Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Grund seines Hertzens leid seye; Aber bey-
des der Obrist selbst/ und der Obrist Leute-
nant/ der ihn vor Mantua beygestanden/
schütteln die Köpff darüber/ und liesen ihn/
weil sich schon jederman satt genug gelacht
hatte/ vor die lange Weil zum Profosen
führen/ mich aber in mein Gezelt gehen/ vol-
lents auszuschlaffen.

Dem folgenden Morgen gieng unser
Proceß an/ und solte auch gleich ausge-
hen/ weil sie im Krieg nicht so lang zu
wehren pflegen/ als an einigen Orten im
Frieden; Jederman wuste zuvor wohl/
daß ich Spring-ins-felts Ehefrau nicht
war/ sondern nur seine Matreß/ und des-
sentwegen bedorfften wir auch vor kein
consistorium zu kommen/ um uns scheiden
zu lassen/ welches ich begehrte/ weil ich
im Bette meines Lebens bey ihm nicht
sicher war/ und eben dessentwegen hatte
ich einen Beyfall schier von allen assessori-
bus,
die davor hielten/ daß ein solche
Ursach/ auch eine rechte Ehe scheiden könte;
der Obrist Leutenant so vor Mantua gantz
auf Spring-ins-felts Seiten gewesen/ war

jetzt

Grund ſeines Hertzens leid ſeye; Aber bey-
des der Obriſt ſelbſt/ und der Obriſt Leute-
nant/ der ihn vor Mantua beygeſtanden/
ſchuͤtteln die Koͤpff daruͤber/ und lieſen ihn/
weil ſich ſchon jederman ſatt genug gelacht
hatte/ vor die lange Weil zum Profoſen
fuͤhren/ mich aber in mein Gezelt gehen/ vol-
lents auszuſchlaffen.

Dem folgenden Morgen gieng unſer
Proceß an/ und ſolte auch gleich ausge-
hen/ weil ſie im Krieg nicht ſo lang zu
wehren pflegen/ als an einigen Orten im
Frieden; Jederman wuſte zuvor wohl/
daß ich Spring-ins-felts Ehefrau nicht
war/ ſondern nur ſeine Matreß/ und deſ-
ſentwegen bedorfften wir auch vor kein
conſiſtorium zu kommen/ um uns ſcheiden
zu laſſen/ welches ich begehrte/ weil ich
im Bette meines Lebens bey ihm nicht
ſicher war/ und eben deſſentwegen hatte
ich einen Beyfall ſchier von allen aſſeſſori-
bus,
die davor hielten/ daß ein ſolche
Urſach/ auch eine rechte Ehe ſcheiden koͤnte;
der Obriſt Leutenant ſo vor Mantua gantz
auf Spring-ins-felts Seiten geweſen/ war

jetzt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0212" n="210"/>
Grund &#x017F;eines Hertzens leid &#x017F;eye; Aber bey-<lb/>
des der Obri&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t/ und der Obri&#x017F;t Leute-<lb/>
nant/ der ihn vor Mantua beyge&#x017F;tanden/<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tteln die Ko&#x0364;pff daru&#x0364;ber/ und lie&#x017F;en ihn/<lb/>
weil &#x017F;ich &#x017F;chon jederman &#x017F;att genug gelacht<lb/>
hatte/ vor die lange Weil zum Profo&#x017F;en<lb/>
fu&#x0364;hren/ mich aber in mein Gezelt gehen/ vol-<lb/>
lents auszu&#x017F;chlaffen.</p><lb/>
        <p>Dem folgenden Morgen gieng un&#x017F;er<lb/>
Proceß an/ und &#x017F;olte auch gleich ausge-<lb/>
hen/ weil &#x017F;ie im Krieg nicht &#x017F;o lang zu<lb/>
wehren pflegen/ als an einigen Orten im<lb/>
Frieden; Jederman wu&#x017F;te zuvor wohl/<lb/>
daß ich Spring-ins-felts Ehefrau nicht<lb/>
war/ &#x017F;ondern nur &#x017F;eine Matreß/ und de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;entwegen bedorfften wir auch vor kein<lb/><hi rendition="#aq">con&#x017F;i&#x017F;torium</hi> zu kommen/ um uns &#x017F;cheiden<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en/ welches ich begehrte/ weil ich<lb/>
im Bette meines Lebens bey ihm nicht<lb/>
&#x017F;icher war/ und eben de&#x017F;&#x017F;entwegen hatte<lb/>
ich einen Beyfall &#x017F;chier von allen <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ori-<lb/>
bus,</hi> die davor hielten/ daß ein &#x017F;olche<lb/>
Ur&#x017F;ach/ auch eine rechte Ehe &#x017F;cheiden ko&#x0364;nte;<lb/>
der Obri&#x017F;t Leutenant &#x017F;o vor Mantua gantz<lb/>
auf Spring-ins-felts Seiten gewe&#x017F;en/ war<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jetzt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0212] Grund ſeines Hertzens leid ſeye; Aber bey- des der Obriſt ſelbſt/ und der Obriſt Leute- nant/ der ihn vor Mantua beygeſtanden/ ſchuͤtteln die Koͤpff daruͤber/ und lieſen ihn/ weil ſich ſchon jederman ſatt genug gelacht hatte/ vor die lange Weil zum Profoſen fuͤhren/ mich aber in mein Gezelt gehen/ vol- lents auszuſchlaffen. Dem folgenden Morgen gieng unſer Proceß an/ und ſolte auch gleich ausge- hen/ weil ſie im Krieg nicht ſo lang zu wehren pflegen/ als an einigen Orten im Frieden; Jederman wuſte zuvor wohl/ daß ich Spring-ins-felts Ehefrau nicht war/ ſondern nur ſeine Matreß/ und deſ- ſentwegen bedorfften wir auch vor kein conſiſtorium zu kommen/ um uns ſcheiden zu laſſen/ welches ich begehrte/ weil ich im Bette meines Lebens bey ihm nicht ſicher war/ und eben deſſentwegen hatte ich einen Beyfall ſchier von allen aſſeſſori- bus, die davor hielten/ daß ein ſolche Urſach/ auch eine rechte Ehe ſcheiden koͤnte; der Obriſt Leutenant ſo vor Mantua gantz auf Spring-ins-felts Seiten geweſen/ war jetzt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/212
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/212>, abgerufen am 23.11.2024.