German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi Geld abhandelten: Es war alles so nett und just be-stellt/ daß es wenig Wortwechselns brauchte/ der Juden gröste Frag war/ ob die Pferd Käiserisch oder Schwedisch gewesen? und als sie vernamen/ daß sie von den Weymarischen herkämen/ sagten sie/ so müssen wir solche nicht nach Basel/ sondern in das Schwabenland zu den Bayrischen reuten. Uber wel- che grosse Kundschafft und Verträulichkeit ich mich verwundern muste. Wir banquetirten Edelmännisch/ und ich liesse Das XXIV. Capitel. WJe wir nun so da sassen/ unserer Leiber zu pflegen sen
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Geld abhandelten: Es war alles ſo nett und juſt be-ſtellt/ daß es wenig Wortwechſelns brauchte/ der Juden groͤſte Frag war/ ob die Pferd Kaͤiſeriſch oder Schwediſch geweſen? und als ſie vernamen/ daß ſie von den Weymariſchen herkaͤmen/ ſagten ſie/ ſo muͤſſen wir ſolche nicht nach Baſel/ ſondern in das Schwabenland zu den Bayriſchen reuten. Uber wel- che groſſe Kundſchafft und Vertraͤulichkeit ich mich verwundern muſte. Wir banquetirten Edelmaͤnniſch/ und ich lieſſe Das XXIV. Capitel. WJe wir nun ſo da ſaſſen/ unſerer Leiber zu pflegen ſen
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0486" n="480"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simpliciſſimi</hi></hi></fw><lb/> Geld abhandelten: Es war alles ſo nett und juſt be-<lb/> ſtellt/ daß es wenig Wortwechſelns brauchte/ der<lb/> Juden groͤſte Frag war/ ob die Pferd Kaͤiſeriſch oder<lb/> Schwediſch geweſen? und als ſie vernamen/ daß ſie<lb/> von den Weymariſchen herkaͤmen/ ſagten ſie/ ſo<lb/> muͤſſen wir ſolche nicht nach Baſel/ ſondern in das<lb/> Schwabenland zu den Bayriſchen reuten. Uber wel-<lb/> che groſſe Kundſchafft und Vertraͤulichkeit ich mich<lb/> verwundern muſte.</p><lb/> <p>Wir banquetirten Edelmaͤnniſch/ und ich lieſſe<lb/> mir die gute Wald-Forellen und koͤſtliche Krebs da-<lb/> ſelbſt wol ſchmecken; Wie es nun Abend wurde/ ſo<lb/> machten wir uns wieder auff den Weg/ hatten un-<lb/> ſern Baurn mit Gebratens und andern <hi rendition="#aq">Victuali</hi>en wie<lb/> einen Eſel beladen/ damit kamen wir den andern Tag<lb/> auff einen einzeln Baurn-Hof/ allwo wir freundlich<lb/> bewillkommt und auffgenommen wurden/ und uns<lb/> wegen ungeſtuͤmmen Wetters ein paar Tag auffhiel-<lb/> ten/ folgends kamen wir durch lauter Wald und Ab-<lb/> weg wieder in eben das jenige Haͤußlein/ dahin mich<lb/><hi rendition="#aq">Olivier</hi> anfaͤnglich fuͤhrte/ als er mich zu ſich bekam.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXIV</hi>.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>Je wir nun ſo da ſaſſen/ unſerer Leiber zu pflegen<lb/> und außzuruhen/ ſchickte <hi rendition="#aq">Olivier</hi> den Baurn auß/<lb/> Eſſenſpeiß ſampt etwas von Kraut und Loth einzu-<lb/> kauffen; Als ſelbiger hinweg/ zoge er ſeinen Rock<lb/> auß/ und ſagte zu mir: Bruder/ ich mag das Teuf-<lb/> fels-Geld nit mehr allein ſo herumb ſchleppen/ band<lb/> demnach ein paar Wuͤrſte oder Wuͤlſt/ die er auff<lb/> bloſſem Leib trug/ herunder/ warff ſie auff den Tiſch/<lb/> und ſagte ferner: Du wirſt dich hiemit bemuͤhen muͤſ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [480/0486]
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Geld abhandelten: Es war alles ſo nett und juſt be-
ſtellt/ daß es wenig Wortwechſelns brauchte/ der
Juden groͤſte Frag war/ ob die Pferd Kaͤiſeriſch oder
Schwediſch geweſen? und als ſie vernamen/ daß ſie
von den Weymariſchen herkaͤmen/ ſagten ſie/ ſo
muͤſſen wir ſolche nicht nach Baſel/ ſondern in das
Schwabenland zu den Bayriſchen reuten. Uber wel-
che groſſe Kundſchafft und Vertraͤulichkeit ich mich
verwundern muſte.
Wir banquetirten Edelmaͤnniſch/ und ich lieſſe
mir die gute Wald-Forellen und koͤſtliche Krebs da-
ſelbſt wol ſchmecken; Wie es nun Abend wurde/ ſo
machten wir uns wieder auff den Weg/ hatten un-
ſern Baurn mit Gebratens und andern Victualien wie
einen Eſel beladen/ damit kamen wir den andern Tag
auff einen einzeln Baurn-Hof/ allwo wir freundlich
bewillkommt und auffgenommen wurden/ und uns
wegen ungeſtuͤmmen Wetters ein paar Tag auffhiel-
ten/ folgends kamen wir durch lauter Wald und Ab-
weg wieder in eben das jenige Haͤußlein/ dahin mich
Olivier anfaͤnglich fuͤhrte/ als er mich zu ſich bekam.
Das XXIV. Capitel.
WJe wir nun ſo da ſaſſen/ unſerer Leiber zu pflegen
und außzuruhen/ ſchickte Olivier den Baurn auß/
Eſſenſpeiß ſampt etwas von Kraut und Loth einzu-
kauffen; Als ſelbiger hinweg/ zoge er ſeinen Rock
auß/ und ſagte zu mir: Bruder/ ich mag das Teuf-
fels-Geld nit mehr allein ſo herumb ſchleppen/ band
demnach ein paar Wuͤrſte oder Wuͤlſt/ die er auff
bloſſem Leib trug/ herunder/ warff ſie auff den Tiſch/
und ſagte ferner: Du wirſt dich hiemit bemuͤhen muͤſ-
ſen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/486 |
Zitationshilfe: | German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/486>, abgerufen am 23.07.2024. |