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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Viertes Buch.
sen/ biß ich einmal Feyerabend mache/ und wir beyde
genug haben/ das Donners-Geld hat mir Beulen
getruckt! Jch antwortete: Bruder/ hättest du so we-
nig als ich/ so würde es dich nit trücken; Was? fiel
er mir in die Red/ was mein ist/ das ist auch dein/ und
was wir ferner miteinander erobern/ soll gleiche Part
gelten. Jch ergriff beyde Wülste/ und befande sie
trefflich gewichtig/ weil es lauter Goldsorten warn;
Jch sagte/ es sey alles gar unbequem gepackt/ da es
ihm gefiel/ wolte ichs also einnähen/ daß einen das
tragen nit halb so sauer ankäme. Als er mirs heim
stellte/ gieng ich mit ihm in einen holen Eichbaum/
allda er Scheer/ Nadel und Faden machte/ da mach-
te ich mir und ihm ein Scapulier oder Schulter-kleid
auß einem paar Hosen/ und versteppte machen schö-
nen rothen Batzen darein/ und demnach wir solche
unter die Hemder anzogen/ war es nicht anders/ als
ob wir vorn und hinden mit Gold bewaffnet gewest
wären: Und demnach mich Wunder nam/ und frag-
te/ warum er kein Silber-Geld hätte? bekam ich zur
Antwort/ daß er mehr als 1000. Thaler in einem
Baum ligen hätte/ auß welchem er den Baurn hau-
sen liesse/ und umb solches nie kein Rechnung begehrt/
weiler solchen Schafmist nicht hoch achte.

Als diß geschehen/ und das Geld eingepackt war/
giengen wir nach unserm Logiment, darinn wir die-
selbe Nacht über kochten/ und uns beym Ofen auß-
bäheten: Und demnach es eine Stund Tag war/ ka-
men/ als wir uns dessen an wenigsten versahen/ sechs
Mußquetier sampt einem Corporal/ mit fertigem
Gewehr und auffgepaßten Lunden ins Häußlein/
stiessen die Stubenthür auff/ und schryen: Wir solten

uns
X ij

Viertes Buch.
ſen/ biß ich einmal Feyerabend mache/ und wir beyde
genug haben/ das Donners-Geld hat mir Beulen
getruckt! Jch antwortete: Bruder/ haͤtteſt du ſo we-
nig als ich/ ſo wuͤrde es dich nit truͤcken; Was? fiel
er mir in die Red/ was mein iſt/ das iſt auch dein/ und
was wir ferner miteinander erobern/ ſoll gleiche Part
gelten. Jch ergriff beyde Wuͤlſte/ und befande ſie
trefflich gewichtig/ weil es lauter Goldſorten warn;
Jch ſagte/ es ſey alles gar unbequem gepackt/ da es
ihm gefiel/ wolte ichs alſo einnaͤhen/ daß einen das
tragen nit halb ſo ſauer ankaͤme. Als er mirs heim
ſtellte/ gieng ich mit ihm in einen holen Eichbaum/
allda er Scheer/ Nadel und Faden machte/ da mach-
te ich mir und ihm ein Scapulier oder Schulter-kleid
auß einem paar Hoſen/ und verſteppte machen ſchoͤ-
nen rothen Batzen darein/ und demnach wir ſolche
unter die Hemder anzogen/ war es nicht anders/ als
ob wir vorn und hinden mit Gold bewaffnet geweſt
waͤren: Und demnach mich Wunder nam/ und frag-
te/ warum er kein Silber-Geld haͤtte? bekam ich zur
Antwort/ daß er mehr als 1000. Thaler in einem
Baum ligen haͤtte/ auß welchem er den Baurn hau-
ſen lieſſe/ und umb ſolches nie kein Rechnung begehrt/
weiler ſolchen Schafmiſt nicht hoch achte.

Als diß geſchehen/ und das Geld eingepackt war/
giengen wir nach unſerm Logiment, darinn wir die-
ſelbe Nacht uͤber kochten/ und uns beym Ofen auß-
baͤheten: Und demnach es eine Stund Tag war/ ka-
men/ als wir uns deſſen an wenigſten verſahen/ ſechs
Mußquetier ſampt einem Corporal/ mit fertigem
Gewehr und auffgepaßten Lunden ins Haͤußlein/
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uns
X ij
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[481/0487] Viertes Buch. ſen/ biß ich einmal Feyerabend mache/ und wir beyde genug haben/ das Donners-Geld hat mir Beulen getruckt! Jch antwortete: Bruder/ haͤtteſt du ſo we- nig als ich/ ſo wuͤrde es dich nit truͤcken; Was? fiel er mir in die Red/ was mein iſt/ das iſt auch dein/ und was wir ferner miteinander erobern/ ſoll gleiche Part gelten. Jch ergriff beyde Wuͤlſte/ und befande ſie trefflich gewichtig/ weil es lauter Goldſorten warn; Jch ſagte/ es ſey alles gar unbequem gepackt/ da es ihm gefiel/ wolte ichs alſo einnaͤhen/ daß einen das tragen nit halb ſo ſauer ankaͤme. Als er mirs heim ſtellte/ gieng ich mit ihm in einen holen Eichbaum/ allda er Scheer/ Nadel und Faden machte/ da mach- te ich mir und ihm ein Scapulier oder Schulter-kleid auß einem paar Hoſen/ und verſteppte machen ſchoͤ- nen rothen Batzen darein/ und demnach wir ſolche unter die Hemder anzogen/ war es nicht anders/ als ob wir vorn und hinden mit Gold bewaffnet geweſt waͤren: Und demnach mich Wunder nam/ und frag- te/ warum er kein Silber-Geld haͤtte? bekam ich zur Antwort/ daß er mehr als 1000. Thaler in einem Baum ligen haͤtte/ auß welchem er den Baurn hau- ſen lieſſe/ und umb ſolches nie kein Rechnung begehrt/ weiler ſolchen Schafmiſt nicht hoch achte. Als diß geſchehen/ und das Geld eingepackt war/ giengen wir nach unſerm Logiment, darinn wir die- ſelbe Nacht uͤber kochten/ und uns beym Ofen auß- baͤheten: Und demnach es eine Stund Tag war/ ka- men/ als wir uns deſſen an wenigſten verſahen/ ſechs Mußquetier ſampt einem Corporal/ mit fertigem Gewehr und auffgepaßten Lunden ins Haͤußlein/ ſtieſſen die Stubenthuͤr auff/ und ſchryen: Wir ſolten uns X ij

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/487>, abgerufen am 24.11.2024.