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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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kommen ist. Und nun keine Complimente weiter und keine Umstände. Langen Sie zu, Vetterchen, und dann erzählen Sie. Wie war es denn, ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich darauf brenne.

Was in aller Welt soll ich Ihnen erzählen! rief Vetter Isidor und setzte die goldgeränderte Tasse so heftig hin, daß sie beinahe in Stücke gesprungen wäre.

Nun die bewußte Entführung, Vetterchen; Sie sind ja jetzt ein berühmter Mann, eine poetische Persönlichkeit geworden, Herr Secretarius. -- Ich habe Respect vor Ihnen bekommen, und bei vorkommender Gelegenheit wird man zuerst an Sie denken müssen, setzte sie schalkhaft hinzu. Aber nun erzählen Sie hübsch der Reihe nach, Tag für Tag.

Sie spannen mich auf die Folter, Frau Conrectorin! rief Isidor tief melancholisch. Sie wissen wirklich nicht, was Sie verlangen. Was soll ich alle die alten Wunden aufreißen, und was soll ich eigentlich erzählen? Es ist so unerhört, es ist namenlos, es ist unqualificirbar. So lange die Welt steht, ist solch ein Streich nicht dagewesen! O Weiber! Weiber! Weiber!

Na, ereifern Sie sich nur nicht von Neuem, warf die Conrectorin begütigend ein und füllte abermals eine Tasse. Wie war's denn, als sie von hier fortfuhren? So weit bin ich unterrichtet. -- Dann reißt der Faden ab.

Der Vetter schwieg eine Weile und kämpfte sichtlich, ob er die Historie seiner Schmach erzählen solle oder nicht; doch mochte es ihm unzweifelhaft ein Bedürfniß

kommen ist. Und nun keine Complimente weiter und keine Umstände. Langen Sie zu, Vetterchen, und dann erzählen Sie. Wie war es denn, ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich darauf brenne.

Was in aller Welt soll ich Ihnen erzählen! rief Vetter Isidor und setzte die goldgeränderte Tasse so heftig hin, daß sie beinahe in Stücke gesprungen wäre.

Nun die bewußte Entführung, Vetterchen; Sie sind ja jetzt ein berühmter Mann, eine poetische Persönlichkeit geworden, Herr Secretarius. — Ich habe Respect vor Ihnen bekommen, und bei vorkommender Gelegenheit wird man zuerst an Sie denken müssen, setzte sie schalkhaft hinzu. Aber nun erzählen Sie hübsch der Reihe nach, Tag für Tag.

Sie spannen mich auf die Folter, Frau Conrectorin! rief Isidor tief melancholisch. Sie wissen wirklich nicht, was Sie verlangen. Was soll ich alle die alten Wunden aufreißen, und was soll ich eigentlich erzählen? Es ist so unerhört, es ist namenlos, es ist unqualificirbar. So lange die Welt steht, ist solch ein Streich nicht dagewesen! O Weiber! Weiber! Weiber!

Na, ereifern Sie sich nur nicht von Neuem, warf die Conrectorin begütigend ein und füllte abermals eine Tasse. Wie war's denn, als sie von hier fortfuhren? So weit bin ich unterrichtet. — Dann reißt der Faden ab.

Der Vetter schwieg eine Weile und kämpfte sichtlich, ob er die Historie seiner Schmach erzählen solle oder nicht; doch mochte es ihm unzweifelhaft ein Bedürfniß

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[0119] kommen ist. Und nun keine Complimente weiter und keine Umstände. Langen Sie zu, Vetterchen, und dann erzählen Sie. Wie war es denn, ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich darauf brenne. Was in aller Welt soll ich Ihnen erzählen! rief Vetter Isidor und setzte die goldgeränderte Tasse so heftig hin, daß sie beinahe in Stücke gesprungen wäre. Nun die bewußte Entführung, Vetterchen; Sie sind ja jetzt ein berühmter Mann, eine poetische Persönlichkeit geworden, Herr Secretarius. — Ich habe Respect vor Ihnen bekommen, und bei vorkommender Gelegenheit wird man zuerst an Sie denken müssen, setzte sie schalkhaft hinzu. Aber nun erzählen Sie hübsch der Reihe nach, Tag für Tag. Sie spannen mich auf die Folter, Frau Conrectorin! rief Isidor tief melancholisch. Sie wissen wirklich nicht, was Sie verlangen. Was soll ich alle die alten Wunden aufreißen, und was soll ich eigentlich erzählen? Es ist so unerhört, es ist namenlos, es ist unqualificirbar. So lange die Welt steht, ist solch ein Streich nicht dagewesen! O Weiber! Weiber! Weiber! Na, ereifern Sie sich nur nicht von Neuem, warf die Conrectorin begütigend ein und füllte abermals eine Tasse. Wie war's denn, als sie von hier fortfuhren? So weit bin ich unterrichtet. — Dann reißt der Faden ab. Der Vetter schwieg eine Weile und kämpfte sichtlich, ob er die Historie seiner Schmach erzählen solle oder nicht; doch mochte es ihm unzweifelhaft ein Bedürfniß

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/119>, abgerufen am 23.11.2024.