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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
hiebevor auch vom Jäger gehört hatte/ liesse er mich
vor ihn bringen/ und so lange meiner Band entledi-
gen; Der Graf hielte eben Tafel/ als ich hin kame/
und mein Obrist Leutenant erzehlte ihm/ als ich ver-
wichenen Frühling mein erste Stund unter S. Ja-
cobs Pforten zu Soest Schildwacht gestanden/ sey
unversehens ein starcker Platzregen mit grossem Don-
ner und Sturmwind kommen/ deßwegen sich jeder-
man auß dem Feld und den Gärten in die Statt sal-
vi
rt/ und weil das Gedräng beydes von lauffenden
und reutenden zimlich dick worden/ hätte ich schon
damals den Verstand gehabt/ der Wacht ins Ge-
wehr zu ruffen/ weil in solchem Geläuff eine Statt
am besten einzunehmen seye; zuletzt (sagte der Obrist
Leutenant ferner) kam ein altes Weib gantz tropff-
naß daher/ die sagte/ eben als sie beym Jäger vorbey
passirte: Ja/ ich hab diß Wetter schou wol 14. Tag
in meinem Rucken stecken gehabt! Als der Jäger sol-
ches höret/ und eben einen Stecken in Händen hatte/
schlug er sie damit übern Buckel/ und sagte: Du alte
Hex/ hastus dann nicht ehe herauß lassen können?
hastu eben müssen warten/ biß ich anfahe Schild-
wacht zu stehen? Da ihm aber sein Officier abwehr-
te/ antwortet er: Es geschicht ihr recht/ das alte
Raben-Aaß hat schon vor vier Wochen gehört/ daß
jederman nach einem guten Regen geschryen/ warum
hat sie ihn den ehrlichen Leuten nicht ehe gegönnet?
so wäre vielleicht Gerst und Hopffen besser gerathen.
Worüber der General Feldzeugmeister/ wiewol er
sonst ein ernsthaffter Herr war/ trefflich lachte: Jch
aber gedachte/ erzehlt der Obrist Leutenant dem Gra-
fen solche Narrnpossen/ so hat er ihm gewißlich auch

nicht

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
hiebevor auch vom Jaͤger gehoͤrt hatte/ lieſſe er mich
vor ihn bringen/ und ſo lange meiner Band entledi-
gen; Der Graf hielte eben Tafel/ als ich hin kame/
und mein Obriſt Leutenant erzehlte ihm/ als ich ver-
wichenen Fruͤhling mein erſte Stund unter S. Ja-
cobs Pforten zu Soeſt Schildwacht geſtanden/ ſey
unverſehens ein ſtarcker Platzregen mit groſſem Don-
ner und Sturmwind kommen/ deßwegen ſich jeder-
man auß dem Feld und den Gaͤrten in die Statt ſal-
vi
rt/ und weil das Gedraͤng beydes von lauffenden
und reutenden zimlich dick worden/ haͤtte ich ſchon
damals den Verſtand gehabt/ der Wacht ins Ge-
wehr zu ruffen/ weil in ſolchem Gelaͤuff eine Statt
am beſten einzunehmen ſeye; zuletzt (ſagte der Obriſt
Leutenant ferner) kam ein altes Weib gantz tropff-
naß daher/ die ſagte/ eben als ſie beym Jaͤger vorbey
paſſirte: Ja/ ich hab diß Wetter ſchou wol 14. Tag
in meinem Rucken ſtecken gehabt! Als der Jaͤger ſol-
ches hoͤret/ und eben einen Stecken in Haͤnden hatte/
ſchlug er ſie damit uͤbern Buckel/ und ſagte: Du alte
Hex/ haſtus dann nicht ehe herauß laſſen koͤnnen?
haſtu eben muͤſſen warten/ biß ich anfahe Schild-
wacht zu ſtehen? Da ihm aber ſein Officier abwehr-
te/ antwortet er: Es geſchicht ihr recht/ das alte
Raben-Aaß hat ſchon vor vier Wochen gehoͤrt/ daß
jederman nach einem guten Regen geſchryen/ warum
hat ſie ihn den ehrlichen Leuten nicht ehe gegoͤnnet?
ſo waͤre vielleicht Gerſt und Hopffen beſſer gerathen.
Woruͤber der General Feldzeugmeiſter/ wiewol er
ſonſt ein ernſthaffter Herꝛ war/ trefflich lachte: Jch
aber gedachte/ erzehlt der Obriſt Leutenant dem Gra-
fen ſolche Narꝛnpoſſen/ ſo hat er ihm gewißlich auch

nicht
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[308/0314] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi hiebevor auch vom Jaͤger gehoͤrt hatte/ lieſſe er mich vor ihn bringen/ und ſo lange meiner Band entledi- gen; Der Graf hielte eben Tafel/ als ich hin kame/ und mein Obriſt Leutenant erzehlte ihm/ als ich ver- wichenen Fruͤhling mein erſte Stund unter S. Ja- cobs Pforten zu Soeſt Schildwacht geſtanden/ ſey unverſehens ein ſtarcker Platzregen mit groſſem Don- ner und Sturmwind kommen/ deßwegen ſich jeder- man auß dem Feld und den Gaͤrten in die Statt ſal- virt/ und weil das Gedraͤng beydes von lauffenden und reutenden zimlich dick worden/ haͤtte ich ſchon damals den Verſtand gehabt/ der Wacht ins Ge- wehr zu ruffen/ weil in ſolchem Gelaͤuff eine Statt am beſten einzunehmen ſeye; zuletzt (ſagte der Obriſt Leutenant ferner) kam ein altes Weib gantz tropff- naß daher/ die ſagte/ eben als ſie beym Jaͤger vorbey paſſirte: Ja/ ich hab diß Wetter ſchou wol 14. Tag in meinem Rucken ſtecken gehabt! Als der Jaͤger ſol- ches hoͤret/ und eben einen Stecken in Haͤnden hatte/ ſchlug er ſie damit uͤbern Buckel/ und ſagte: Du alte Hex/ haſtus dann nicht ehe herauß laſſen koͤnnen? haſtu eben muͤſſen warten/ biß ich anfahe Schild- wacht zu ſtehen? Da ihm aber ſein Officier abwehr- te/ antwortet er: Es geſchicht ihr recht/ das alte Raben-Aaß hat ſchon vor vier Wochen gehoͤrt/ daß jederman nach einem guten Regen geſchryen/ warum hat ſie ihn den ehrlichen Leuten nicht ehe gegoͤnnet? ſo waͤre vielleicht Gerſt und Hopffen beſſer gerathen. Woruͤber der General Feldzeugmeiſter/ wiewol er ſonſt ein ernſthaffter Herꝛ war/ trefflich lachte: Jch aber gedachte/ erzehlt der Obriſt Leutenant dem Gra- fen ſolche Narꝛnpoſſen/ ſo hat er ihm gewißlich auch nicht

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/314>, abgerufen am 25.11.2024.