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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
nicht verschwiegen/ was ich sonst angestellt habe. Jch
aber wurde vorgelassen.

Als mich nun der Gen. Feldzeugmeister fragte/
was mein Anbringen wäre? Antwortet ich/ Gnä-
diger Herr/ etc. Ob zwar mein Verbrechen und E.
Excell. rechtmässig Gebot und Verbot/ mir beyde
das Leben absprechen; So heisset mich jedoch meine
aller- und erthänigste Treu (die ich Dero Röm. Käis.
Maj. meinem Allergnädigsten Herrn biß in Todt zu
leisten schuldig bin) ein weg als den andern meines
wenigen Orts dem Feind einen Abbruch thun/ und
erst-Aller höchstgedachter Röm. Käis. Maj. Nutzen
und Kriegswaffen befördern; Der Graf fiele mir in
die Red/ und sagte/ hastu mir nicht neulich den Moh-
ren gebracht? Jch antwortet/ Ja Gnädiger Herr;
Da sagte er/ Wol/ dein Fleiß und Treu möchte viel-
leicht meritirn/ dir das Leben zu schencken/ was hastu
aber vor ein Anschlag/ den Feind auß gegenwärtigem
Ort zu bringen/ ohne sonderbaren Verlust der Zeit
und Mannschafft? Jch antwortet/ weil der Ort vor
grobem Geschütz nicht bestehen kan/ so hält meine
Wenigkeit darvor/ der Feind würde bald accordirn/
wann er nur eigentlich glaubt/ daß wir Stück bey
uns haben; Das hätte mir wol ein Narr gesagt/
antwortet der Graf/ wer wird sie aber überreden/ sol-
ches zu glauben? Jch antwortet/ ihre eigene Augen;
Jch habe ihre hohe Wacht mit einem Perspectiv ge-
sehen/ die kan man betrügen/ wann man nur etliche
Plöcher/ den Brunnen-Teichlen gleich/ auff Wägen
ladet/ und dieselbe mit einem starcken Gespann in das
Feld führet/ so werden sie schon glauben/ es seyen
grobe Stück/ vornemlich wann E. Gräfl. Excell. ir-

gends-

Drittes Buch.
nicht verſchwiegen/ was ich ſonſt angeſtellt habe. Jch
aber wurde vorgelaſſen.

Als mich nun der Gen. Feldzeugmeiſter fragte/
was mein Anbringen waͤre? Antwortet ich/ Gnaͤ-
diger Herꝛ/ ꝛc. Ob zwar mein Verbrechen und E.
Excell. rechtmaͤſſig Gebot und Verbot/ mir beyde
das Leben abſprechen; So heiſſet mich jedoch meine
aller- und erthaͤnigſte Treu (die ich Dero Roͤm. Kaͤiſ.
Maj. meinem Allergnaͤdigſten Herꝛn biß in Todt zu
leiſten ſchuldig bin) ein weg als den andern meines
wenigen Orts dem Feind einen Abbruch thun/ und
erſt-Aller hoͤchſtgedachter Roͤm. Kaͤiſ. Maj. Nutzen
und Kriegswaffen befoͤrdern; Der Graf fiele mir in
die Red/ und ſagte/ haſtu mir nicht neulich den Moh-
ren gebracht? Jch antwortet/ Ja Gnaͤdiger Herꝛ;
Da ſagte er/ Wol/ dein Fleiß und Treu moͤchte viel-
leicht meritirn/ dir das Leben zu ſchencken/ was haſtu
aber vor ein Anſchlag/ den Feind auß gegenwaͤrtigem
Ort zu bringen/ ohne ſonderbaren Verluſt der Zeit
und Mannſchafft? Jch antwortet/ weil der Ort vor
grobem Geſchuͤtz nicht beſtehen kan/ ſo haͤlt meine
Wenigkeit darvor/ der Feind wuͤrde bald accordirn/
wann er nur eigentlich glaubt/ daß wir Stuͤck bey
uns haben; Das haͤtte mir wol ein Narꝛ geſagt/
antwortet der Graf/ wer wird ſie aber uͤberꝛeden/ ſol-
ches zu glauben? Jch antwortet/ ihre eigene Augen;
Jch habe ihre hohe Wacht mit einem Perſpectiv ge-
ſehen/ die kan man betruͤgen/ wann man nur etliche
Ploͤcher/ den Brunnen-Teichlen gleich/ auff Waͤgen
ladet/ und dieſelbe mit einem ſtarcken Geſpann in das
Feld fuͤhret/ ſo werden ſie ſchon glauben/ es ſeyen
grobe Stuͤck/ vornemlich wann E. Graͤfl. Excell. ir-

gends-
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[309/0315] Drittes Buch. nicht verſchwiegen/ was ich ſonſt angeſtellt habe. Jch aber wurde vorgelaſſen. Als mich nun der Gen. Feldzeugmeiſter fragte/ was mein Anbringen waͤre? Antwortet ich/ Gnaͤ- diger Herꝛ/ ꝛc. Ob zwar mein Verbrechen und E. Excell. rechtmaͤſſig Gebot und Verbot/ mir beyde das Leben abſprechen; So heiſſet mich jedoch meine aller- und erthaͤnigſte Treu (die ich Dero Roͤm. Kaͤiſ. Maj. meinem Allergnaͤdigſten Herꝛn biß in Todt zu leiſten ſchuldig bin) ein weg als den andern meines wenigen Orts dem Feind einen Abbruch thun/ und erſt-Aller hoͤchſtgedachter Roͤm. Kaͤiſ. Maj. Nutzen und Kriegswaffen befoͤrdern; Der Graf fiele mir in die Red/ und ſagte/ haſtu mir nicht neulich den Moh- ren gebracht? Jch antwortet/ Ja Gnaͤdiger Herꝛ; Da ſagte er/ Wol/ dein Fleiß und Treu moͤchte viel- leicht meritirn/ dir das Leben zu ſchencken/ was haſtu aber vor ein Anſchlag/ den Feind auß gegenwaͤrtigem Ort zu bringen/ ohne ſonderbaren Verluſt der Zeit und Mannſchafft? Jch antwortet/ weil der Ort vor grobem Geſchuͤtz nicht beſtehen kan/ ſo haͤlt meine Wenigkeit darvor/ der Feind wuͤrde bald accordirn/ wann er nur eigentlich glaubt/ daß wir Stuͤck bey uns haben; Das haͤtte mir wol ein Narꝛ geſagt/ antwortet der Graf/ wer wird ſie aber uͤberꝛeden/ ſol- ches zu glauben? Jch antwortet/ ihre eigene Augen; Jch habe ihre hohe Wacht mit einem Perſpectiv ge- ſehen/ die kan man betruͤgen/ wann man nur etliche Ploͤcher/ den Brunnen-Teichlen gleich/ auff Waͤgen ladet/ und dieſelbe mit einem ſtarcken Geſpann in das Feld fuͤhret/ ſo werden ſie ſchon glauben/ es ſeyen grobe Stuͤck/ vornemlich wann E. Graͤfl. Excell. ir- gends-

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/315>, abgerufen am 22.11.2024.