Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

als schön und feist die ersten waren; end-
liche sahe ich daß die Mageren die Feisten
frassen und davon doch nicht desto fetter
wurden; worüber ich mich so entsatzte/
daß ich darüber erwachte; kaum war
ich aber wider eingeschlaffen; sihe/ da sa-
he ich sieben vollkommne Aeher mit reif-
fen Früchten auffs reichlichst angefüllt/
dieselbe wurden von sieben magern Aeh-
ren/ die kein einzigs Körnlein in sich hat-
ten/ verschlungen/ und verblieben diesel-
be dörre Aeher jedoch eben so dün und
durchsichtig als zuvor; gleichsam als
wann sie nichts von den Saamenreichen
Aehren in sich geschluckt hätten; weist
du nun die Bedeutung hierüber? so las-
se sie hören.

Mein Herr antwortet Joseph/ die-
ses ist ein Traum eines Königs in Egy-
pten: mein Herr vergeb mir/ wann ich
irre; hat dieser Traum meinem Herren
geträumt so hat ihm Gott nicht allein
offenbahrt/ das er Egypten beherrschen
soll; sondern auch das wichtige nicht ver-
halten/ so unter seiner Regierung gesche-

hen

als ſchoͤn und feiſt die erſten waren; end-
liche ſahe ich daß die Mageren die Feiſten
fraſſen und davon doch nicht deſto fetter
wurden; woruͤber ich mich ſo entſatzte/
daß ich daruͤber erwachte; kaum war
ich aber wider eingeſchlaffen; ſihe/ da ſa-
he ich ſieben vollkommne Aeher mit reif-
fen Fruͤchten auffs reichlichſt angefuͤllt/
dieſelbe wurden von ſieben magern Aeh-
ren/ die kein einzigs Koͤrnlein in ſich hat-
ten/ verſchlungen/ und verblieben dieſel-
be doͤrre Aeher jedoch eben ſo duͤn und
durchſichtig als zuvor; gleichſam als
wañ ſie nichts von den Saamenreichen
Aehren in ſich geſchluckt haͤtten; weiſt
du nun die Bedeutung hieruͤber? ſo laſ-
ſe ſie hoͤren.

Mein Herr antwortet Joſeph/ die-
ſes iſt ein Traum eines Koͤnigs in Egy-
pten: mein Herr vergeb mir/ wann ich
irre; hat dieſer Traum meinem Herren
getraͤumt ſo hat ihm Gott nicht allein
offenbahrt/ das er Egypten beherrſchen
ſoll; ſondern auch das wichtige nicht ver-
halten/ ſo unter ſeiner Regierung geſche-

hen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="155.[155]"/>
als &#x017F;cho&#x0364;n und fei&#x017F;t die er&#x017F;ten waren; end-<lb/>
liche &#x017F;ahe ich daß die Mageren die Fei&#x017F;ten<lb/>
fra&#x017F;&#x017F;en und davon doch nicht de&#x017F;to fetter<lb/>
wurden; woru&#x0364;ber ich mich &#x017F;o ent&#x017F;atzte/<lb/>
daß ich daru&#x0364;ber erwachte; kaum war<lb/>
ich aber wider einge&#x017F;chlaffen; &#x017F;ihe/ da &#x017F;a-<lb/>
he ich &#x017F;ieben vollkommne Aeher mit reif-<lb/>
fen Fru&#x0364;chten auffs reichlich&#x017F;t angefu&#x0364;llt/<lb/>
die&#x017F;elbe wurden von &#x017F;ieben magern Aeh-<lb/>
ren/ die kein einzigs Ko&#x0364;rnlein in &#x017F;ich hat-<lb/>
ten/ ver&#x017F;chlungen/ und verblieben die&#x017F;el-<lb/>
be do&#x0364;rre Aeher jedoch eben &#x017F;o du&#x0364;n und<lb/>
durch&#x017F;ichtig als zuvor; gleich&#x017F;am als<lb/>
wan&#x0303; &#x017F;ie nichts von den Saamenreichen<lb/>
Aehren in &#x017F;ich ge&#x017F;chluckt ha&#x0364;tten; wei&#x017F;t<lb/>
du nun die Bedeutung hieru&#x0364;ber? &#x017F;o la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;ie ho&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>Mein Herr antwortet Jo&#x017F;eph/ die-<lb/>
&#x017F;es i&#x017F;t ein Traum eines Ko&#x0364;nigs in Egy-<lb/>
pten: mein Herr vergeb mir/ wann ich<lb/>
irre; hat die&#x017F;er Traum meinem Herren<lb/>
getra&#x0364;umt &#x017F;o hat ihm Gott nicht allein<lb/>
offenbahrt/ das er Egypten beherr&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;oll; &#x017F;ondern auch das wichtige nicht ver-<lb/>
halten/ &#x017F;o unter &#x017F;einer Regierung ge&#x017F;che-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155.[155]/0159] als ſchoͤn und feiſt die erſten waren; end- liche ſahe ich daß die Mageren die Feiſten fraſſen und davon doch nicht deſto fetter wurden; woruͤber ich mich ſo entſatzte/ daß ich daruͤber erwachte; kaum war ich aber wider eingeſchlaffen; ſihe/ da ſa- he ich ſieben vollkommne Aeher mit reif- fen Fruͤchten auffs reichlichſt angefuͤllt/ dieſelbe wurden von ſieben magern Aeh- ren/ die kein einzigs Koͤrnlein in ſich hat- ten/ verſchlungen/ und verblieben dieſel- be doͤrre Aeher jedoch eben ſo duͤn und durchſichtig als zuvor; gleichſam als wañ ſie nichts von den Saamenreichen Aehren in ſich geſchluckt haͤtten; weiſt du nun die Bedeutung hieruͤber? ſo laſ- ſe ſie hoͤren. Mein Herr antwortet Joſeph/ die- ſes iſt ein Traum eines Koͤnigs in Egy- pten: mein Herr vergeb mir/ wann ich irre; hat dieſer Traum meinem Herren getraͤumt ſo hat ihm Gott nicht allein offenbahrt/ das er Egypten beherrſchen ſoll; ſondern auch das wichtige nicht ver- halten/ ſo unter ſeiner Regierung geſche- hen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/159
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 155.[155]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/159>, abgerufen am 24.11.2024.