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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
mir gebracht hatte/ dann sie wolten sich in der Wär-
me nicht mehr in meinen Lumpen-behelffen/ sondern
spazirten herauß/ sich auch lustig zu machen. Dieses
nam Olivier an mir gewahr/ und fragte/ ob ich Läus
hätte? Jch sagte/ ja freylich/ mehr als ich mein Leb-
tag Ducaten zu bekommen getraue; So mustu nit
reden/ sagte Olivier, wenn du bey mir bleibest/ so kanst
du noch wol mehr Ducaten kriegen/ als du jetzt Läus
hast; Jch anrwortet/ das ist so unmüglich/ als ich
jetzt meine Laus abschaffen kan: O ja/ sagte er/ es ist
beydes müglich/ und befohl gleich dem Baurn/ mir
ein Kleid zu holen/ das unfern vom Hauß in einem
holen Baum stack/ das war ein grauer Hut/ ein Kol-
ler von Elend/ ein paar rother scharlachner Hosen/
und ein grauer Rock/ Strümpff und Schuh wolte er
mir morgen geben. Da ich solche Gutthat von ihm
sahe/ getraute ich ihm schon etwas bessers zu/ als zu-
vor/ und gieng frölich schlaffen.

Das XVII. Capitel.

AM Morgen gegen Tag sagte Olivier: Auff Sim-
plici,
wir wollen in GOttes Nahmen hinauß/ zu
sehen/ was etwan zu bekommen seyn möchte: Ach
GOtt/ gedacht ich/ soll ich dann nun in deinem hoch-
heiligen Nahmen auff die Rauberey gehen? und bin
hiedevor/ nachdem ich von meinem Einstdel kam/ nit
so kühn gewesen/ ohne Erstaunen zuzuhören/ wenn
einer zum andern sagte: Komm Bruder/ wir wollen
in Gottes Nahmen ein Maß Wein miteinander sauf-
fen; weil ichs vor eine doppelte Sünd hielte/ wenn
einer in deinem Nahmen sich voll söffe. O himmli-
scher Vatter/ wie hab ich mich verändert! O getreuer

Gott

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
mir gebracht hatte/ dann ſie wolten ſich in der Waͤr-
me nicht mehr in meinen Lumpen-behelffen/ ſondern
ſpazirten herauß/ ſich auch luſtig zu machen. Dieſes
nam Olivier an mir gewahr/ und fragte/ ob ich Laͤus
haͤtte? Jch ſagte/ ja freylich/ mehr als ich mein Leb-
tag Ducaten zu bekommen getraue; So muſtu nit
reden/ ſagte Olivier, wenn du bey mir bleibeſt/ ſo kanſt
du noch wol mehr Ducaten kriegen/ als du jetzt Laͤus
haſt; Jch anrwortet/ das iſt ſo unmuͤglich/ als ich
jetzt meine Laus abſchaffen kan: O ja/ ſagte er/ es iſt
beydes müglich/ und befohl gleich dem Baurn/ mir
ein Kleid zu holen/ das unfern vom Hauß in einem
holen Baum ſtack/ das war ein grauer Hut/ ein Kol-
ler von Elend/ ein paar rother ſcharlachner Hoſen/
und ein grauer Rock/ Struͤmpff und Schuh wolte er
mir moꝛgen geben. Da ich ſolche Gutthat von ihm
ſahe/ getraute ich ihm ſchon etwas beſſers zu/ als zu-
vor/ und gieng froͤlich ſchlaffen.

Das XVII. Capitel.

AM Moꝛgen gegen Tag ſagte Olivier: Auff Sim-
plici,
wir wollen in GOttes Nahmen hinauß/ zu
ſehen/ was etwan zu bekommen ſeyn moͤchte: Ach
GOtt/ gedacht ich/ ſoll ich dann nun in deinem hoch-
heiligen Nahmen auff die Rauberey gehen? und bin
hiedevor/ nachdem ich von meinem Einſtdel kam/ nit
ſo kuͤhn geweſen/ ohne Erſtaunen zuzuhoͤren/ wenn
einer zum andern ſagte: Komm Bruder/ wir wollen
in Gottes Nahmen ein Maß Wein miteinander ſauf-
fen; weil ichs vor eine doppelte Suͤnd hielte/ wenn
einer in deinem Nahmen ſich voll ſoͤffe. O himmli-
ſcher Vatter/ wie hab ich mich veraͤndert! O getreuer

Gott
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[454/0460] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi mir gebracht hatte/ dann ſie wolten ſich in der Waͤr- me nicht mehr in meinen Lumpen-behelffen/ ſondern ſpazirten herauß/ ſich auch luſtig zu machen. Dieſes nam Olivier an mir gewahr/ und fragte/ ob ich Laͤus haͤtte? Jch ſagte/ ja freylich/ mehr als ich mein Leb- tag Ducaten zu bekommen getraue; So muſtu nit reden/ ſagte Olivier, wenn du bey mir bleibeſt/ ſo kanſt du noch wol mehr Ducaten kriegen/ als du jetzt Laͤus haſt; Jch anrwortet/ das iſt ſo unmuͤglich/ als ich jetzt meine Laus abſchaffen kan: O ja/ ſagte er/ es iſt beydes müglich/ und befohl gleich dem Baurn/ mir ein Kleid zu holen/ das unfern vom Hauß in einem holen Baum ſtack/ das war ein grauer Hut/ ein Kol- ler von Elend/ ein paar rother ſcharlachner Hoſen/ und ein grauer Rock/ Struͤmpff und Schuh wolte er mir moꝛgen geben. Da ich ſolche Gutthat von ihm ſahe/ getraute ich ihm ſchon etwas beſſers zu/ als zu- vor/ und gieng froͤlich ſchlaffen. Das XVII. Capitel. AM Moꝛgen gegen Tag ſagte Olivier: Auff Sim- plici, wir wollen in GOttes Nahmen hinauß/ zu ſehen/ was etwan zu bekommen ſeyn moͤchte: Ach GOtt/ gedacht ich/ ſoll ich dann nun in deinem hoch- heiligen Nahmen auff die Rauberey gehen? und bin hiedevor/ nachdem ich von meinem Einſtdel kam/ nit ſo kuͤhn geweſen/ ohne Erſtaunen zuzuhoͤren/ wenn einer zum andern ſagte: Komm Bruder/ wir wollen in Gottes Nahmen ein Maß Wein miteinander ſauf- fen; weil ichs vor eine doppelte Suͤnd hielte/ wenn einer in deinem Nahmen ſich voll ſoͤffe. O himmli- ſcher Vatter/ wie hab ich mich veraͤndert! O getreuer Gott

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/460>, abgerufen am 03.12.2024.