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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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dem sein Unschuld am Tag lege/ ihn of-
fentlich vor unschuldig ausruffen zulas-
sen/ damit die Königliche Cron ins künf-
tig seinetwegen kein Nachred gedulten
müste/ als hätte sie sich mit liderlichen
Leuten beholffen und sich dardurch be-
fleckt; er hätte zwar ein Schreiben bey
sich so der Selicha eigne Hand wäre; er
getraute aber/ wann man deren beyde
Jungfern verhörete/ die er darunten im
Königlichen Hof gesehen hätte/ so wür-
den sie seiner Unschuld so genugsam Be-
zeugniß geben können/ daß man des an-
geregten Schreibens nicht bedörffte.

Jn selbigem Augenblick wurden aus
Königlichen Befehlch Potiphar der
Obrist Kuchenmeister als Kläger/ und
die bemeldte beyde Jungfern als Zeu-
gen beschickt; Der Kuchenmeister/ wie
wohl er nach dem Tod seiner Frauen
ein anders erfahren/ beharrete darauff/
daß Joseph durch vorgehabten gewalt-
thätigen Nothzwang sein Frau er-
schreckt und zum Tod gefürdert hätte;
beyde Jungfern aber bezeugten das Wi-

der-

dem ſein Unſchuld am Tag lege/ ihn of-
fentlich vor unſchuldig ausruffen zulaſ-
ſen/ damit die Koͤnigliche Cron ins kuͤnf-
tig ſeinetwegen kein Nachred gedulten
muͤſte/ als haͤtte ſie ſich mit liderlichen
Leuten beholffen und ſich dardurch be-
fleckt; er haͤtte zwar ein Schreiben bey
ſich ſo der Selicha eigne Hand waͤre; er
getraute aber/ wann man deren beyde
Jungfern verhoͤrete/ die er darunten im
Koͤniglichen Hof geſehen haͤtte/ ſo wuͤr-
den ſie ſeiner Unſchuld ſo genugſam Be-
zeugniß geben koͤnnen/ daß man des an-
geregten Schreibens nicht bedoͤrffte.

Jn ſelbigem Augenblick wurden aus
Koͤniglichen Befehlch Potiphar der
Obriſt Kuchenmeiſter als Klaͤger/ und
die bemeldte beyde Jungfern als Zeu-
gen beſchickt; Der Kuchenmeiſter/ wie
wohl er nach dem Tod ſeiner Frauen
ein anders erfahren/ beharrete darauff/
daß Joſeph durch vorgehabten gewalt-
thaͤtigen Nothzwang ſein Frau er-
ſchreckt und zum Tod gefuͤrdert haͤtte;
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[160.[160]/0164] dem ſein Unſchuld am Tag lege/ ihn of- fentlich vor unſchuldig ausruffen zulaſ- ſen/ damit die Koͤnigliche Cron ins kuͤnf- tig ſeinetwegen kein Nachred gedulten muͤſte/ als haͤtte ſie ſich mit liderlichen Leuten beholffen und ſich dardurch be- fleckt; er haͤtte zwar ein Schreiben bey ſich ſo der Selicha eigne Hand waͤre; er getraute aber/ wann man deren beyde Jungfern verhoͤrete/ die er darunten im Koͤniglichen Hof geſehen haͤtte/ ſo wuͤr- den ſie ſeiner Unſchuld ſo genugſam Be- zeugniß geben koͤnnen/ daß man des an- geregten Schreibens nicht bedoͤrffte. Jn ſelbigem Augenblick wurden aus Koͤniglichen Befehlch Potiphar der Obriſt Kuchenmeiſter als Klaͤger/ und die bemeldte beyde Jungfern als Zeu- gen beſchickt; Der Kuchenmeiſter/ wie wohl er nach dem Tod ſeiner Frauen ein anders erfahren/ beharrete darauff/ daß Joſeph durch vorgehabten gewalt- thaͤtigen Nothzwang ſein Frau er- ſchreckt und zum Tod gefuͤrdert haͤtte; beyde Jungfern aber bezeugten das Wi- der-

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 160.[160]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/164>, abgerufen am 24.11.2024.