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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
euer Schindgeld/ Gold und Silber weg; ich sagte/
warumb mein lieber Jove? darumb/ antwortet er/
damit ihr euch Freunde dardurch machet/ und eurer
unnützen Sorgen loß werdet: Jch sagte/ daß ich lie-
ber gern mehr hätte: Darauff sagte er/ so sehet/ wo
ihr mehr bekompt/ aber auff solche Weis werdet ihr
euch euer Lebtag weder Rube noch Freunde schaffen/
last die alte Schabhäls geitzig seyn/ ihr aber haltet
euch/ wie es einem jungen braven Kerl zustehet/ ihr
solt noch viel eher Mangel an guten Freunden/ als
Geld erfahren; Jch dachte der Sach nach/ und be-
fande zwar/ daß Jupiter wol von der Sach redte/ der
Geitz aber hatte mich schon dergestalt eingenommen/
daß ich gar nit gedachte etwas hinzuschencken/ doch
verehrte ich zuletzt dem Commandanten ein paar sil-
berne und überguldte Duplet/ meinem Hauptmann
aber ein paar silberne Saltzfässer/ darmit ich aber
nichts anders außrichtete/ als daß ich ihnen nur das
Maul auch nach dem übrigen wässerig machte/ weil
es rare Antiquitäten waren; meinem getreusten Ca-
meraden Spring-ins-feld schenckte ich 12. Reichs-
thaler/ der riethe mir dargegen/ ich solte mein Reich-
thum von mir thun/ oder gewärtig seyn/ daß ich dar-
durch in Unglück käme/ dann die Officier sehen nicht
gern/ daß ein gemeiner Soldat mehr Geld hätte als
sie; So hätte er auch wol ehemals gesehen/ daß ein
Camerad den andern umbs Gelds halber heimlich
ermordet; bißher hätte ich wol heimlich halten kön-
nen/ was ich an Beuten erschnappt/ dann jederman
glaubte/ ich hätte alles wieder an Kleider/ Pferd und
Gewehr gehenckt/ nunmehr aber würde ich niemand
kein Ding mehr verklaiben/ oder weiß machen kön-

nen/

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
euer Schindgeld/ Gold und Silber weg; ich ſagte/
warumb mein lieber Jove? darumb/ antwortet er/
damit ihr euch Freunde dardurch machet/ und eurer
unnuͤtzen Sorgen loß werdet: Jch ſagte/ daß ich lie-
ber gern mehr haͤtte: Darauff ſagte er/ ſo ſehet/ wo
ihr mehr bekompt/ aber auff ſolche Weis werdet ihr
euch euer Lebtag weder Rube noch Freunde ſchaffen/
laſt die alte Schabhaͤls geitzig ſeyn/ ihr aber haltet
euch/ wie es einem jungen braven Kerl zuſtehet/ ihr
ſolt noch viel eher Mangel an guten Freunden/ als
Geld erfahren; Jch dachte der Sach nach/ und be-
fande zwar/ daß Jupiter wol von der Sach redte/ der
Geitz aber hatte mich ſchon dergeſtalt eingenommen/
daß ich gar nit gedachte etwas hinzuſchencken/ doch
verehrte ich zuletzt dem Commandanten ein paar ſil-
berne und uͤberguldte Duplet/ meinem Hauptmann
aber ein paar ſilberne Saltzfaͤſſer/ darmit ich aber
nichts anders außrichtete/ als daß ich ihnen nur das
Maul auch nach dem uͤbrigen waͤſſerig machte/ weil
es rare Antiquitaͤten waren; meinem getreuſten Ca-
meraden Spring-ins-feld ſchenckte ich 12. Reichs-
thaler/ der riethe mir dargegen/ ich ſolte mein Reich-
thum von mir thun/ oder gewaͤrtig ſeyn/ daß ich dar-
durch in Ungluͤck kaͤme/ dann die Officier ſehen nicht
gern/ daß ein gemeiner Soldat mehr Geld haͤtte als
ſie; So haͤtte er auch wol ehemals geſehen/ daß ein
Camerad den andern umbs Gelds halber heimlich
ermordet; bißher haͤtte ich wol heimlich halten koͤn-
nen/ was ich an Beuten erſchnappt/ dann jederman
glaubte/ ich haͤtte alles wieder an Kleider/ Pferd und
Gewehr gehenckt/ nunmehr aber wuͤrde ich niemand
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[326/0332] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi euer Schindgeld/ Gold und Silber weg; ich ſagte/ warumb mein lieber Jove? darumb/ antwortet er/ damit ihr euch Freunde dardurch machet/ und eurer unnuͤtzen Sorgen loß werdet: Jch ſagte/ daß ich lie- ber gern mehr haͤtte: Darauff ſagte er/ ſo ſehet/ wo ihr mehr bekompt/ aber auff ſolche Weis werdet ihr euch euer Lebtag weder Rube noch Freunde ſchaffen/ laſt die alte Schabhaͤls geitzig ſeyn/ ihr aber haltet euch/ wie es einem jungen braven Kerl zuſtehet/ ihr ſolt noch viel eher Mangel an guten Freunden/ als Geld erfahren; Jch dachte der Sach nach/ und be- fande zwar/ daß Jupiter wol von der Sach redte/ der Geitz aber hatte mich ſchon dergeſtalt eingenommen/ daß ich gar nit gedachte etwas hinzuſchencken/ doch verehrte ich zuletzt dem Commandanten ein paar ſil- berne und uͤberguldte Duplet/ meinem Hauptmann aber ein paar ſilberne Saltzfaͤſſer/ darmit ich aber nichts anders außrichtete/ als daß ich ihnen nur das Maul auch nach dem uͤbrigen waͤſſerig machte/ weil es rare Antiquitaͤten waren; meinem getreuſten Ca- meraden Spring-ins-feld ſchenckte ich 12. Reichs- thaler/ der riethe mir dargegen/ ich ſolte mein Reich- thum von mir thun/ oder gewaͤrtig ſeyn/ daß ich dar- durch in Ungluͤck kaͤme/ dann die Officier ſehen nicht gern/ daß ein gemeiner Soldat mehr Geld haͤtte als ſie; So haͤtte er auch wol ehemals geſehen/ daß ein Camerad den andern umbs Gelds halber heimlich ermordet; bißher haͤtte ich wol heimlich halten koͤn- nen/ was ich an Beuten erſchnappt/ dann jederman glaubte/ ich haͤtte alles wieder an Kleider/ Pferd und Gewehr gehenckt/ nunmehr aber wuͤrde ich niemand kein Ding mehr verklaiben/ oder weiß machen koͤn- nen/

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/332>, abgerufen am 25.11.2024.