Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Von einigen General-Maximen.
ist aber der Vollwercks-Winckel gar zu klein/ so
fällen die Facen gar zuspitzig/ also daß solche nicht
alleine vom Feinde können leicht ruiniret werden/
sondern man auch sonst sich nicht wegen der En-
ge mit der Artillerie und ander Sachen darinnen
wohl bethun kan.

4. Frage.
Wie soll der Kehl Winckel an ei-
ner Festung recht beschaffen seyn?

Der Kehl Winckel soll niemahls kleiner als
90. Gr. auch nicht viel grösser als 100. Gr. seyn;
Denn ist derselbe grösser/ wird solcher vom Fein-
de gar zu sehr entdecket/ ist er aber kleiner kan er
die gegen überstehende Face nicht wohl bestrei-
chen: Derohalben kan kein Spitz-Winckel mit
einer gantzen Bastion recht beleget und fortifici-
ret werden/ weil beyde Winckel/ so wohl der Boll-
wercks als der Kehl-Winckel unter die behörige
Weite fällen/ und muß man den Spitz-Winckel
abschneiten/ und solchen in Form entweder einer
einfachen oder doppelten Tenaille, oder auch nach
gelegenheit in Form eines Horn-Wercks fortifi-
ci
ren/ und wenn man will auch ein klein ravelin
davor legen.

(5.) Frage.
Welche Kehl Linien sind am besten/
die langen/ oder die kurtzer?

Die großen und langen Kehl-Linien/ wenn sie nur

nicht

Von einigen General-Maximen.
iſt aber der Vollwercks-Winckel gar zu klein/ ſo
faͤllen die Facen gar zuſpitzig/ alſo daß ſolche nicht
alleine vom Feinde koͤnnen leicht ruiniꝛet weꝛden/
ſondern man auch ſonſt ſich nicht wegen der En-
ge mit der Artillerie und ander Sachen darinnen
wohl bethun kan.

4. Frage.
Wie ſoll der Kehl Winckel an ei-
ner Feſtung recht beſchaffen ſeyn?

Der Kehl Winckel ſoll niemahls kleiner als
90. Gr. auch nicht viel groͤſſer als 100. Gr. ſeyn;
Denn iſt derſelbe groͤſſer/ wird ſolcher vom Fein-
de gar zu ſehr entdecket/ iſt er aber kleiner kan er
die gegen uͤberſtehende Face nicht wohl beſtrei-
chen: Derohalben kan kein Spitz-Winckel mit
einer gantzen Baſtion recht beleget und fortifici-
ret werden/ weil beyde Winckel/ ſo wohl der Boll-
wercks als der Kehl-Winckel unter die behoͤrige
Weite faͤllen/ und muß man den Spitz-Winckel
abſchneiten/ und ſolchen in Form entweder einer
einfachen oder doppelten Tenaille, oder auch nach
gelegenheit in Form eines Horn-Wercks fortifi-
ci
ren/ und wenn man will auch ein klein ravelin
davor legen.

(5.) Frage.
Welche Kehl Linien ſind am beſten/
die langen/ oder die kurtzer?

Die großẽ und langẽ Kehl-Linien/ wenn ſie nur

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0319" n="283"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von einigen <hi rendition="#aq">General-Maximen.</hi></hi></fw><lb/>
i&#x017F;t aber der Vollwercks-Winckel gar zu klein/ &#x017F;o<lb/>
fa&#x0364;llen die Facen gar zu&#x017F;pitzig/ al&#x017F;o daß &#x017F;olche nicht<lb/>
alleine vom Feinde ko&#x0364;nnen leicht <hi rendition="#aq">ruini</hi>&#xA75B;et we&#xA75B;den/<lb/>
&#x017F;ondern man auch &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ich nicht wegen der En-<lb/>
ge mit der <hi rendition="#aq">Artillerie</hi> und ander Sachen darinnen<lb/>
wohl bethun kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>4. <hi rendition="#fr">Frage.</hi><lb/><hi rendition="#b">Wie &#x017F;oll der Kehl Winckel an ei-<lb/>
ner Fe&#x017F;tung recht be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn?</hi></head><lb/>
            <p>Der Kehl Winckel &#x017F;oll niemahls kleiner als<lb/>
90. Gr. auch nicht viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als 100. Gr. &#x017F;eyn;<lb/>
Denn i&#x017F;t der&#x017F;elbe gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ wird &#x017F;olcher vom Fein-<lb/>
de gar zu &#x017F;ehr entdecket/ i&#x017F;t er aber kleiner kan er<lb/>
die gegen u&#x0364;ber&#x017F;tehende <hi rendition="#aq">Face</hi> nicht wohl be&#x017F;trei-<lb/>
chen: Derohalben kan kein Spitz-Winckel mit<lb/>
einer gantzen <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;tion</hi> recht beleget und <hi rendition="#aq">fortifici-</hi><lb/>
ret werden/ weil beyde Winckel/ &#x017F;o wohl der Boll-<lb/>
wercks als der Kehl-Winckel unter die beho&#x0364;rige<lb/>
Weite fa&#x0364;llen/ und muß man den Spitz-Winckel<lb/>
ab&#x017F;chneiten/ und &#x017F;olchen in Form entweder einer<lb/>
einfachen oder doppelten <hi rendition="#aq">Tenaille,</hi> oder auch nach<lb/>
gelegenheit in Form eines Horn-Wercks <hi rendition="#aq">fortifi-<lb/>
ci</hi>ren/ und wenn man will auch ein klein <hi rendition="#aq">ravelin</hi><lb/>
davor legen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>(5.) <hi rendition="#fr">Frage.</hi><lb/><hi rendition="#b">Welche Kehl Linien &#x017F;ind am be&#x017F;ten/<lb/>
die langen/ oder die kurtzer?</hi></head><lb/>
            <p>Die große&#x0303; und lange&#x0303; Kehl-Linien/ wenn &#x017F;ie nur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0319] Von einigen General-Maximen. iſt aber der Vollwercks-Winckel gar zu klein/ ſo faͤllen die Facen gar zuſpitzig/ alſo daß ſolche nicht alleine vom Feinde koͤnnen leicht ruiniꝛet weꝛden/ ſondern man auch ſonſt ſich nicht wegen der En- ge mit der Artillerie und ander Sachen darinnen wohl bethun kan. 4. Frage. Wie ſoll der Kehl Winckel an ei- ner Feſtung recht beſchaffen ſeyn? Der Kehl Winckel ſoll niemahls kleiner als 90. Gr. auch nicht viel groͤſſer als 100. Gr. ſeyn; Denn iſt derſelbe groͤſſer/ wird ſolcher vom Fein- de gar zu ſehr entdecket/ iſt er aber kleiner kan er die gegen uͤberſtehende Face nicht wohl beſtrei- chen: Derohalben kan kein Spitz-Winckel mit einer gantzen Baſtion recht beleget und fortifici- ret werden/ weil beyde Winckel/ ſo wohl der Boll- wercks als der Kehl-Winckel unter die behoͤrige Weite faͤllen/ und muß man den Spitz-Winckel abſchneiten/ und ſolchen in Form entweder einer einfachen oder doppelten Tenaille, oder auch nach gelegenheit in Form eines Horn-Wercks fortifi- ciren/ und wenn man will auch ein klein ravelin davor legen. (5.) Frage. Welche Kehl Linien ſind am beſten/ die langen/ oder die kurtzer? Die großẽ und langẽ Kehl-Linien/ wenn ſie nur nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/319
Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/319>, abgerufen am 22.11.2024.