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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
ihnen gewesen/ viel weniger welcher ich zu dienen da
war; Die erste Red war/ ob ich nit Frantzösich kön-
te? meine Landsmännin sagte Nein; Hierauff ver-
setzte die ander: Sie solte mir sagen/ ich wolte belie-
ben nider zu sitzen/ als solches geschehen/ befohl die
dritte meiner Dolmetschin/ sie solte sich auch setzen:
Worauß ich abermal nicht abnehmen mögen/ wel-
che die vornehmste unter ihnen war. Jch sasse neben
der Alten gerad gegen diesen dreyen Damen über/
und ist demnach meine Schönheit ohn Zweiffel neben
einem so Alten Geribb desto besser hervor geschienen.
Sie blickten mich alle drey sehr andächtig an/ und ich
dörffte schwören/ daß sie viel hundert Seufftzen gehen
liessen: Jhre Augen konte ich nit sehen funcklen we-
gen der Masquen/ die sie vor sich hatten. Meine Alte
fragte mich/ (sonst konte niemand mit mir reden/)
welche ich unter diesen dreyen vor die Schönste hiel-
te? Jch antwortet/ daß ich keine Wahl darunter
sehen könte; Hierüber fieng sie an zu lachen daß man
ihr alle vier Zähn sahe/ die sie noch im Maul hatte/
und fragte/ warumb das? Jch antwortet/ weil ich
sie nit recht sehen könte/ doch so viel ich sehe/ wären
sie alle drey nit heßlich. Dieses/ was die Alte gefragt/
und ich geantwort/ wolten die Damen wissen; mein
Alte verdolmetschte es/ und log noch darzu/ Jch
hätte gesagt/ einer jeden Mund wäre hundert tausend
mal küssens werth! denn ich konte ihnen die Mäu-
ler unter den Masquen wol sehen/ sonderlich deren/ so
gerad gegen mir über sasse. Mit diesem Fuxschwantz
machte die Alte/ daß ich dieselbe vor die vornehmste
hielte/ und sie auch desto eyferiger betrachtete. Diß
war all unser Discurs über Tisch/ und ich stellte mich/

als

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
ihnen geweſen/ viel weniger welcher ich zu dienen da
war; Die erſte Red war/ ob ich nit Frantzoͤſich koͤn-
te? meine Landsmaͤnnin ſagte Nein; Hierauff ver-
ſetzte die ander: Sie ſolte mir ſagen/ ich wolte belie-
ben nider zu ſitzen/ als ſolches geſchehen/ befohl die
dritte meiner Dolmetſchin/ ſie ſolte ſich auch ſetzen:
Worauß ich abermal nicht abnehmen moͤgen/ wel-
che die vornehmſte unter ihnen war. Jch ſaſſe neben
der Alten gerad gegen dieſen dreyen Damen uͤber/
und iſt demnach meine Schoͤnheit ohn Zweiffel neben
einem ſo Alten Geribb deſto beſſer hervor geſchienen.
Sie blickten mich alle drey ſehr andaͤchtig an/ und ich
doͤrffte ſchwoͤren/ daß ſie viel hundert Seufftzen gehen
lieſſen: Jhre Augen konte ich nit ſehen funcklen we-
gen der Maſquen/ die ſie vor ſich hatten. Meine Alte
fragte mich/ (ſonſt konte niemand mit mir reden/)
welche ich unter dieſen dreyen vor die Schoͤnſte hiel-
te? Jch antwortet/ daß ich keine Wahl darunter
ſehen koͤnte; Hieruͤber fieng ſie an zu lachen daß man
ihr alle vier Zaͤhn ſahe/ die ſie noch im Maul hatte/
und fragte/ warumb das? Jch antwortet/ weil ich
ſie nit recht ſehen koͤnte/ doch ſo viel ich ſehe/ waͤren
ſie alle drey nit heßlich. Dieſes/ was die Alte gefragt/
und ich geantwort/ wolten die Damen wiſſen; mein
Alte verdolmetſchte es/ und log noch darzu/ Jch
haͤtte geſagt/ einer jeden Mund waͤre hundert tauſend
mal kuͤſſens werth! denn ich konte ihnen die Maͤu-
ler unter den Maſquen wol ſehen/ ſonderlich deren/ ſo
gerad gegen mir uͤber ſaſſe. Mit dieſem Fuxſchwantz
machte die Alte/ daß ich dieſelbe vor die vornehmſte
hielte/ und ſie auch deſto eyferiger betrachtete. Diß
war all unſer Diſcurs uͤber Tiſch/ und ich ſtellte mich/

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[406/0412] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi ihnen geweſen/ viel weniger welcher ich zu dienen da war; Die erſte Red war/ ob ich nit Frantzoͤſich koͤn- te? meine Landsmaͤnnin ſagte Nein; Hierauff ver- ſetzte die ander: Sie ſolte mir ſagen/ ich wolte belie- ben nider zu ſitzen/ als ſolches geſchehen/ befohl die dritte meiner Dolmetſchin/ ſie ſolte ſich auch ſetzen: Worauß ich abermal nicht abnehmen moͤgen/ wel- che die vornehmſte unter ihnen war. Jch ſaſſe neben der Alten gerad gegen dieſen dreyen Damen uͤber/ und iſt demnach meine Schoͤnheit ohn Zweiffel neben einem ſo Alten Geribb deſto beſſer hervor geſchienen. Sie blickten mich alle drey ſehr andaͤchtig an/ und ich doͤrffte ſchwoͤren/ daß ſie viel hundert Seufftzen gehen lieſſen: Jhre Augen konte ich nit ſehen funcklen we- gen der Maſquen/ die ſie vor ſich hatten. Meine Alte fragte mich/ (ſonſt konte niemand mit mir reden/) welche ich unter dieſen dreyen vor die Schoͤnſte hiel- te? Jch antwortet/ daß ich keine Wahl darunter ſehen koͤnte; Hieruͤber fieng ſie an zu lachen daß man ihr alle vier Zaͤhn ſahe/ die ſie noch im Maul hatte/ und fragte/ warumb das? Jch antwortet/ weil ich ſie nit recht ſehen koͤnte/ doch ſo viel ich ſehe/ waͤren ſie alle drey nit heßlich. Dieſes/ was die Alte gefragt/ und ich geantwort/ wolten die Damen wiſſen; mein Alte verdolmetſchte es/ und log noch darzu/ Jch haͤtte geſagt/ einer jeden Mund waͤre hundert tauſend mal kuͤſſens werth! denn ich konte ihnen die Maͤu- ler unter den Maſquen wol ſehen/ ſonderlich deren/ ſo gerad gegen mir uͤber ſaſſe. Mit dieſem Fuxſchwantz machte die Alte/ daß ich dieſelbe vor die vornehmſte hielte/ und ſie auch deſto eyferiger betrachtete. Diß war all unſer Diſcurs uͤber Tiſch/ und ich ſtellte mich/ als

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/412>, abgerufen am 27.11.2024.