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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi

Nachdem die Beuten und Gefangene getheilet
worden/ giengen die Schweden und Hessen (denn sie
waren auß unterschiedlichen Guarnisonen) noch sel-
bigen Abend voneinander/ mich und den Corporal/
sampt noch dreyen Dragonern/ behielt der Cornet/
weil er uns gefangen bekommen/ dahero wurden wir
in eine Vestung geführt/ die nicht gar 2. Meilen von
unserer Guarnison lag. Und weil ich hiebevor dem-
selben Ort viel Dampffs angethan/ war mein Nahm
daselbst wol bekant/ ich selber aber mehr geförcht als
geliebt: Da wir die Statt vor Augen hatten/ schickte
der Cornet einen Reuter voran/ seine Ankunfft dem
Commandanten zu verkünden/ auch anzuzeigen/ wie
es abgeloffen/ und wer die Gefangene seyen; darvon
es ein Geläuffin der Statt geb/ daß nit außzusagen/
weil jeder den Jäger gern sehen wolte; Da sagte ei-
ner diß/ der ander jenes von mir/ und war nicht an-
ders anzusehen/ als ob ein grosser Potentat seinen
Einzug gebalten hätte.

Wir Gefangene wurden strack zum Commandan-
t
en geführt/ welcher sich sehr über meine Jugend ver-
wundert; Er fragte mich/ ob ich nie auff Schwedi-
scher Seiten gedient hätte/ und was ich vor ein Lands-
mann wäre? Als ich ihme nun die Warheit sagte/
wolte er wissen/ ob ich nicht Lust hätte/ wieder auff ih-
rer Seiten zu bleiben? Jch antwortet ihm/ daß es
mir sonst gleich gülte/ allein weil ich dem Römischen
Käiser einen Ayd geschworen hätte/ so dünckte mich/
es gebühre mir solchen zu halten. Darauff befohl er
uns zum Gewaltiger zu führen/ und erlaubte doch
dem Cornet auff sein Anhalten/ uns zu gastirn/ weil
ich hiebevor meine Gefangene (darunter sein Bru-

der
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi

Nachdem die Beuten und Gefangene getheilet
worden/ giengen die Schweden und Heſſen (denn ſie
waren auß unterſchiedlichen Guarniſonen) noch ſel-
bigen Abend voneinander/ mich und den Corporal/
ſampt noch dreyen Dragonern/ behielt der Cornet/
weil er uns gefangen bekommen/ dahero wurden wir
in eine Veſtung gefuͤhrt/ die nicht gar 2. Meilen von
unſerer Guarniſon lag. Und weil ich hiebevor dem-
ſelben Ort viel Dampffs angethan/ war mein Nahm
daſelbſt wol bekant/ ich ſelber aber mehr gefoͤrcht als
geliebt: Da wir die Statt vor Augen hatten/ ſchickte
der Cornet einen Reuter voran/ ſeine Ankunfft dem
Commandanten zu verkuͤnden/ auch anzuzeigen/ wie
es abgeloffen/ und wer die Gefangene ſeyen; darvon
es ein Gelaͤuffin der Statt geb/ daß nit außzuſagen/
weil jeder den Jaͤger gern ſehen wolte; Da ſagte ei-
ner diß/ der ander jenes von mir/ und war nicht an-
ders anzuſehen/ als ob ein groſſer Potentat ſeinen
Einzug gebalten haͤtte.

Wir Gefangene wurden ſtrack zum Commandan-
t
en gefuͤhrt/ welcher ſich ſehr uͤber meine Jugend ver-
wundert; Er fragte mich/ ob ich nie auff Schwedi-
ſcher Seiten gedient haͤtte/ und was ich vor ein Lands-
mann waͤre? Als ich ihme nun die Warheit ſagte/
wolte er wiſſen/ ob ich nicht Luſt haͤtte/ wieder auff ih-
rer Seiten zu bleiben? Jch antwortet ihm/ daß es
mir ſonſt gleich guͤlte/ allein weil ich dem Roͤmiſchen
Kaͤiſer einen Ayd geſchworen haͤtte/ ſo duͤnckte mich/
es gebuͤhre mir ſolchen zu halten. Darauff befohl er
uns zum Gewaltiger zu fuͤhren/ und erlaubte doch
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der
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[332/0338] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Nachdem die Beuten und Gefangene getheilet worden/ giengen die Schweden und Heſſen (denn ſie waren auß unterſchiedlichen Guarniſonen) noch ſel- bigen Abend voneinander/ mich und den Corporal/ ſampt noch dreyen Dragonern/ behielt der Cornet/ weil er uns gefangen bekommen/ dahero wurden wir in eine Veſtung gefuͤhrt/ die nicht gar 2. Meilen von unſerer Guarniſon lag. Und weil ich hiebevor dem- ſelben Ort viel Dampffs angethan/ war mein Nahm daſelbſt wol bekant/ ich ſelber aber mehr gefoͤrcht als geliebt: Da wir die Statt vor Augen hatten/ ſchickte der Cornet einen Reuter voran/ ſeine Ankunfft dem Commandanten zu verkuͤnden/ auch anzuzeigen/ wie es abgeloffen/ und wer die Gefangene ſeyen; darvon es ein Gelaͤuffin der Statt geb/ daß nit außzuſagen/ weil jeder den Jaͤger gern ſehen wolte; Da ſagte ei- ner diß/ der ander jenes von mir/ und war nicht an- ders anzuſehen/ als ob ein groſſer Potentat ſeinen Einzug gebalten haͤtte. Wir Gefangene wurden ſtrack zum Commandan- ten gefuͤhrt/ welcher ſich ſehr uͤber meine Jugend ver- wundert; Er fragte mich/ ob ich nie auff Schwedi- ſcher Seiten gedient haͤtte/ und was ich vor ein Lands- mann waͤre? Als ich ihme nun die Warheit ſagte/ wolte er wiſſen/ ob ich nicht Luſt haͤtte/ wieder auff ih- rer Seiten zu bleiben? Jch antwortet ihm/ daß es mir ſonſt gleich guͤlte/ allein weil ich dem Roͤmiſchen Kaͤiſer einen Ayd geſchworen haͤtte/ ſo duͤnckte mich/ es gebuͤhre mir ſolchen zu halten. Darauff befohl er uns zum Gewaltiger zu fuͤhren/ und erlaubte doch dem Cornet auff ſein Anhalten/ uns zu gaſtirn/ weil ich hiebevor meine Gefangene (darunter ſein Bru- der

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/338>, abgerufen am 25.11.2024.