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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Fünfftes Buch.
digungen/ daß ich nemlich allerhand wideriger Be-
gegnussen halber/ wie gern ich auch gewolt/ mich nit
ehender bey ihr hätte einfinden können.

Und dieweil Hertzbruder auß den gemeinen Zei-
tungen erfubr/ daß es umb den Grafen von Götz wol
stünde/ sonderlich daß er mit seiner Verantwortung
bey der Käis. Mayt. hinauß langen/ wieder auff freyen
Fuß kommen/ und gar wiederumb das Commando
über eine Armee kriegen würde/ berichtete er demsel-
ben seinen Zustand nach Wien/ schrieb auch nach der
Chur Bayr. Armee wegen seiner Bagage, die er noch
dort hatte/ und fieng an zu hoffen/ sein Glück würde
wieder grünen/ derhalben machten wir den Schluß/
künfftigen Frühling voneinander zu scheiden/ indem
er sich zu bemeldtem Grafen/ ich aber mich nach L.
zu meinem Weib begeben wolte. Damit wir aber
denselben Winter nit müssig zubrächten/ lernten wir
von einem Ingenieur auff dem Papier mehr fortifici-
ren/ als die Könige in Hispanien und Franckreich ins
Werck setzen können/ darneben kam ich mit etlichen
Alchymisten in Kundschafft/ die wolten mich/ weil
sie Geld hinder mir merckten/ Gold machen lernen/
da ich nur den Verlag darzu bergeben wolte/ und ich
glaube/ sie hätten mich überredt/ wenn ihnen Hertz-
bruder nicht abgedanckt hätte/ dann er sagte: Wer
solche Kunst könte/ würde nicht so bettelhafftig daher
gehen/ noch andere umb Geld ansprechen.

Gleich wie nun Hertzbruder von hoch-ermeldtem
Grafen ein angenehme Wieder-Antwort und treff-
liche Promeßen von Wien auß erhielte/ also bekam
ich von L. kein einigen Buchstaben/ unangesehen ich
unterschiedliche Posttäg in duplo hinschriebe: Das

machte
Y iij

Fuͤnfftes Buch.
digungen/ daß ich nemlich allerhand wideriger Be-
gegnuſſen halber/ wie gern ich auch gewolt/ mich nit
ehender bey ihr haͤtte einfinden koͤnnen.

Und dieweil Hertzbruder auß den gemeinen Zei-
tungen erfubr/ daß es umb den Grafen von Goͤtz wol
ſtuͤnde/ ſonderlich daß er mit ſeiner Verantwortung
bey der Kaͤiſ. Mayt. hinauß langen/ wieder auff freyen
Fuß kommen/ und gar wiederumb das Commando
uͤber eine Armee kriegen wuͤrde/ berichtete er demſel-
ben ſeinen Zuſtand nach Wien/ ſchrieb auch nach der
Chur Bayr. Armee wegen ſeiner Bagage, die er noch
dort hatte/ und fieng an zu hoffen/ ſein Gluͤck wuͤrde
wieder gruͤnen/ derhalben machten wir den Schluß/
kuͤnfftigen Fruͤhling voneinander zu ſcheiden/ indem
er ſich zu bemeldtem Grafen/ ich aber mich nach L.
zu meinem Weib begeben wolte. Damit wir aber
denſelben Winter nit muͤſſig zubraͤchten/ lernten wir
von einem Ingenieur auff dem Papier mehr fortifici-
ren/ als die Koͤnige in Hiſpanien und Franckreich ins
Werck ſetzen koͤnnen/ darneben kam ich mit etlichen
Alchymiſten in Kundſchafft/ die wolten mich/ weil
ſie Geld hinder mir merckten/ Gold machen lernen/
da ich nur den Verlag darzu bergeben wolte/ und ich
glaube/ ſie haͤtten mich uͤberꝛedt/ wenn ihnen Hertz-
bruder nicht abgedanckt haͤtte/ dann er ſagte: Wer
ſolche Kunſt koͤnte/ wuͤrde nicht ſo bettelhafftig daher
gehen/ noch andere umb Geld anſprechen.

Gleich wie nun Hertzbruder von hoch-ermeldtem
Grafen ein angenehme Wieder-Antwort und treff-
liche Promeßen von Wien auß erhielte/ alſo bekam
ich von L. kein einigen Buchſtaben/ unangeſehen ich
unterſchiedliche Poſttaͤg in duplo hinſchriebe: Das

machte
Y iij
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[507/0513] Fuͤnfftes Buch. digungen/ daß ich nemlich allerhand wideriger Be- gegnuſſen halber/ wie gern ich auch gewolt/ mich nit ehender bey ihr haͤtte einfinden koͤnnen. Und dieweil Hertzbruder auß den gemeinen Zei- tungen erfubr/ daß es umb den Grafen von Goͤtz wol ſtuͤnde/ ſonderlich daß er mit ſeiner Verantwortung bey der Kaͤiſ. Mayt. hinauß langen/ wieder auff freyen Fuß kommen/ und gar wiederumb das Commando uͤber eine Armee kriegen wuͤrde/ berichtete er demſel- ben ſeinen Zuſtand nach Wien/ ſchrieb auch nach der Chur Bayr. Armee wegen ſeiner Bagage, die er noch dort hatte/ und fieng an zu hoffen/ ſein Gluͤck wuͤrde wieder gruͤnen/ derhalben machten wir den Schluß/ kuͤnfftigen Fruͤhling voneinander zu ſcheiden/ indem er ſich zu bemeldtem Grafen/ ich aber mich nach L. zu meinem Weib begeben wolte. Damit wir aber denſelben Winter nit muͤſſig zubraͤchten/ lernten wir von einem Ingenieur auff dem Papier mehr fortifici- ren/ als die Koͤnige in Hiſpanien und Franckreich ins Werck ſetzen koͤnnen/ darneben kam ich mit etlichen Alchymiſten in Kundſchafft/ die wolten mich/ weil ſie Geld hinder mir merckten/ Gold machen lernen/ da ich nur den Verlag darzu bergeben wolte/ und ich glaube/ ſie haͤtten mich uͤberꝛedt/ wenn ihnen Hertz- bruder nicht abgedanckt haͤtte/ dann er ſagte: Wer ſolche Kunſt koͤnte/ wuͤrde nicht ſo bettelhafftig daher gehen/ noch andere umb Geld anſprechen. Gleich wie nun Hertzbruder von hoch-ermeldtem Grafen ein angenehme Wieder-Antwort und treff- liche Promeßen von Wien auß erhielte/ alſo bekam ich von L. kein einigen Buchſtaben/ unangeſehen ich unterſchiedliche Poſttaͤg in duplo hinſchriebe: Das machte Y iij

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/513>, abgerufen am 26.11.2024.