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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Fünfftes Buch.
derlich etlichen Teutschen/ eine zimliche Steur/ also
daß ich mich mit einem langen Pilger versehen und
meine Räiß antretten könte.

Demnach begab ich mich den nechsten Weg auff
Rom/ allwo mirs trefflich zuschlug/ weil ich beydes
von Grossen und Kleinen viel erbettelte/ und nach
dem ich mich ungefehr 6. Wochen daselbst auffge-
halten/ name ich meinen Weg mit andern Pilgern
darunter auch Teutsche/ und sonderlich etliche
Schweitzer waren/ die wieder nach Hauß wolten/
auff Loreta; von dannen kam ich über den Gottart
durchs Schweitzerland wider auff den Schwartz-
wald zu meinem Knan/ welcher meinen Hof be-
wahrt/ und drachte nichts besonders mit beim/ als
einen Bart/ der mir in der Frembde gewachsen
war.

Jch war drey Jahr und etlich Monat auß gewe-
sen/ in welcher Zeit ich etliche unterschiedliche Meer
überfahren/ und vielerley Völcker gesehen/ aber bey
denenselben gemeiniglich mehr böses als gutes em-
pfangen/ von welchem allem ein grosses Buch zu
schreiben wäre; Jn dessen war der Teutsche Fried
geschlossen worden/ also daß ich bey meinem Knan
in ficherer Ruhe leben konte/ denselben liesse ich sor-
gen und hausen/ ich aber setzte mich wieder hinder
die Bücher/ welchzs dann beydes meine Arbeit und
Ergözung war.

Das XXIII. Capitel.

JCh lase einsmals/ was massen das Oraculum A-
pollinis
den Römischen Abgesandten/ als sie

frag-
C c v

Fuͤnfftes Buch.
derlich etlichen Teutſchen/ eine zimliche Steur/ alſo
daß ich mich mit einem langen Pilger verſehen und
meine Raͤiß antretten koͤnte.

Demnach begab ich mich den nechſten Weg auff
Rom/ allwo mirs trefflich zuſchlug/ weil ich beydes
von Groſſen und Kleinen viel erbettelte/ und nach
dem ich mich ungefehr 6. Wochen daſelbſt auffge-
halten/ name ich meinen Weg mit andern Pilgern
darunter auch Teutſche/ und ſonderlich etliche
Schweitzer waren/ die wieder nach Hauß wolten/
auff Loreta; von dannen kam ich uͤber den Gottart
durchs Schweitzerland wider auff den Schwartz-
wald zu meinem Knan/ welcher meinen Hof be-
wahrt/ und drachte nichts beſonders mit beim/ als
einen Bart/ der mir in der Frembde gewachſen
war.

Jch war drey Jahr und etlich Monat auß gewe-
ſen/ in welcher Zeit ich etliche unterſchiedliche Meer
uͤberfahren/ und vielerley Voͤlcker geſehen/ aber bey
denenſelben gemeiniglich mehr boͤſes als gutes em-
pfangen/ von welchem allem ein groſſes Buch zu
ſchreiben waͤre; Jn deſſen war der Teutſche Fried
geſchloſſen worden/ alſo daß ich bey meinem Knan
in ficherer Ruhe leben konte/ denſelben lieſſe ich ſor-
gen und hauſen/ ich aber ſetzte mich wieder hinder
die Buͤcher/ welchzs dann beydes meine Arbeit und
Ergoͤzung war.

Das XXIII. Capitel.

JCh laſe einsmals/ was maſſen das Oraculum A-
pollinis
den Roͤmiſchen Abgeſandten/ als ſie

frag-
C c v
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[607/0613] Fuͤnfftes Buch. derlich etlichen Teutſchen/ eine zimliche Steur/ alſo daß ich mich mit einem langen Pilger verſehen und meine Raͤiß antretten koͤnte. Demnach begab ich mich den nechſten Weg auff Rom/ allwo mirs trefflich zuſchlug/ weil ich beydes von Groſſen und Kleinen viel erbettelte/ und nach dem ich mich ungefehr 6. Wochen daſelbſt auffge- halten/ name ich meinen Weg mit andern Pilgern darunter auch Teutſche/ und ſonderlich etliche Schweitzer waren/ die wieder nach Hauß wolten/ auff Loreta; von dannen kam ich uͤber den Gottart durchs Schweitzerland wider auff den Schwartz- wald zu meinem Knan/ welcher meinen Hof be- wahrt/ und drachte nichts beſonders mit beim/ als einen Bart/ der mir in der Frembde gewachſen war. Jch war drey Jahr und etlich Monat auß gewe- ſen/ in welcher Zeit ich etliche unterſchiedliche Meer uͤberfahren/ und vielerley Voͤlcker geſehen/ aber bey denenſelben gemeiniglich mehr boͤſes als gutes em- pfangen/ von welchem allem ein groſſes Buch zu ſchreiben waͤre; Jn deſſen war der Teutſche Fried geſchloſſen worden/ alſo daß ich bey meinem Knan in ficherer Ruhe leben konte/ denſelben lieſſe ich ſor- gen und hauſen/ ich aber ſetzte mich wieder hinder die Buͤcher/ welchzs dann beydes meine Arbeit und Ergoͤzung war. Das XXIII. Capitel. JCh laſe einsmals/ was maſſen das Oraculum A- pollinis den Roͤmiſchen Abgeſandten/ als ſie frag- C c v

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/613>, abgerufen am 28.11.2024.