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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Fünfftes Buchs.
gieng/ einander endlich in die Haar gerathen/ sagte
ich: Wenn sie nicht wolten/ daß alle Kühe im gan-
tzen Bayersbrunner Thal rothe Milch geben solten/
so lang der Brunn lieffe/ so solten sie mir alsobald den
Weg in Seebach weisen/ dessen sie dann wol zu frie-
den/ und mir zu solchem End zwey mitgaben/ weil
sich einer allein bey mir förchtete.

Also schiede ich von dannen/ und ob zwar die-
selbe gantze Gegend unfruchtbar war/ und nichts als
Tannzapffen trug/ so hätte ich sie doch noch elender
verfluchen mögen/ weil ich alle mein Hoffnung da-
selbst verloren; doch gienge ich stillschweigend mit
meinen Wegweisern fort/ biß ich auff die Höhe deß
Gebürgs kam/ allwo ich mich dem Geländ nach
wieder ein wenig erkennen konte. Da sagte ich zu ih-
nen: Jhr Herren könt euch euren neuen Saurbrun-
nen trefflich zu nutz machen/ wenn ihr nemlich hin
gehet/ und eurer Obrigkeit dessen Ursprung anzeiget/
dann da würde es eine treffliche Verehrung setzen/
weil alsdann der Fürst selbigen zur Zierde und Nutz
deß Lands auffbauen/ und zu Vermehrung seines
Interesse aller Welt bekant machen lassen wird; Ja/
sagten sie/ da wären wir wol Narren/ daß wir uns
eine Ruth auff unsern eigenen Hindern machten/
wir wolten lieber/ daß dich der Teuffel mit sampt
deinem Sauerbrunnen holete/ du hast genug gehört/
warumb wir ihn nicht gerne sehen! Jch antwortet/
Ach ihr heyllose Tropffen/ solte ich euch nit meiney-
dige Schelmen schelten/ daß ihr auß der Art eurer
frommen Vor-Eltern so ferne abtrettet! dreselbige
waren ihrem Fürsten so getreu/ daß er sich ihrer rüh-
men dörffte/ Er wäre so kühn/ in eines jeden seiner

Under-
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Fuͤnfftes Buchs.
gieng/ einander endlich in die Haar gerathen/ ſagte
ich: Wenn ſie nicht wolten/ daß alle Kuͤhe im gan-
tzen Bayersbrunner Thal rothe Milch geben ſolten/
ſo lang der Brunn lieffe/ ſo ſolten ſie mir alſobald den
Weg in Seebach weiſen/ deſſen ſie dann wol zu frie-
den/ und mir zu ſolchem End zwey mitgaben/ weil
ſich einer allein bey mir foͤrchtete.

Alſo ſchiede ich von dannen/ und ob zwar die-
ſelbe gantze Gegend unfruchtbar war/ und nichts als
Tannzapffen trug/ ſo haͤtte ich ſie doch noch elender
verfluchen moͤgen/ weil ich alle mein Hoffnung da-
ſelbſt verloren; doch gienge ich ſtillſchweigend mit
meinen Wegweiſern fort/ biß ich auff die Hoͤhe deß
Gebuͤrgs kam/ allwo ich mich dem Gelaͤnd nach
wieder ein wenig erkennen konte. Da ſagte ich zu ih-
nen: Jhr Herꝛen koͤnt euch euren neuen Saurbrun-
nen trefflich zu nutz machen/ wenn ihr nemlich hin
gehet/ und eurer Obrigkeit deſſen Urſprung anzeiget/
dann da wuͤrde es eine treffliche Verehrung ſetzen/
weil alsdann der Fuͤrſt ſelbigen zur Zierde und Nutz
deß Lands auffbauen/ und zu Vermehrung ſeines
Intereſſe aller Welt bekant machen laſſen wird; Ja/
ſagten ſie/ da waͤren wir wol Narꝛen/ daß wir uns
eine Ruth auff unſern eigenen Hindern machten/
wir wolten lieber/ daß dich der Teuffel mit ſampt
deinem Sauerbrunnen holete/ du haſt genug gehoͤrt/
warumb wir ihn nicht gerne ſehen! Jch antwortet/
Ach ihr heylloſe Tropffen/ ſolte ich euch nit meiney-
dige Schelmen ſchelten/ daß ihr auß der Art eurer
frommen Vor-Eltern ſo ferne abtrettet! dꝛeſelbige
waren ihrem Fuͤrſten ſo getreu/ daß er ſich ihrer ruͤh-
men doͤrffte/ Er waͤre ſo kuͤhn/ in eines jeden ſeiner

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[583/0589] Fuͤnfftes Buchs. gieng/ einander endlich in die Haar gerathen/ ſagte ich: Wenn ſie nicht wolten/ daß alle Kuͤhe im gan- tzen Bayersbrunner Thal rothe Milch geben ſolten/ ſo lang der Brunn lieffe/ ſo ſolten ſie mir alſobald den Weg in Seebach weiſen/ deſſen ſie dann wol zu frie- den/ und mir zu ſolchem End zwey mitgaben/ weil ſich einer allein bey mir foͤrchtete. Alſo ſchiede ich von dannen/ und ob zwar die- ſelbe gantze Gegend unfruchtbar war/ und nichts als Tannzapffen trug/ ſo haͤtte ich ſie doch noch elender verfluchen moͤgen/ weil ich alle mein Hoffnung da- ſelbſt verloren; doch gienge ich ſtillſchweigend mit meinen Wegweiſern fort/ biß ich auff die Hoͤhe deß Gebuͤrgs kam/ allwo ich mich dem Gelaͤnd nach wieder ein wenig erkennen konte. Da ſagte ich zu ih- nen: Jhr Herꝛen koͤnt euch euren neuen Saurbrun- nen trefflich zu nutz machen/ wenn ihr nemlich hin gehet/ und eurer Obrigkeit deſſen Urſprung anzeiget/ dann da wuͤrde es eine treffliche Verehrung ſetzen/ weil alsdann der Fuͤrſt ſelbigen zur Zierde und Nutz deß Lands auffbauen/ und zu Vermehrung ſeines Intereſſe aller Welt bekant machen laſſen wird; Ja/ ſagten ſie/ da waͤren wir wol Narꝛen/ daß wir uns eine Ruth auff unſern eigenen Hindern machten/ wir wolten lieber/ daß dich der Teuffel mit ſampt deinem Sauerbrunnen holete/ du haſt genug gehoͤrt/ warumb wir ihn nicht gerne ſehen! Jch antwortet/ Ach ihr heylloſe Tropffen/ ſolte ich euch nit meiney- dige Schelmen ſchelten/ daß ihr auß der Art eurer frommen Vor-Eltern ſo ferne abtrettet! dꝛeſelbige waren ihrem Fuͤrſten ſo getreu/ daß er ſich ihrer ruͤh- men doͤrffte/ Er waͤre ſo kuͤhn/ in eines jeden ſeiner Under- B b v

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/589>, abgerufen am 22.11.2024.