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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
ter drav damit schmiert; es lescht auß die gäile und
unkeusche Begierden/ sonderlich weil man schöne
Weiber umbs Geld kriegen kan. Jn Summa/ es
ist nicht außzusprechen/ was das liebe Geld vermag/
wie ich dann hiebevor in meinem Schwartz und
Weiß
etwas darvon geschrieben/ wenn mans nur
recht zu brauchen und anzulegen weiß.

Was das Meinige anbelangt/ das ich damals
beydes mit Rauben und Findung dieses Schatzes zu
wegen gebracht/ so hatte dasselbe ein seltzame Natur
an sich/ denn erstlich machte es mich hoffärtiger/ als
ich zuvor war/ so gar/ daß mich auch im Hertzen da-
rinn verdrosse/ daß ich nur Simplicius heissen solte;
Es hindert mir den Schlaff/ wie der Amethist/ denn
ich lag manche Nacht/ und speculirte/ wie ich sol-
ches anlegen/ und noch mehr darzu bekommen möch-
te. Es machte mich zu einem perfecten Rechenmei-
ster/ dann ich überschlug/ was mein ungemüntztes
Silber und Gold werth seyn möchte/ summirte sol-
ches zu dem jenigen/ das ich hin und wieder verbor-
gen/ und noch bey mir im Seckel hatte/ und befand
ohne die Edelgestein ein nahmhafftes Facit! Es gab
mir auch seine eigene angeborne Schalckheit und
böse Natur zu versuchen/ in dem es mir das Sprüch-
wort (wo viel ist/ begehrt man immer mehr) rechtschaf-
fen außlegte/ und mich so geitzig machte/ daß mir
jederman hätte feind werden mögen. Jch bekam von
ihm wol närrische Anschläg/ und seltzame Grillen
ins Hirn/ und folgte doch keinem einigen Einfall/
den ich kriegte: Einmal kam mirs in Sinn/ ich solte
den Krieg quittirn/ mich irgends hin setzen/ und mit
einem schmutzigen Maul zum Fenster nauß sehen;

Aber

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
ter drav damit ſchmiert; es leſcht auß die gaͤile und
unkeuſche Begierden/ ſonderlich weil man ſchoͤne
Weiber umbs Geld kriegen kan. Jn Summa/ es
iſt nicht außzuſprechen/ was das liebe Geld vermag/
wie ich dann hiebevor in meinem Schwartz und
Weiß
etwas darvon geſchrieben/ wenn mans nur
recht zu brauchen und anzulegen weiß.

Was das Meinige anbelangt/ das ich damals
beydes mit Rauben und Findung dieſes Schatzes zu
wegen gebracht/ ſo hatte daſſelbe ein ſeltzame Natur
an ſich/ denn erſtlich machte es mich hoffaͤrtiger/ als
ich zuvor war/ ſo gar/ daß mich auch im Hertzen da-
rinn verdroſſe/ daß ich nur Simplicius heiſſen ſolte;
Es hindert mir den Schlaff/ wie der Amethiſt/ denn
ich lag manche Nacht/ und ſpeculirte/ wie ich ſol-
ches anlegen/ und noch mehr darzu bekommen moͤch-
te. Es machte mich zu einem perfecten Rechenmei-
ſter/ dann ich uͤberſchlug/ was mein ungemuͤntztes
Silber und Gold werth ſeyn moͤchte/ ſummirte ſol-
ches zu dem jenigen/ das ich hin und wieder verbor-
gen/ und noch bey mir im Seckel hatte/ und befand
ohne die Edelgeſtein ein nahmhafftes Facit! Es gab
mir auch ſeine eigene angeborne Schalckheit und
boͤſe Natur zu verſuchen/ in dem es mir das Spruͤch-
wort (wo viel iſt/ begehrt man im̃er mehr) rechtſchaf-
fen außlegte/ und mich ſo geitzig machte/ daß mir
jederman haͤtte feind werden moͤgen. Jch bekam von
ihm wol naͤrꝛiſche Anſchlaͤg/ und ſeltzame Grillen
ins Hirn/ und folgte doch keinem einigen Einfall/
den ich kriegte: Einmal kam mirs in Sinn/ ich ſolte
den Krieg quittirn/ mich irgends hin ſetzen/ und mit
einem ſchmutzigen Maul zum Fenſter nauß ſehen;

Aber
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[324/0330] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi ter drav damit ſchmiert; es leſcht auß die gaͤile und unkeuſche Begierden/ ſonderlich weil man ſchoͤne Weiber umbs Geld kriegen kan. Jn Summa/ es iſt nicht außzuſprechen/ was das liebe Geld vermag/ wie ich dann hiebevor in meinem Schwartz und Weiß etwas darvon geſchrieben/ wenn mans nur recht zu brauchen und anzulegen weiß. Was das Meinige anbelangt/ das ich damals beydes mit Rauben und Findung dieſes Schatzes zu wegen gebracht/ ſo hatte daſſelbe ein ſeltzame Natur an ſich/ denn erſtlich machte es mich hoffaͤrtiger/ als ich zuvor war/ ſo gar/ daß mich auch im Hertzen da- rinn verdroſſe/ daß ich nur Simplicius heiſſen ſolte; Es hindert mir den Schlaff/ wie der Amethiſt/ denn ich lag manche Nacht/ und ſpeculirte/ wie ich ſol- ches anlegen/ und noch mehr darzu bekommen moͤch- te. Es machte mich zu einem perfecten Rechenmei- ſter/ dann ich uͤberſchlug/ was mein ungemuͤntztes Silber und Gold werth ſeyn moͤchte/ ſummirte ſol- ches zu dem jenigen/ das ich hin und wieder verbor- gen/ und noch bey mir im Seckel hatte/ und befand ohne die Edelgeſtein ein nahmhafftes Facit! Es gab mir auch ſeine eigene angeborne Schalckheit und boͤſe Natur zu verſuchen/ in dem es mir das Spruͤch- wort (wo viel iſt/ begehrt man im̃er mehr) rechtſchaf- fen außlegte/ und mich ſo geitzig machte/ daß mir jederman haͤtte feind werden moͤgen. Jch bekam von ihm wol naͤrꝛiſche Anſchlaͤg/ und ſeltzame Grillen ins Hirn/ und folgte doch keinem einigen Einfall/ den ich kriegte: Einmal kam mirs in Sinn/ ich ſolte den Krieg quittirn/ mich irgends hin ſetzen/ und mit einem ſchmutzigen Maul zum Fenſter nauß ſehen; Aber

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/330>, abgerufen am 25.11.2024.