German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi bäu/ die ich darzu setzen müste/ damit die Badgästeauch rechtschaffen accommodirt seyn/ und ich hin- gegen ein grosses Losament-gelt auff heben möchte; ich ersanne schon/ durch was vor Schmiralia ich die Medicos persuadiren wolte/ daß sie meinen neuen Wunder-Sauerbrunnen allen andern/ ja gar dem Schwalbacher vorziehen/ und mir einen Hauffen reiche Badgäst zuschaffen solten; ich machte schon gantze Berg eben/ damit sich die Ab- und Zufahrende uber keinen muheseeligen Weg beschwereten; Jch dingte schon verschmitzte Haußknecht/ geitzige Kö- chinnen/ vorsichtige Bett Mägd/ wachtsame Stall- knecht/ saubere Bad- und Brunnen-Verwalter/ und sanne auch bereits einen Platz auß/ auff welchen ich mitten im wilden Gebürg/ bey meinem Hof/ einen schönen ebenen Lust-Garten pflantzen/ und allerley rare Gewächs darinnen zielen wolte/ damit sich die fremde Herren Badgäst und ihre Frauen darinn er- spazieren/ die Krancke erfrischen/ und die Gesunde mit allerband kurtzweiligen Spielen ergetzen und er- ramlen können. Da musten mir die Medici, doch umb die Gebühr/ einen herrlichen Tractat von mei- nem Brunnen und dessen köstlichen Qualitäten zu Papier bringen/ welchen ich alsdann neben einem schönen Kupfferstück/ darein mein Baurn-Hof ent- worffen und in Grund gelegt/ drucken lassen wolte/ auß welchem ein jeder abwesender Krancker sich gleichsam halb gesund lesen und hoffen möchte; ich liesse alle meine Kinder von L. holen/ sie allerhand ler- nen zu lassen/ das sich zu meinem neuen Bad schickte/ doch dorffte mir keiner kein Bader werden/ dann ich hatte mir vorgenommen/ meinen Gästen/ ob zwar nicht
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi baͤu/ die ich darzu ſetzen muͤſte/ damit die Badgaͤſteauch rechtſchaffen accommodirt ſeyn/ und ich hin- gegen ein groſſes Loſament-gelt auff heben moͤchte; ich erſanne ſchon/ durch was vor Schmiralia ich die Medicos perſuadiren wolte/ daß ſie meinen neuen Wunder-Sauerbrunnen allen andern/ ja gar dem Schwalbacher vorziehen/ und mir einen Hauffen reiche Badgaͤſt zuſchaffen ſolten; ich machte ſchon gantze Berg eben/ damit ſich die Ab- und Zufahrende uber keinen muheſeeligen Weg beſchwereten; Jch dingte ſchon verſchmitzte Haußknecht/ geitzige Koͤ- chinnen/ vorſichtige Bett Maͤgd/ wachtſame Stall- knecht/ ſaubere Bad- und Brunnen-Verwalter/ und ſanne auch bereits einen Platz auß/ auff welchen ich mitten im wilden Gebuͤrg/ bey meinem Hof/ einen ſchoͤnen ebenen Luſt-Garten pflantzen/ und allerley rare Gewaͤchs darinnen zielen wolte/ damit ſich die fremde Herꝛen Badgaͤſt und ihre Frauen darinn er- ſpazieren/ die Krancke erfriſchen/ und die Geſunde mit allerband kurtzweiligen Spielen ergetzen und er- ramlen koͤnnen. Da muſten mir die Medici, doch umb die Gebuͤhr/ einen herꝛlichen Tractat von mei- nem Brunnen und deſſen koͤſtlichen Qualitaͤten zu Papier bringen/ welchen ich alsdann neben einem ſchoͤnen Kupfferſtuͤck/ darein mein Baurn-Hof ent- worffen und in Grund gelegt/ drucken laſſen wolte/ auß welchem ein jeder abweſender Krancker ſich gleichſam halb geſund leſen und hoffen moͤchte; ich lieſſe alle meine Kinder von L. holen/ ſie allerhand ler- nen zu laſſen/ das ſich zu meinem neuen Bad ſchickte/ doch dorffte mir keiner kein Bader werden/ dann ich hatte mir vorgenommen/ meinen Gaͤſten/ ob zwar nicht
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Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
baͤu/ die ich darzu ſetzen muͤſte/ damit die Badgaͤſte
auch rechtſchaffen accommodirt ſeyn/ und ich hin-
gegen ein groſſes Loſament-gelt auff heben moͤchte;
ich erſanne ſchon/ durch was vor Schmiralia ich die
Medicos perſuadiren wolte/ daß ſie meinen neuen
Wunder-Sauerbrunnen allen andern/ ja gar dem
Schwalbacher vorziehen/ und mir einen Hauffen
reiche Badgaͤſt zuſchaffen ſolten; ich machte ſchon
gantze Berg eben/ damit ſich die Ab- und Zufahrende
uber keinen muheſeeligen Weg beſchwereten; Jch
dingte ſchon verſchmitzte Haußknecht/ geitzige Koͤ-
chinnen/ vorſichtige Bett Maͤgd/ wachtſame Stall-
knecht/ ſaubere Bad- und Brunnen-Verwalter/ und
ſanne auch bereits einen Platz auß/ auff welchen ich
mitten im wilden Gebuͤrg/ bey meinem Hof/ einen
ſchoͤnen ebenen Luſt-Garten pflantzen/ und allerley
rare Gewaͤchs darinnen zielen wolte/ damit ſich die
fremde Herꝛen Badgaͤſt und ihre Frauen darinn er-
ſpazieren/ die Krancke erfriſchen/ und die Geſunde
mit allerband kurtzweiligen Spielen ergetzen und er-
ramlen koͤnnen. Da muſten mir die Medici, doch
umb die Gebuͤhr/ einen herꝛlichen Tractat von mei-
nem Brunnen und deſſen koͤſtlichen Qualitaͤten zu
Papier bringen/ welchen ich alsdann neben einem
ſchoͤnen Kupfferſtuͤck/ darein mein Baurn-Hof ent-
worffen und in Grund gelegt/ drucken laſſen wolte/
auß welchem ein jeder abweſender Krancker ſich
gleichſam halb geſund leſen und hoffen moͤchte; ich
lieſſe alle meine Kinder von L. holen/ ſie allerhand ler-
nen zu laſſen/ das ſich zu meinem neuen Bad ſchickte/
doch dorffte mir keiner kein Bader werden/ dann ich
hatte mir vorgenommen/ meinen Gaͤſten/ ob zwar
nicht
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Zitationshilfe: | German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/582>, abgerufen am 23.07.2024. |