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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abenth. Simplicissimi
goner/ oder vor einem halben Jahr ein armer Roß-
Bub gewesen wäre.

Diß war die erste Thorheit/ so ich in dieser Statt
begieng/ welche/ ob sie gleich zimlich groß war/ wur-
de sie doch vo[n] [nie]mand gemerckt/ viel weniger ge-
ta delt: Aber was machts? die Welt ist der so voll/
daß sie keiner mehr acht/ noch selbige verlacht/ oder
[sich] drüber verwundert/ weil sie deren gewohnt ist;
So hatte ich auch den Ruff eines klugen und guten
Soldaten/ und nicht eines Narrn/ der die Kinder-
Schuh noch trägt. Jch dingte mich und meinen
Jungen meinem Haußvatter in die Kost/ und gab ihm
an Bezahlung auff Abschlag/ was mir der Com-
mandant
wegen meines Pferds an Fleisch und Holtz
verehrt hatte/ zum Getränck aber muste mein Jung
den Schlüssel haben/ weil ich denen die mich besuch-
ten/ gerne darvon mittheilte/ dann sintemal ich weder
Burger noch Soldat war/ und also keinen meines
gleichen hatte/ der mir Gesellschafft leisten mögen/
hielt ich mich zu beyden Theilen/ und bekam dahero
täglich Cameraden genug/ die ich ungetränckt nicht
bey mir liesse. Zum Organisten allda machte ich auß
den Burgern die beste Kundschafft/ weil ich die Music
liebte/ und (ohne Ruhm zu melden) ein trefflich gute
Stimm hatte/ die ich bey mir nicht verschimlen lassen
wolte; dieser lernte mich/ wie ich componirn solte/
item auff dem Jnstrument besser schlagen/ sowol als
auch auff der Harpffen/ so war ich ohne das auff der
Lauten ein Meister/ schaffte mir dahero eine eigene/
und hatte schier täglich meinen Spaß damit: Wenn
ich dann satt war zu musiciren/ ließ ich den Kürsch-
ner kommen/ der mich im Paradeis in allen Geweh-

ren

Deß Abenth. Simpliciſſimi
goner/ oder vor einem halben Jahr ein armer Roß-
Bub geweſen waͤre.

Diß war die erſte Thorheit/ ſo ich in dieſer Statt
begieng/ welche/ ob ſie gleich zimlich groß war/ wur-
de ſie doch vo[n] [nie]mand gemerckt/ viel weniger ge-
ta delt: Aber was machts? die Welt iſt der ſo voll/
daß ſie keiner mehr acht/ noch ſelbige verlacht/ oder
[ſich] druͤber verwundert/ weil ſie deren gewohnt iſt;
So hatte ich auch den Ruff eines klugen und guten
Soldaten/ und nicht eines Narꝛn/ der die Kinder-
Schuh noch traͤgt. Jch dingte mich und meinen
Jungen meinem Haußvatter in die Koſt/ und gab ihm
an Bezahlung auff Abſchlag/ was mir der Com-
mandant
wegen meines Pferds an Fleiſch und Holtz
verehrt hatte/ zum Getraͤnck aber muſte mein Jung
den Schluͤſſel haben/ weil ich denen die mich beſuch-
ten/ gerne darvon mittheilte/ dann ſintemal ich weder
Burger noch Soldat war/ und alſo keinen meines
gleichen hatte/ der mir Geſellſchafft leiſten moͤgen/
hielt ich mich zu beyden Theilen/ und bekam dahero
taͤglich Cameraden genug/ die ich ungetraͤnckt nicht
bey mir lieſſe. Zum Organiſten allda machte ich auß
den Burgern die beſte Kundſchafft/ weil ich die Muſic
liebte/ und (ohne Ruhm zu melden) ein trefflich gute
Stimm hatte/ die ich bey mir nicht verſchimlen laſſen
wolte; dieſer lernte mich/ wie ich componirn ſolte/
item auff dem Jnſtrument beſſer ſchlagen/ ſowol als
auch auff der Harpffen/ ſo war ich ohne das auff der
Lauten ein Meiſter/ ſchaffte mir dahero eine eigene/
und hatte ſchier taͤglich meinen Spaß damit: Wenn
ich dann ſatt war zu muſiciren/ ließ ich den Kuͤrſch-
ner kommen/ der mich im Paradeis in allen Geweh-

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[344/0350] Deß Abenth. Simpliciſſimi goner/ oder vor einem halben Jahr ein armer Roß- Bub geweſen waͤre. Diß war die erſte Thorheit/ ſo ich in dieſer Statt begieng/ welche/ ob ſie gleich zimlich groß war/ wur- de ſie doch von niemand gemerckt/ viel weniger ge- ta delt: Aber was machts? die Welt iſt der ſo voll/ daß ſie keiner mehr acht/ noch ſelbige verlacht/ oder ſich druͤber verwundert/ weil ſie deren gewohnt iſt; So hatte ich auch den Ruff eines klugen und guten Soldaten/ und nicht eines Narꝛn/ der die Kinder- Schuh noch traͤgt. Jch dingte mich und meinen Jungen meinem Haußvatter in die Koſt/ und gab ihm an Bezahlung auff Abſchlag/ was mir der Com- mandant wegen meines Pferds an Fleiſch und Holtz verehrt hatte/ zum Getraͤnck aber muſte mein Jung den Schluͤſſel haben/ weil ich denen die mich beſuch- ten/ gerne darvon mittheilte/ dann ſintemal ich weder Burger noch Soldat war/ und alſo keinen meines gleichen hatte/ der mir Geſellſchafft leiſten moͤgen/ hielt ich mich zu beyden Theilen/ und bekam dahero taͤglich Cameraden genug/ die ich ungetraͤnckt nicht bey mir lieſſe. Zum Organiſten allda machte ich auß den Burgern die beſte Kundſchafft/ weil ich die Muſic liebte/ und (ohne Ruhm zu melden) ein trefflich gute Stimm hatte/ die ich bey mir nicht verſchimlen laſſen wolte; dieſer lernte mich/ wie ich componirn ſolte/ item auff dem Jnſtrument beſſer ſchlagen/ ſowol als auch auff der Harpffen/ ſo war ich ohne das auff der Lauten ein Meiſter/ ſchaffte mir dahero eine eigene/ und hatte ſchier taͤglich meinen Spaß damit: Wenn ich dann ſatt war zu muſiciren/ ließ ich den Kuͤrſch- ner kommen/ der mich im Paradeis in allen Geweh- ren

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/350>, abgerufen am 25.11.2024.