Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

ich sey mehr mobilis als nobilis gewesen/
ich gebe beydes zu/ wann er selbst aber nobel
oder sonst ein gut Haar an ihm gewesen
wäre/ so hätte er sich an so keine leichtfertige
und unverschämte Dirne/ wie er mich vor
eine gehalten/ nicht gehänckt/ vielweniger
seine eigene Unehr/ und meine Schand
also vor der gantzen Welt ausgebreitet und
ausgeschrien; Lieber Leser! was hat er jetzt
vor Ehr und Ruhm darvon/ daß er (da-
mit seine eigene Wort gebrauche) in kurtzer
Zeit einen freyen Zutritt und alle Ver-
gnügung/ die er begehren und wünschen
mögen/ von einer Weibs-Person erhalten/
vor deren Leichtfertigkeit er ein Abscheuen
bekommen? Ja von deren/ die noch kaum
der Holtz-Cur entronnen? Der arme
Teuffel hat eine gewaltige Ehre darvon/
sich dessen zu rühmen/ welches er mit besse-
ren Ehren billich hätte verschweigen sol-
len; Aber es gehet dergleichen Hengsten
nicht anderst/ die/ wie das unvernünfftige
Viehe/ einem jedwedern geschleyerten
Thier wie der Jäger jeden einem Stück
Wild nachsetzen; Er sagt/ ich seye glatt-

härig

ich ſey mehr mobilis als nobilis geweſen/
ich gebe beydes zu/ wann er ſelbſt aber nobel
oder ſonſt ein gut Haar an ihm geweſen
waͤre/ ſo haͤtte er ſich an ſo keine leichtfertige
und unverſchaͤmte Dirne/ wie er mich vor
eine gehalten/ nicht gehaͤnckt/ vielweniger
ſeine eigene Unehr/ und meine Schand
alſo vor der gantzen Welt ausgebreitet und
ausgeſchrien; Lieber Leſer! was hat er jetzt
vor Ehr und Ruhm darvon/ daß er (da-
mit ſeine eigene Wort gebrauche) in kurtzer
Zeit einen freyen Zutritt und alle Ver-
gnuͤgung/ die er begehren und wuͤnſchen
moͤgen/ von einer Weibs-Perſon erhalten/
vor deren Leichtfertigkeit er ein Abſcheuen
bekommen? Ja von deren/ die noch kaum
der Holtz-Cur entronnen? Der arme
Teuffel hat eine gewaltige Ehre darvon/
ſich deſſen zu ruͤhmen/ welches er mit beſſe-
ren Ehren billich haͤtte verſchweigen ſol-
len; Aber es gehet dergleichen Hengſten
nicht anderſt/ die/ wie das unvernuͤnfftige
Viehe/ einem jedwedern geſchleyerten
Thier wie der Jaͤger jeden einem Stuͤck
Wild nachſetzen; Er ſagt/ ich ſeye glatt-

haͤrig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0231" n="229"/>
ich &#x017F;ey mehr <hi rendition="#aq">mobilis</hi> als <hi rendition="#aq">nobilis</hi> gewe&#x017F;en/<lb/>
ich gebe beydes zu/ wann er &#x017F;elb&#x017F;t aber <hi rendition="#aq">nobel</hi><lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t ein gut Haar an ihm gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re/ &#x017F;o ha&#x0364;tte er &#x017F;ich an &#x017F;o keine leichtfertige<lb/>
und unver&#x017F;cha&#x0364;mte Dirne/ wie er mich vor<lb/>
eine gehalten/ nicht geha&#x0364;nckt/ vielweniger<lb/>
&#x017F;eine eigene Unehr/ und meine Schand<lb/>
al&#x017F;o vor der gantzen Welt ausgebreitet und<lb/>
ausge&#x017F;chrien; Lieber Le&#x017F;er! was hat er jetzt<lb/>
vor Ehr und Ruhm darvon/ daß er (da-<lb/>
mit &#x017F;eine eigene Wort gebrauche) in kurtzer<lb/>
Zeit einen freyen Zutritt und alle Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gung/ die er begehren und wu&#x0364;n&#x017F;chen<lb/>
mo&#x0364;gen/ von einer Weibs-Per&#x017F;on erhalten/<lb/>
vor deren Leichtfertigkeit er ein Ab&#x017F;cheuen<lb/>
bekommen? Ja von deren/ die noch kaum<lb/>
der Holtz-Cur entronnen? Der arme<lb/>
Teuffel hat eine gewaltige Ehre darvon/<lb/>
&#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en zu ru&#x0364;hmen/ welches er mit be&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
ren Ehren billich ha&#x0364;tte ver&#x017F;chweigen &#x017F;ol-<lb/>
len; Aber es gehet dergleichen Heng&#x017F;ten<lb/>
nicht ander&#x017F;t/ die/ wie das unvernu&#x0364;nfftige<lb/>
Viehe/ einem jedwedern ge&#x017F;chleyerten<lb/>
Thier wie der Ja&#x0364;ger jeden einem Stu&#x0364;ck<lb/>
Wild nach&#x017F;etzen; Er &#x017F;agt/ ich &#x017F;eye glatt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;rig</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0231] ich ſey mehr mobilis als nobilis geweſen/ ich gebe beydes zu/ wann er ſelbſt aber nobel oder ſonſt ein gut Haar an ihm geweſen waͤre/ ſo haͤtte er ſich an ſo keine leichtfertige und unverſchaͤmte Dirne/ wie er mich vor eine gehalten/ nicht gehaͤnckt/ vielweniger ſeine eigene Unehr/ und meine Schand alſo vor der gantzen Welt ausgebreitet und ausgeſchrien; Lieber Leſer! was hat er jetzt vor Ehr und Ruhm darvon/ daß er (da- mit ſeine eigene Wort gebrauche) in kurtzer Zeit einen freyen Zutritt und alle Ver- gnuͤgung/ die er begehren und wuͤnſchen moͤgen/ von einer Weibs-Perſon erhalten/ vor deren Leichtfertigkeit er ein Abſcheuen bekommen? Ja von deren/ die noch kaum der Holtz-Cur entronnen? Der arme Teuffel hat eine gewaltige Ehre darvon/ ſich deſſen zu ruͤhmen/ welches er mit beſſe- ren Ehren billich haͤtte verſchweigen ſol- len; Aber es gehet dergleichen Hengſten nicht anderſt/ die/ wie das unvernuͤnfftige Viehe/ einem jedwedern geſchleyerten Thier wie der Jaͤger jeden einem Stuͤck Wild nachſetzen; Er ſagt/ ich ſeye glatt- haͤrig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/231
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/231>, abgerufen am 27.11.2024.