Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

daß alle Welt genug darvon zu singen
und zu sagen weiß; diß bin ich schuldig
zu melden/ wann ich anders mein gantze
Histori erzehlen will/ daß mich ein Teut-
scher Reuter vor einen Jungen mit
nahm/ bey dem ich der Pferdte warten
und forragirn: das ist/ stehlen helffen sol-
te; ich nennete mich Janco und konnte zim-
lich Teutsch lallen/ aber ich liesse michs/
aller Böhmen Brauch nach/ drumb
nicht mercken; darneben war ich zart/
schön und Adelicher Geberden/ und wer
mir solches jetzt nicht glauben will/ dem
wolte ich wünschen/ daß er mich vor 50.
Jahren gesehen hätte/ so würde er mir
dessentwegen schon ein ander gut Zeug-
niß geben.

Als mich nun dieser mein erster Herr
zur Compagnia brachte/ fragte ihn sein
Rittmeister/ welches in Warheit ein
schöner junger tapfferer Cavallier war/
was er mit mir machen wolte? Er ant-
wortet/ was andere Reuter mit ihren
Jungen machen; Mausen und der
Pferdte warten/ worzu die Böhmische

Art/
B ij

daß alle Welt genug darvon zu ſingen
und zu ſagen weiß; diß bin ich ſchuldig
zu melden/ wann ich anders mein gantze
Hiſtori erzehlen will/ daß mich ein Teut-
ſcher Reuter vor einen Jungen mit
nahm/ bey dem ich der Pferdte warten
und forragirn: das iſt/ ſtehlen helffen ſol-
te; ich nennete mich Janco und koñte zim-
lich Teutſch lallen/ aber ich lieſſe michs/
aller Boͤhmen Brauch nach/ drumb
nicht mercken; darneben war ich zart/
ſchoͤn und Adelicher Geberden/ und wer
mir ſolches jetzt nicht glauben will/ dem
wolte ich wuͤnſchen/ daß er mich vor 50.
Jahren geſehen haͤtte/ ſo wuͤrde er mir
deſſentwegen ſchon ein ander gut Zeug-
niß geben.

Als mich nun dieſer mein erſter Herr
zur Compagnia brachte/ fragte ihn ſein
Rittmeiſter/ welches in Warheit ein
ſchoͤner junger tapfferer Cavallier war/
was er mit mir machen wolte? Er ant-
wortet/ was andere Reuter mit ihren
Jungen machen; Mauſen und der
Pferdte warten/ worzu die Boͤhmiſche

Art/
B ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="23"/>
daß alle Welt genug darvon zu &#x017F;ingen<lb/>
und zu &#x017F;agen weiß; diß bin ich &#x017F;chuldig<lb/>
zu melden/ wann ich anders mein gantze<lb/>
Hi&#x017F;tori erzehlen will/ daß mich ein Teut-<lb/>
&#x017F;cher Reuter vor einen Jungen mit<lb/>
nahm/ bey dem ich der Pferdte warten<lb/>
und <hi rendition="#aq">forragirn:</hi> das i&#x017F;t/ &#x017F;tehlen helffen &#x017F;ol-<lb/>
te; ich nennete mich <hi rendition="#aq">Janco</hi> und kon&#x0303;te zim-<lb/>
lich Teut&#x017F;ch lallen/ aber ich lie&#x017F;&#x017F;e michs/<lb/>
aller Bo&#x0364;hmen Brauch nach/ drumb<lb/>
nicht mercken; darneben war ich zart/<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n und Adelicher Geberden/ und wer<lb/>
mir &#x017F;olches jetzt nicht glauben will/ dem<lb/>
wolte ich wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß er mich vor 50.<lb/>
Jahren ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tte/ &#x017F;o wu&#x0364;rde er mir<lb/>
de&#x017F;&#x017F;entwegen &#x017F;chon ein ander gut Zeug-<lb/>
niß geben.</p><lb/>
        <p>Als mich nun die&#x017F;er mein er&#x017F;ter Herr<lb/>
zur <hi rendition="#aq">Compagnia</hi> brachte/ fragte ihn &#x017F;ein<lb/>
Rittmei&#x017F;ter/ welches in Warheit ein<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner junger tapfferer Cavallier war/<lb/>
was er mit mir machen wolte? Er ant-<lb/>
wortet/ was andere Reuter mit ihren<lb/>
Jungen machen; Mau&#x017F;en und der<lb/>
Pferdte warten/ worzu die Bo&#x0364;hmi&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Art/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0025] daß alle Welt genug darvon zu ſingen und zu ſagen weiß; diß bin ich ſchuldig zu melden/ wann ich anders mein gantze Hiſtori erzehlen will/ daß mich ein Teut- ſcher Reuter vor einen Jungen mit nahm/ bey dem ich der Pferdte warten und forragirn: das iſt/ ſtehlen helffen ſol- te; ich nennete mich Janco und koñte zim- lich Teutſch lallen/ aber ich lieſſe michs/ aller Boͤhmen Brauch nach/ drumb nicht mercken; darneben war ich zart/ ſchoͤn und Adelicher Geberden/ und wer mir ſolches jetzt nicht glauben will/ dem wolte ich wuͤnſchen/ daß er mich vor 50. Jahren geſehen haͤtte/ ſo wuͤrde er mir deſſentwegen ſchon ein ander gut Zeug- niß geben. Als mich nun dieſer mein erſter Herr zur Compagnia brachte/ fragte ihn ſein Rittmeiſter/ welches in Warheit ein ſchoͤner junger tapfferer Cavallier war/ was er mit mir machen wolte? Er ant- wortet/ was andere Reuter mit ihren Jungen machen; Mauſen und der Pferdte warten/ worzu die Boͤhmiſche Art/ B ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/25
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/25>, abgerufen am 24.11.2024.