German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Fünfftes Buch. in Arm zu theil wurde/ dann ich hatte meine Ermelhindersich gestreifft/ damit ich mit meinem Sebel und Streit-Kolben desto unverhinderlicher metzlen und todt schlagen könte. Ehe ich den Pfeil auff- fienge/ lachte mirs Hertz in meinem Leib an solcher Blutvergiessung/ da ich aber mein eigen Blut flies- sen sahe/ verkehrte sich das Lachen in eine unsinnige Wuth. Demnach sich aber diese grimmige Feinde in eine hauptsächliche Flucht wendeten/ wurde mir von etlichen Knesen im Nahmen deß Zaarn befoh- len/ ihrem Käiser die Bottschafft zu bringen/ was gestalt die Tartarn überwunden; Also kehrete ich auff ihr Wort zurück/ und hatte obngefähr hun- dert Pferd zur Nachfolg. Jch ritte durch die Statt der Zaarischen Wohnung zu/ und wurde von al- len Menschen mit Frolocken und Glückwünschung empfangen/ so bald ich aber von dem Treffen Rela- tion gethan hatte/ ob zwar der Groß-Fürst von al- lem Verlauff schon Nachricht hatte/ muste ich mei- ne Fürstliche Kleider wieder ablegen/ welche wie- derum in deß Zaaren Kleider-Behaltnus auffgeha- ben wurden/ wiewol sie sampt dem Pferd-Gezeug über und über mit Blut besprengt und besudelt/ und also fast gar zu nichte gemacht waren/ und ich al- so nicht anders vermeynt hätte/ weil ich mich so ritterlich in diesem Treffen gehalten/ sie solten mir zum wenigsten sampt dem Pferd zum Recompens überlassen worden seyn: Konte demnach hierauß wol abnehmen/ wie es mit der Reussen Kleider- Pracht beschaffen/ deren sich mein Obrister bedient/ weil es lauter gelehnte Wahr ist/ die dem Zaaren/ wie C c iij
Fuͤnfftes Buch. in Arm zu theil wurde/ dann ich hatte meine Ermelhinderſich geſtreifft/ damit ich mit meinem Sebel und Streit-Kolben deſto unverhinderlicher metzlen und todt ſchlagen koͤnte. Ehe ich den Pfeil auff- fienge/ lachte mirs Hertz in meinem Leib an ſolcher Blutvergieſſung/ da ich aber mein eigen Blut flieſ- ſen ſahe/ verkehrte ſich das Lachen in eine unſinnige Wuth. Demnach ſich aber dieſe grimmige Feinde in eine hauptſaͤchliche Flucht wendeten/ wurde mir von etlichen Kneſen im Nahmen deß Zaarn befoh- len/ ihrem Kaͤiſer die Bottſchafft zu bringen/ was geſtalt die Tartarn uͤberwunden; Alſo kehrete ich auff ihr Wort zuruͤck/ und hatte obngefaͤhr hun- dert Pferd zur Nachfolg. Jch ritte durch die Statt der Zaariſchen Wohnung zu/ und wurde von al- len Menſchen mit Frolocken und Gluͤckwuͤnſchung empfangen/ ſo bald ich aber von dem Treffen Rela- tion gethan hatte/ ob zwar der Groß-Fuͤrſt von al- lem Verlauff ſchon Nachricht hatte/ muſte ich mei- ne Fuͤrſtliche Kleider wieder ablegen/ welche wie- derum in deß Zaaren Kleider-Behaltnus auffgeha- ben wurden/ wiewol ſie ſampt dem Pferd-Gezeug uͤber und uͤber mit Blut beſprengt und beſudelt/ und alſo faſt gar zu nichte gemacht waren/ und ich al- ſo nicht anders vermeynt haͤtte/ weil ich mich ſo ritterlich in dieſem Treffen gehalten/ ſie ſolten mir zum wenigſten ſampt dem Pferd zum Recompens uͤberlaſſen worden ſeyn: Konte demnach hierauß wol abnehmen/ wie es mit der Reuſſen Kleider- Pracht beſchaffen/ deren ſich mein Obriſter bedient/ weil es lauter gelehnte Wahr iſt/ die dem Zaaren/ wie C c iij
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Fuͤnfftes Buch.
in Arm zu theil wurde/ dann ich hatte meine Ermel
hinderſich geſtreifft/ damit ich mit meinem Sebel
und Streit-Kolben deſto unverhinderlicher metzlen
und todt ſchlagen koͤnte. Ehe ich den Pfeil auff-
fienge/ lachte mirs Hertz in meinem Leib an ſolcher
Blutvergieſſung/ da ich aber mein eigen Blut flieſ-
ſen ſahe/ verkehrte ſich das Lachen in eine unſinnige
Wuth. Demnach ſich aber dieſe grimmige Feinde
in eine hauptſaͤchliche Flucht wendeten/ wurde mir
von etlichen Kneſen im Nahmen deß Zaarn befoh-
len/ ihrem Kaͤiſer die Bottſchafft zu bringen/ was
geſtalt die Tartarn uͤberwunden; Alſo kehrete ich
auff ihr Wort zuruͤck/ und hatte obngefaͤhr hun-
dert Pferd zur Nachfolg. Jch ritte durch die Statt
der Zaariſchen Wohnung zu/ und wurde von al-
len Menſchen mit Frolocken und Gluͤckwuͤnſchung
empfangen/ ſo bald ich aber von dem Treffen Rela-
tion gethan hatte/ ob zwar der Groß-Fuͤrſt von al-
lem Verlauff ſchon Nachricht hatte/ muſte ich mei-
ne Fuͤrſtliche Kleider wieder ablegen/ welche wie-
derum in deß Zaaren Kleider-Behaltnus auffgeha-
ben wurden/ wiewol ſie ſampt dem Pferd-Gezeug
uͤber und uͤber mit Blut beſprengt und beſudelt/ und
alſo faſt gar zu nichte gemacht waren/ und ich al-
ſo nicht anders vermeynt haͤtte/ weil ich mich ſo
ritterlich in dieſem Treffen gehalten/ ſie ſolten mir
zum wenigſten ſampt dem Pferd zum Recompens
uͤberlaſſen worden ſeyn: Konte demnach hierauß
wol abnehmen/ wie es mit der Reuſſen Kleider-
Pracht beſchaffen/ deren ſich mein Obriſter bedient/
weil es lauter gelehnte Wahr iſt/ die dem Zaaren/
wie
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Zitationshilfe: | German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/609>, abgerufen am 16.02.2025. |