Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

der grosse Moger aus Jndia wo nit beschü-
tzen/ doch wenigst revangirn würde/ sinte-
mahl ich mich auf meines Liebhabers gros-
se Liebe und stattliche Verheissung/ verlas-
sen/ von welchem ich auch gleichsam alle
acht Tage nit nur blosse liebreiche Schrei-
ben: sondern auch jedesmahl ansehenliche
Verehrungen empfieng/ dargegen beklag-
te ich mich/ in Widerantwort gegen ihm/
weß ich von der Haußhofmeisterin verstan-
den/ mit Bitt/ er wolte mich aus dieser Ge-
fahr erledigen und verhindern/ daß mir und
meinem Geschlecht kein Spott widerführe;
das End solcher Correspondenz war/ daß
zu letzt zween Diener in meines Liebhabers
Lieberey gekleidet/ angestochen kamen/ wel-
che mir Schreiben brachten/ daß ich mich
alsobalden mit ihnen verfügen solte/ um
mich nacher Hamburg zu bringen/ allda er
mich/ es wäre seinen Eltern gleich lieb oder
leid/ öffentlich zur Kirchen führen wolte;
wann alsdann solches geschehen wäre/ so
würden beydes Vatter und Mutter wohl
Ja sagen: und als zu einer geschehenen
Sach das Beste reden müssen; Jch war

gleich

der groſſe Moger aus Jndia wo nit beſchuͤ-
tzen/ doch wenigſt revangirn wuͤrde/ ſinte-
mahl ich mich auf meines Liebhabers groſ-
ſe Liebe und ſtattliche Verheiſſung/ verlaſ-
ſen/ von welchem ich auch gleichſam alle
acht Tage nit nur bloſſe liebreiche Schrei-
ben: ſondern auch jedesmahl anſehenliche
Verehrungen empfieng/ dargegen beklag-
te ich mich/ in Widerantwort gegen ihm/
weß ich von deꝛ Haußhofmeiſterin verſtan-
den/ mit Bitt/ er wolte mich aus dieſer Ge-
fahr erledigen und verhindern/ daß mir uñ
meinem Geſchlecht kein Spott widerfuͤhre;
das End ſolcher Correſpondenz war/ daß
zu letzt zween Diener in meines Liebhabers
Lieberey gekleidet/ angeſtochen kamen/ wel-
che mir Schreiben brachten/ daß ich mich
alſobalden mit ihnen verfuͤgen ſolte/ um
mich nacher Hamburg zu bringen/ allda er
mich/ es waͤre ſeinen Eltern gleich lieb oder
leid/ oͤffentlich zur Kirchen fuͤhren wolte;
wann alsdann ſolches geſchehen waͤre/ ſo
wuͤrden beydes Vatter und Mutter wohl
Ja ſagen: und als zu einer geſchehenen
Sach das Beſte reden muͤſſen; Jch war

gleich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0126" n="124"/>
der gro&#x017F;&#x017F;e Moger aus Jndia wo nit be&#x017F;chu&#x0364;-<lb/>
tzen/ doch wenig&#x017F;t <hi rendition="#aq">revangi</hi>rn wu&#x0364;rde/ &#x017F;inte-<lb/>
mahl ich mich auf meines Liebhabers gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Liebe und &#x017F;tattliche Verhei&#x017F;&#x017F;ung/ verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ von welchem ich auch gleich&#x017F;am alle<lb/>
acht Tage nit nur blo&#x017F;&#x017F;e liebreiche Schrei-<lb/>
ben: &#x017F;ondern auch jedesmahl an&#x017F;ehenliche<lb/>
Verehrungen empfieng/ dargegen beklag-<lb/>
te ich mich/ in Widerantwort gegen ihm/<lb/>
weß ich von de&#xA75B; Haußhofmei&#x017F;terin ver&#x017F;tan-<lb/>
den/ mit Bitt/ er wolte mich aus die&#x017F;er Ge-<lb/>
fahr erledigen und verhindern/ daß mir un&#x0303;<lb/>
meinem Ge&#x017F;chlecht kein Spott widerfu&#x0364;hre;<lb/>
das End &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondenz</hi> war/ daß<lb/>
zu letzt zween Diener in meines Liebhabers<lb/>
Lieberey gekleidet/ ange&#x017F;tochen kamen/ wel-<lb/>
che mir Schreiben brachten/ daß ich mich<lb/>
al&#x017F;obalden mit ihnen verfu&#x0364;gen &#x017F;olte/ um<lb/>
mich nacher Hamburg zu bringen/ allda er<lb/>
mich/ es wa&#x0364;re &#x017F;einen Eltern gleich lieb oder<lb/>
leid/ o&#x0364;ffentlich zur Kirchen fu&#x0364;hren wolte;<lb/>
wann alsdann &#x017F;olches ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re/ &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rden beydes Vatter und Mutter wohl<lb/>
Ja &#x017F;agen: und als zu einer ge&#x017F;chehenen<lb/>
Sach das Be&#x017F;te reden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; Jch war<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0126] der groſſe Moger aus Jndia wo nit beſchuͤ- tzen/ doch wenigſt revangirn wuͤrde/ ſinte- mahl ich mich auf meines Liebhabers groſ- ſe Liebe und ſtattliche Verheiſſung/ verlaſ- ſen/ von welchem ich auch gleichſam alle acht Tage nit nur bloſſe liebreiche Schrei- ben: ſondern auch jedesmahl anſehenliche Verehrungen empfieng/ dargegen beklag- te ich mich/ in Widerantwort gegen ihm/ weß ich von deꝛ Haußhofmeiſterin verſtan- den/ mit Bitt/ er wolte mich aus dieſer Ge- fahr erledigen und verhindern/ daß mir uñ meinem Geſchlecht kein Spott widerfuͤhre; das End ſolcher Correſpondenz war/ daß zu letzt zween Diener in meines Liebhabers Lieberey gekleidet/ angeſtochen kamen/ wel- che mir Schreiben brachten/ daß ich mich alſobalden mit ihnen verfuͤgen ſolte/ um mich nacher Hamburg zu bringen/ allda er mich/ es waͤre ſeinen Eltern gleich lieb oder leid/ oͤffentlich zur Kirchen fuͤhren wolte; wann alsdann ſolches geſchehen waͤre/ ſo wuͤrden beydes Vatter und Mutter wohl Ja ſagen: und als zu einer geſchehenen Sach das Beſte reden muͤſſen; Jch war gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/126
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/126>, abgerufen am 24.11.2024.