Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

nem Degen fertig/ und verdingte dem
Corporal eine solche Wunden in Kopff/
die ihn des unkeuschen und erhitzten Ge-
blüts alsobald entledigte/ und allen Kitzel
dergestalt vertriebe/ daß ich wohl sicher vor
ihm seyn konte; die beyde Gäst giengen ih-
rem Corporal auf sein Zuschreyen zu Hülff/
und mit ihren Fochteln auch auf meinen
Hochzeiter loß/ davon er den einen alsobal-
den durchstach/ und den andern zum Haus
hinaus jagte/ welcher aber gleich wieder
kam/ und nit allein den Feldscherer vor
die Verwundte sondern auch etliche Kerl
brachte/ die meinen Liebsten und mich zum
Profosen führten/ allwo er an Händ und
Füssen in Band und Ketten geschlossen
wurde; Man machts gar kurtz mit ihm/
dann den andern Tag ward Standrecht
über ihn gehalten/ und ob zwar Sonnenklar
an Tag kam/ daß der Corporal ihn keiner
andern Ursachen halber auf die Wacht com-
mandirt/ als selbige Nacht an Statt seiner zu
schlaffen; so würde doch erkant/ um den Ge-
horsam gegen den Officiern zu erhalten/ daß
mein Hochzeiter aufgehenckt: Jch aber
mit Ruthen ausgehauen werden solte;

weil

nem Degen fertig/ und verdingte dem
Corporal eine ſolche Wunden in Kopff/
die ihn des unkeuſchen und erhitzten Ge-
bluͤts alſobald entledigte/ und allen Kitzel
dergeſtalt vertriebe/ daß ich wohl ſicher vor
ihm ſeyn konte; die beyde Gaͤſt giengen ih-
rem Corporal auf ſein Zuſchreyen zu Huͤlff/
und mit ihren Fochteln auch auf meinen
Hochzeiter loß/ davon er den einen alſobal-
den durchſtach/ und den andern zum Haus
hinaus jagte/ welcher aber gleich wieder
kam/ und nit allein den Feldſcherer vor
die Verwundte ſondern auch etliche Kerl
brachte/ die meinen Liebſten und mich zum
Profoſen fuͤhrten/ allwo er an Haͤnd und
Fuͤſſen in Band und Ketten geſchloſſen
wurde; Man machts gar kurtz mit ihm/
dann den andern Tag ward Standrecht
uͤber ihn gehalten/ und ob zwar Soñenklar
an Tag kam/ daß der Corporal ihn keiner
andern Urſachen halbeꝛ auf die Wacht com-
mandirt/ als ſelbige Nacht an Statt ſeineꝛ zu
ſchlaffen; ſo wuͤrde doch erkant/ um den Ge-
horſam gegen den Officiern zu erhaltẽ/ daß
mein Hochzeiter aufgehenckt: Jch aber
mit Ruthen ausgehauen werden ſolte;

weil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0133" n="131"/>
nem Degen fertig/ und verdingte dem<lb/>
Corporal eine &#x017F;olche Wunden in Kopff/<lb/>
die ihn des unkeu&#x017F;chen und erhitzten Ge-<lb/>
blu&#x0364;ts al&#x017F;obald entledigte/ und allen Kitzel<lb/>
derge&#x017F;talt vertriebe/ daß ich wohl &#x017F;icher vor<lb/>
ihm &#x017F;eyn konte; die beyde Ga&#x0364;&#x017F;t giengen ih-<lb/>
rem Corporal auf &#x017F;ein Zu&#x017F;chreyen zu Hu&#x0364;lff/<lb/>
und mit ihren Fochteln auch auf meinen<lb/>
Hochzeiter loß/ davon er den einen al&#x017F;obal-<lb/>
den durch&#x017F;tach/ und den andern zum Haus<lb/>
hinaus jagte/ welcher aber gleich wieder<lb/>
kam/ und nit allein den Feld&#x017F;cherer vor<lb/>
die Verwundte &#x017F;ondern auch etliche Kerl<lb/>
brachte/ die meinen Lieb&#x017F;ten und mich zum<lb/>
Profo&#x017F;en fu&#x0364;hrten/ allwo er an Ha&#x0364;nd und<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in Band und Ketten ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wurde; Man machts gar kurtz mit ihm/<lb/>
dann den andern Tag ward Standrecht<lb/>
u&#x0364;ber ihn gehalten/ und ob zwar Son&#x0303;enklar<lb/>
an Tag kam/ daß der Corporal ihn keiner<lb/>
andern Ur&#x017F;achen halbe&#xA75B; auf die Wacht com-<lb/>
mandirt/ als &#x017F;elbige Nacht an Statt &#x017F;eine&#xA75B; zu<lb/>
&#x017F;chlaffen; &#x017F;o wu&#x0364;rde doch erkant/ um den Ge-<lb/>
hor&#x017F;am gegen den Officiern zu erhalte&#x0303;/ daß<lb/>
mein Hochzeiter aufgehenckt: Jch aber<lb/>
mit Ruthen ausgehauen werden &#x017F;olte;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0133] nem Degen fertig/ und verdingte dem Corporal eine ſolche Wunden in Kopff/ die ihn des unkeuſchen und erhitzten Ge- bluͤts alſobald entledigte/ und allen Kitzel dergeſtalt vertriebe/ daß ich wohl ſicher vor ihm ſeyn konte; die beyde Gaͤſt giengen ih- rem Corporal auf ſein Zuſchreyen zu Huͤlff/ und mit ihren Fochteln auch auf meinen Hochzeiter loß/ davon er den einen alſobal- den durchſtach/ und den andern zum Haus hinaus jagte/ welcher aber gleich wieder kam/ und nit allein den Feldſcherer vor die Verwundte ſondern auch etliche Kerl brachte/ die meinen Liebſten und mich zum Profoſen fuͤhrten/ allwo er an Haͤnd und Fuͤſſen in Band und Ketten geſchloſſen wurde; Man machts gar kurtz mit ihm/ dann den andern Tag ward Standrecht uͤber ihn gehalten/ und ob zwar Soñenklar an Tag kam/ daß der Corporal ihn keiner andern Urſachen halbeꝛ auf die Wacht com- mandirt/ als ſelbige Nacht an Statt ſeineꝛ zu ſchlaffen; ſo wuͤrde doch erkant/ um den Ge- horſam gegen den Officiern zu erhaltẽ/ daß mein Hochzeiter aufgehenckt: Jch aber mit Ruthen ausgehauen werden ſolte; weil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/133
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/133>, abgerufen am 24.11.2024.