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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
ich dorffte nicht so viel Zeit nehmen/ die Todte zu
plündern/ geschweig die Wägen recht zu durch su-
chen/ weil sich die Fuhrleut zu Pferd bald auß dem
Staub gemacht/ als die Action angienge/ durch wel-
che ich zu Dorsten hätte verrathen/ und unterwegs
wieder auffgehebt werden können Da wir nun auff-
gepackt hatten/ lieffe Jupiter auch auß dem Wald/
und schrye uns nach/ ob ihn dann Ganymedes ver-
lassen wolte? Jch antwortet ihm ja/ wenn er den
Flöhen das begehrte Privilegium nicht mittheilen
wolte: Jch wolte lieber (antwortet er wieder) daß
sie miteinander im Cocyto legen! Jch muste lachen/
und weil ich ohne das noch läere Pferd hatte/ lieffe
ich ihn auffsitzen/ demnach er aber nicht besser reuten
konte/ als eine Nuß/ muste ich ihn auffs Pferd bin-
den lassen/ da sagte er/ daß ihn unser Scharmützel an
die jenige Schlacht gemahnt hätte/ welche die Lapi-
thae
hiebevor mit den Centhauris bey deß Pirithoj
Hochzeit angefangen hätten.

Wie nun alles vorüber war/ und wir mit unsern
Gefangenen davon postirten/ als ob uns jemand
jagte/ bedachte erst der gefangene Leutenant/ was er
vor ein groben Fehler begangen/ daß er nemlichein
so schönen Trouppen Reuter dem Feind so ohnvor-
sichtig in die Händ geführt/ und 13. so brave Kerl auff
die Fleischbanck geliefert hätte/ fienge derowegen an
zu desperiren/ und kündete mir das Quartier wieder
auff/ das ich ihm selbsten gegeben hatte/ ja er wolte
mich gleichsam zwingen/ ich solte ihn todt schiessen
lassen/ denn er gedachte nicht allein/ daß dieses Uber-
seben ihm eine grosse Schand seyn/ und unverant-
wortlich fallen/ sondern auch an seiner künfftigen

Beför-

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
ich dorffte nicht ſo viel Zeit nehmen/ die Todte zu
pluͤndern/ geſchweig die Waͤgen recht zu durch ſu-
chen/ weil ſich die Fuhrleut zu Pferd bald auß dem
Staub gemacht/ als die Action angienge/ durch wel-
che ich zu Dorſten haͤtte verꝛathen/ und unterwegs
wieder auffgehebt werden koͤnnen Da wir nun auff-
gepackt hatten/ lieffe Jupiter auch auß dem Wald/
und ſchrye uns nach/ ob ihn dann Ganymedes ver-
laſſen wolte? Jch antwortet ihm ja/ wenn er den
Floͤhen das begehrte Privilegium nicht mittheilen
wolte: Jch wolte lieber (antwortet er wieder) daß
ſie miteinander im Cocyto legen! Jch muſte lachen/
und weil ich ohne das noch laͤere Pferd hatte/ lieffe
ich ihn auffſitzen/ demnach er aber nicht beſſer reuten
konte/ als eine Nuß/ muſte ich ihn auffs Pferd bin-
den laſſen/ da ſagte er/ daß ihn unſer Scharmuͤtzel an
die jenige Schlacht gemahnt haͤtte/ welche die Lapi-
thæ
hiebevor mit den Centhauris bey deß Pirithoj
Hochzeit angefangen haͤtten.

Wie nun alles voruͤber war/ und wir mit unſern
Gefangenen davon poſtirten/ als ob uns jemand
jagte/ bedachte erſt der gefangene Leutenant/ was er
vor ein groben Fehler begangen/ daß er nemlichein
ſo ſchoͤnen Trouppen Reuter dem Feind ſo ohnvor-
ſichtig in die Haͤnd gefuͤhrt/ und 13. ſo brave Kerl auff
die Fleiſchbanck geliefert haͤtte/ fienge derowegen an
zu deſperiren/ und kuͤndete mir das Quartier wieder
auff/ das ich ihm ſelbſten gegeben hatte/ ja er wolte
mich gleichſam zwingen/ ich ſolte ihn todt ſchieſſen
laſſen/ denn er gedachte nicht allein/ daß dieſes Uber-
ſeben ihm eine groſſe Schand ſeyn/ und unverant-
wortlich fallen/ ſondern auch an ſeiner kuͤnfftigen

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[294/0300] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi ich dorffte nicht ſo viel Zeit nehmen/ die Todte zu pluͤndern/ geſchweig die Waͤgen recht zu durch ſu- chen/ weil ſich die Fuhrleut zu Pferd bald auß dem Staub gemacht/ als die Action angienge/ durch wel- che ich zu Dorſten haͤtte verꝛathen/ und unterwegs wieder auffgehebt werden koͤnnen Da wir nun auff- gepackt hatten/ lieffe Jupiter auch auß dem Wald/ und ſchrye uns nach/ ob ihn dann Ganymedes ver- laſſen wolte? Jch antwortet ihm ja/ wenn er den Floͤhen das begehrte Privilegium nicht mittheilen wolte: Jch wolte lieber (antwortet er wieder) daß ſie miteinander im Cocyto legen! Jch muſte lachen/ und weil ich ohne das noch laͤere Pferd hatte/ lieffe ich ihn auffſitzen/ demnach er aber nicht beſſer reuten konte/ als eine Nuß/ muſte ich ihn auffs Pferd bin- den laſſen/ da ſagte er/ daß ihn unſer Scharmuͤtzel an die jenige Schlacht gemahnt haͤtte/ welche die Lapi- thæ hiebevor mit den Centhauris bey deß Pirithoj Hochzeit angefangen haͤtten. Wie nun alles voruͤber war/ und wir mit unſern Gefangenen davon poſtirten/ als ob uns jemand jagte/ bedachte erſt der gefangene Leutenant/ was er vor ein groben Fehler begangen/ daß er nemlichein ſo ſchoͤnen Trouppen Reuter dem Feind ſo ohnvor- ſichtig in die Haͤnd gefuͤhrt/ und 13. ſo brave Kerl auff die Fleiſchbanck geliefert haͤtte/ fienge derowegen an zu deſperiren/ und kuͤndete mir das Quartier wieder auff/ das ich ihm ſelbſten gegeben hatte/ ja er wolte mich gleichſam zwingen/ ich ſolte ihn todt ſchieſſen laſſen/ denn er gedachte nicht allein/ daß dieſes Uber- ſeben ihm eine groſſe Schand ſeyn/ und unverant- wortlich fallen/ ſondern auch an ſeiner kuͤnfftigen Befoͤr-

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/300>, abgerufen am 22.11.2024.