Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite
Warhafftige Ursach und kurtzge-
faster Jnhalt dieses Tractätleins.

DEmnach die Ziegeunerin Courage aus
Simplicissimi Lebens-Beschreibung lib. 5.
cap.
6. vernimmt/ daß er ihrer mit schlechtem
Lob gedenckt; wird sie dermassen über ihn erbit-
tert/ daß sie ihm zu Spott/ ihr selbsten aber zu
eigner Schand/ (worum sie sich aber wenig be-
kümmert/ weil sie allererst unter den Ziegeunern
aller Ehr und Tugend selbst abgesagt/) ihren
ganzen liederlich-geführten Lebens-Lauff an Tag
gibt/ um vor der gantzen Welt gedachten Sim-
plicissimum
zu Schanden zu machen; weiln er
sich mit einer so leichten Vettel/ wie sie sich eine
zu seyn bekennet/ auch in Warheit eine gewesen/
zu besudeln kein Abscheuen getragen/ und noch
darzu sich seiner Leichtfertigkeit und Boßheit be-
rühmet; massen daraus zu schliessen/ daß Gaul
als Gur/ Bub als Hur/ und kein Theil um ein
Haar besser sey/ als das ander; Reibet ihm dar-
neben trefflich ein/ wie meisterlich sie ihn
hingegen bezahlt/ und betro-
gen habe.



Warhafftige Urſach und kurtzge-
faſter Jnhalt dieſes Tractaͤtleins.

DEmnach die Ziegeunerin Courage aus
Simpliciſſimi Lebens-Beſchreibung lib. 5.
cap.
6. vernimmt/ daß er ihrer mit ſchlechtem
Lob gedenckt; wird ſie dermaſſen uͤber ihn erbit-
tert/ daß ſie ihm zu Spott/ ihr ſelbſten aber zu
eigner Schand/ (worum ſie ſich aber wenig be-
kuͤmmert/ weil ſie allererſt unter den Ziegeunern
aller Ehr und Tugend ſelbſt abgeſagt/) ihren
ganzen liederlich-gefuͤhrten Lebens-Lauff an Tag
gibt/ um vor der gantzen Welt gedachten Sim-
pliciſſimum
zu Schanden zu machen; weiln er
ſich mit einer ſo leichten Vettel/ wie ſie ſich eine
zu ſeyn bekennet/ auch in Warheit eine geweſen/
zu beſudeln kein Abſcheuen getragen/ und noch
darzu ſich ſeiner Leichtfertigkeit und Boßheit be-
ruͤhmet; maſſen daraus zu ſchlieſſen/ daß Gaul
als Gur/ Bub als Hur/ und kein Theil um ein
Haar beſſer ſey/ als das ander; Reibet ihm dar-
neben trefflich ein/ wie meiſterlich ſie ihn
hingegen bezahlt/ und betro-
gen habe.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0260" n="264"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Warhafftige Ur&#x017F;ach und kurtzge-<lb/>
fa&#x017F;ter Jnhalt die&#x017F;es Tracta&#x0364;tleins.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Emnach die Ziegeunerin <hi rendition="#aq">Courage</hi> aus<lb/><hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi> Lebens-Be&#x017F;chreibung <hi rendition="#aq">lib. 5.<lb/>
cap.</hi> 6. vernimmt/ daß er ihrer mit &#x017F;chlechtem<lb/>
Lob gedenckt; wird &#x017F;ie derma&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber ihn erbit-<lb/>
tert/ daß &#x017F;ie ihm zu Spott/ ihr &#x017F;elb&#x017F;ten aber zu<lb/>
eigner Schand/ (worum &#x017F;ie &#x017F;ich aber wenig be-<lb/>
ku&#x0364;mmert/ weil &#x017F;ie allerer&#x017F;t unter den Ziegeunern<lb/>
aller Ehr und Tugend &#x017F;elb&#x017F;t abge&#x017F;agt/) ihren<lb/>
ganzen liederlich-gefu&#x0364;hrten Lebens-Lauff an Tag<lb/>
gibt/ um vor der gantzen Welt gedachten <hi rendition="#aq">Sim-<lb/>
plici&#x017F;&#x017F;imum</hi> zu Schanden zu machen; weiln er<lb/>
&#x017F;ich mit einer &#x017F;o leichten Vettel/ wie &#x017F;ie &#x017F;ich eine<lb/>
zu &#x017F;eyn bekennet/ auch in Warheit eine gewe&#x017F;en/<lb/>
zu be&#x017F;udeln kein Ab&#x017F;cheuen getragen/ und noch<lb/>
darzu &#x017F;ich &#x017F;einer Leichtfertigkeit und Boßheit be-<lb/>
ru&#x0364;hmet; ma&#x017F;&#x017F;en daraus zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß Gaul<lb/>
als Gur/ Bub als Hur/ und kein Theil um ein<lb/>
Haar be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey/ als das ander; Reibet ihm dar-<lb/><hi rendition="#c">neben trefflich ein/ wie mei&#x017F;terlich &#x017F;ie ihn<lb/>
hingegen bezahlt/ und betro-<lb/>
gen habe.</hi></p>
      </div>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><lb/>
    </body>
    <back>
</back>
  </text>
</TEI>
[264/0260] Warhafftige Urſach und kurtzge- faſter Jnhalt dieſes Tractaͤtleins. DEmnach die Ziegeunerin Courage aus Simpliciſſimi Lebens-Beſchreibung lib. 5. cap. 6. vernimmt/ daß er ihrer mit ſchlechtem Lob gedenckt; wird ſie dermaſſen uͤber ihn erbit- tert/ daß ſie ihm zu Spott/ ihr ſelbſten aber zu eigner Schand/ (worum ſie ſich aber wenig be- kuͤmmert/ weil ſie allererſt unter den Ziegeunern aller Ehr und Tugend ſelbſt abgeſagt/) ihren ganzen liederlich-gefuͤhrten Lebens-Lauff an Tag gibt/ um vor der gantzen Welt gedachten Sim- pliciſſimum zu Schanden zu machen; weiln er ſich mit einer ſo leichten Vettel/ wie ſie ſich eine zu ſeyn bekennet/ auch in Warheit eine geweſen/ zu beſudeln kein Abſcheuen getragen/ und noch darzu ſich ſeiner Leichtfertigkeit und Boßheit be- ruͤhmet; maſſen daraus zu ſchlieſſen/ daß Gaul als Gur/ Bub als Hur/ und kein Theil um ein Haar beſſer ſey/ als das ander; Reibet ihm dar- neben trefflich ein/ wie meiſterlich ſie ihn hingegen bezahlt/ und betro- gen habe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/260
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/260>, abgerufen am 25.12.2024.