German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Fünfftes Buch. und der Krafft und Würckung/ da sie doch ihre Wie-derkehrung (wie ich verstanden) ursprünglich alle auß dem Abgrund deß grossen Oceani hernehmen/ da- rein sich alle Wasser wiederum ergiessen; Dann et- liche Quellen seynd liebliche Sauerbrunnen/ und tau- gen zu der Gesundheit/ etliche sind zwar sauer/ aber unfreundlich und schädlich zu trincken; und andere seynd gar tödtlich und vergifft/ wie der jenige Brunn in Arcadia, damit Jollae dem Alexandro Magno verge- ben haben solle; etliche Brunnenquellen seynd lau- licht/ etliche siedent-haiß/ und andere Eißkalt; etli- che fressen durch Eisen/ als Aquafort, wie einer in Zepusio oder der Grafschafft Zips in Ungarn; An- dere hingegen heylen alle Wunden/ als sich dann ei- ner in Thessalia befinden solle; etliche Wasser wer- den zu Stein/ andere zu Saltz/ und etliche zu Vi- ctriol: Der See bey Zircknitz in Kärnten hat nur Winterszeit Wasser/ und im Sommer ligt er aller- dings trocken; der Brunn bey Aengstlen laufft nur Sommerszeit/ und zwar nur zu gewissen Stunden/ wenn man das Viehe tränckt; der Schändtlebach bey Ober-Nähenheim laufft nicht ehe/ als wenn ein Unglück übers Land kommen solle. Und der Fluvius Sabbathicus in Syria bleibt allezeit den siebenden Tag gar auß. Woruber ich mich offtermal/ wenn ich der Sach nachgedacht/ und die Ursach nit ersinnen kön- nen/ zum allerhöchsten verwundern muste. Hierauff antwortet der Fürst: Diese Dinge alle genug- A a v
Fuͤnfftes Buch. und der Krafft und Wuͤrckung/ da ſie doch ihre Wie-derkehrung (wie ich verſtanden) urſpruͤnglich alle auß dem Abgrund deß groſſen Oceani hernehmen/ da- rein ſich alle Waſſer wiederum ergieſſen; Dann et- liche Quellen ſeynd liebliche Sauerbrunnen/ und tau- gen zu der Geſundheit/ etliche ſind zwar ſauer/ aber unfreundlich und ſchaͤdlich zu trincken; und andere ſeynd gar toͤdtlich und vergifft/ wie der jenige Brunn in Arcadia, damit Jollæ dem Alexandro Magno verge- ben haben ſolle; etliche Brunnenquellen ſeynd lau- licht/ etliche ſiedent-haiß/ und andere Eißkalt; etli- che freſſen durch Eiſen/ als Aquafort, wie einer in Zepuſio oder der Grafſchafft Zips in Ungarn; An- dere hingegen heylen alle Wunden/ als ſich dann ei- ner in Theſſalia befinden ſolle; etliche Waſſer wer- den zu Stein/ andere zu Saltz/ und etliche zu Vi- ctriol: Der See bey Zircknitz in Kaͤrnten hat nur Winterszeit Waſſer/ und im Sommer ligt er aller- dings trocken; der Brunn bey Aengſtlen laufft nur Sommerszeit/ und zwar nur zu gewiſſen Stunden/ wenn man das Viehe traͤnckt; der Schaͤndtlebach bey Ober-Naͤhenheim laufft nicht ehe/ als wenn ein Ungluͤck uͤbers Land kommen ſolle. Und der Fluvius Sabbathicus in Syria bleibt allezeit den ſiebenden Tag gar auß. Woruber ich mich offtermal/ wenn ich der Sach nachgedacht/ und die Urſach nit erſinnen koͤn- nen/ zum allerhoͤchſten verwundern muſte. Hierauff antwortet der Fuͤrſt: Dieſe Dinge alle genug- A a v
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Fuͤnfftes Buch.
und der Krafft und Wuͤrckung/ da ſie doch ihre Wie-
derkehrung (wie ich verſtanden) urſpruͤnglich alle
auß dem Abgrund deß groſſen Oceani hernehmen/ da-
rein ſich alle Waſſer wiederum ergieſſen; Dann et-
liche Quellen ſeynd liebliche Sauerbrunnen/ und tau-
gen zu der Geſundheit/ etliche ſind zwar ſauer/ aber
unfreundlich und ſchaͤdlich zu trincken; und andere
ſeynd gar toͤdtlich und vergifft/ wie der jenige Brunn
in Arcadia, damit Jollæ dem Alexandro Magno verge-
ben haben ſolle; etliche Brunnenquellen ſeynd lau-
licht/ etliche ſiedent-haiß/ und andere Eißkalt; etli-
che freſſen durch Eiſen/ als Aquafort, wie einer in
Zepuſio oder der Grafſchafft Zips in Ungarn; An-
dere hingegen heylen alle Wunden/ als ſich dann ei-
ner in Theſſalia befinden ſolle; etliche Waſſer wer-
den zu Stein/ andere zu Saltz/ und etliche zu Vi-
ctriol: Der See bey Zircknitz in Kaͤrnten hat nur
Winterszeit Waſſer/ und im Sommer ligt er aller-
dings trocken; der Brunn bey Aengſtlen laufft nur
Sommerszeit/ und zwar nur zu gewiſſen Stunden/
wenn man das Viehe traͤnckt; der Schaͤndtlebach
bey Ober-Naͤhenheim laufft nicht ehe/ als wenn ein
Ungluͤck uͤbers Land kommen ſolle. Und der Fluvius
Sabbathicus in Syria bleibt allezeit den ſiebenden Tag
gar auß. Woruber ich mich offtermal/ wenn ich der
Sach nachgedacht/ und die Urſach nit erſinnen koͤn-
nen/ zum allerhoͤchſten verwundern muſte.
Hierauff antwortet der Fuͤrſt: Dieſe Dinge alle
miteinander haͤtten ihre natuͤrliche Urſachen/ welche
dann von den Naturkuͤndigern unſers Geſchlechts
mehrentheils auß denen unterſchiedlichen Geruchen/
Geſchmacken/ Kraͤfften und Wuͤrckungen der Waſſer
genug-
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Zitationshilfe: | German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/565>, abgerufen am 23.07.2024. |