &#x017F;on-<lb/>
dern auch bey blo&#x017F;&#x017F;en Mauern ohne Crde muß in<lb/>
achtgenommen/ und &#x017F;olche in der Mitten/ oder<lb/>
wohl gar nach Gelegenheit am Fu&#x017F;&#x017F;e angegriffen<lb/>
werden: Denn die Mauern von harten Bruch-<lb/>
Steinen &#x017F;ind an einer Fe&#x017F;tung am leichte&#x017F;ten zu-<lb/>
fa&#x0364;llen/ in dem &#x017F;ie &#x017F;ich ge&#x017F;chwinde von einander loß-<lb/>
geben/ und gantze Steine bey den Schießen da-<lb/>
raus weg&#x017F;pringen/ und &#x017F;o bald nur ein klein Loch<lb/>
in die Mauer gebrochen i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;ind die andern<lb/>
Steine auch bald zufa&#x0364;llen. Die Mauern &#x017F;o von<lb/>
weichen Werck-Stu&#x0364;cken gebauet/ &#x017F;ind u&#x0364;bel zu-<lb/>
be&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ dann man kan ihnen weder mit Ort/<lb/>
noch Creutz-Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en etwas thun/ &#x017F;onderlichen<lb/>
wann die Ecken mit ei&#x017F;ern Klammern zu&#x017F;am-<lb/>
men verbunden &#x017F;ind/ will man aber etwas an ihne&#x0303;<lb/>
fa&#x0364;llen/ &#x017F;o muß man alles mit gro&#x017F;&#x017F;en Haupt-<lb/>
Stu&#x0364;cken thun/ und mit vielen Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ent-<lb/>
weder zugleich/ oder <hi rendition="#aq">continui</hi>rlich auf einander<lb/>
&#x017F;olches verrichten. Die Mauern und Bru&#x017F;t-<lb/>
wehren/ &#x017F;o von &#x017F;tarcken Ziegel-Steinen gemachet/<lb/>
&#x017F;ind am u&#x0364;bel&#x017F;ten Zufa&#x0364;llen/ indem die Stu&#x0364;ck-<lb/>
Kugln kein &#x017F;onderlich Loch dareln machen/ auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[600[602]/0638] Das VIII. Cap. loͤchern/ damit die obere Laſt zu ſamt der Bruſt- wehr deſto eher nachfalle/ oder man kan die Spitze des Bollwercks nur in der Mitten mit Canonen ruiniren/ ſo die ſteinigte oder ſandigt Erde bald nach ruͤtzſchen/ und in den Strum einen bequemen Aufgang zur Breche machen/ welches dann nicht alleine bey revetirten ſandigten Wercken/ ſon- dern auch bey bloſſen Mauern ohne Crde muß in achtgenommen/ und ſolche in der Mitten/ oder wohl gar nach Gelegenheit am Fuſſe angegriffen werden: Denn die Mauern von harten Bruch- Steinen ſind an einer Feſtung am leichteſten zu- faͤllen/ in dem ſie ſich geſchwinde von einander loß- geben/ und gantze Steine bey den Schießen da- raus wegſpringen/ und ſo bald nur ein klein Loch in die Mauer gebrochen iſt/ ſo ſind die andern Steine auch bald zufaͤllen. Die Mauern ſo von weichen Werck-Stuͤcken gebauet/ ſind uͤbel zu- beſchieſſen/ dann man kan ihnen weder mit Ort/ noch Creutz-Schuͤſſen etwas thun/ ſonderlichen wann die Ecken mit eiſern Klammern zuſam- men verbunden ſind/ will man aber etwas an ihnẽ faͤllen/ ſo muß man alles mit groſſen Haupt- Stuͤcken thun/ und mit vielen Schuͤſſen ent- weder zugleich/ oder continuirlich auf einander ſolches verrichten. Die Mauern und Bruſt- wehren/ ſo von ſtarcken Ziegel-Steinen gemachet/ ſind am uͤbelſten Zufaͤllen/ indem die Stuͤck- Kugln kein ſonderlich Loch dareln machen/ auch dieſe

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/638
Zitationshilfe:	Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 600[602]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/638>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.