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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
Baur antwortet/ so wolt ich/ daß sie mich und meine
Schaf müsten im Hindern lecken; und gienge damit
hinweg. Hierauff drang ich wieder auff das fechten/
mein armer Jäger aber konte schier nicht mehr vor
Forcht auff den Füssen stehen/ also daß er mich dau-
rete/ ja er und sein Camerad brachten so bewegliche
Wort vor/ daß ich ihm endlich alles verziehe und
vergabe: Aber Spring-ins-feld war damit nicht zu
frieden/ sondern zwang den Jäger/ daß er 3 Schaf
(denn so viel hatten sie stelen wollen) muste im Hin-
dern küssen/ und zerkratzte ihn noch dazu so abscheu-
lich im Gesicht/ daß er außsahe/ als ob er mit den
Katzen gefressen hätte/ mit welcher schlechten Rach
ich zu frieden war. Aber der Jäger verschwand bald
auß Werle/ weil er sich viel zu sehr schämte/ dann
sein Camerad sprengte allenr Orten auß/ und betheu-
rets mit hefftigen Flüchen/ daß ich warhafftig zween
leibhafftiger Teuffel hätte/ die mir auff den Dienst
warteten/ darumb ich noch mehr geförchtet/ hinge-
gen aber desto weniger geliebt wurde.

Das III. Capitel.

SOlches wurde ich bald gewahr/ derhalben stellte
ich mein vorig gottloß Leben allerdings ab/ und
beflisse mich allein der Tugend und Frömmigkeit;
ich gienge zwar wie zuvor/ wieder auff Partey/ er-
zeigte mich aber gegen Freunden und Feinden so
Leutselig und discret, daß all die jenige/ so mir unter
die Händ kamen/ ein anders glaubten/ als sie von mir
gehört hatten/ über das hielt ich auch mit den über-
flüssigen Verschwendungen innen/ und samlete mir
viel schöne Ducaten und Cleinodien/ welche ich hin

und

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Baur antwortet/ ſo wolt ich/ daß ſie mich und meine
Schaf muͤſten im Hindern lecken; und gienge damit
hinweg. Hierauff drang ich wieder auff das fechten/
mein armer Jaͤger aber konte ſchier nicht mehr vor
Forcht auff den Fuͤſſen ſtehen/ alſo daß er mich dau-
rete/ ja er und ſein Camerad brachten ſo bewegliche
Wort vor/ daß ich ihm endlich alles verziehe und
vergabe: Aber Spring-ins-feld war damit nicht zu
frieden/ ſondern zwang den Jaͤger/ daß er 3 Schaf
(denn ſo viel hatten ſie ſtelen wollen) muſte im Hin-
dern kuͤſſen/ und zerkratzte ihn noch dazu ſo abſcheu-
lich im Geſicht/ daß er außſahe/ als ob er mit den
Katzen gefreſſen haͤtte/ mit welcher ſchlechten Rach
ich zu frieden war. Aber der Jaͤger verſchwand bald
auß Werle/ weil er ſich viel zu ſehr ſchaͤmte/ dann
ſein Camerad ſprengte allẽr Orten auß/ und betheu-
rets mit hefftigen Fluͤchen/ daß ich warhafftig zween
leibhafftiger Teuffel haͤtte/ die mir auff den Dienſt
warteten/ darumb ich noch mehr gefoͤrchtet/ hinge-
gen aber deſto weniger geliebt wurde.

Das III. Capitel.

SOlches wurde ich bald gewahr/ derhalben ſtellte
ich mein vorig gottloß Leben allerdings ab/ und
befliſſe mich allein der Tugend und Froͤmmigkeit;
ich gienge zwar wie zuvor/ wieder auff Partey/ er-
zeigte mich aber gegen Freunden und Feinden ſo
Leutſelig und diſcret, daß all die jenige/ ſo mir unter
die Haͤnd kamen/ ein anders glaubten/ als ſie von mir
gehoͤrt hatten/ uͤber das hielt ich auch mit den uͤber-
fluͤſſigen Verſchwendungen innen/ und ſamlete mir
viel ſchoͤne Ducaten und Cleinodien/ welche ich hin

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[274/0280] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Baur antwortet/ ſo wolt ich/ daß ſie mich und meine Schaf muͤſten im Hindern lecken; und gienge damit hinweg. Hierauff drang ich wieder auff das fechten/ mein armer Jaͤger aber konte ſchier nicht mehr vor Forcht auff den Fuͤſſen ſtehen/ alſo daß er mich dau- rete/ ja er und ſein Camerad brachten ſo bewegliche Wort vor/ daß ich ihm endlich alles verziehe und vergabe: Aber Spring-ins-feld war damit nicht zu frieden/ ſondern zwang den Jaͤger/ daß er 3 Schaf (denn ſo viel hatten ſie ſtelen wollen) muſte im Hin- dern kuͤſſen/ und zerkratzte ihn noch dazu ſo abſcheu- lich im Geſicht/ daß er außſahe/ als ob er mit den Katzen gefreſſen haͤtte/ mit welcher ſchlechten Rach ich zu frieden war. Aber der Jaͤger verſchwand bald auß Werle/ weil er ſich viel zu ſehr ſchaͤmte/ dann ſein Camerad ſprengte allẽr Orten auß/ und betheu- rets mit hefftigen Fluͤchen/ daß ich warhafftig zween leibhafftiger Teuffel haͤtte/ die mir auff den Dienſt warteten/ darumb ich noch mehr gefoͤrchtet/ hinge- gen aber deſto weniger geliebt wurde. Das III. Capitel. SOlches wurde ich bald gewahr/ derhalben ſtellte ich mein vorig gottloß Leben allerdings ab/ und befliſſe mich allein der Tugend und Froͤmmigkeit; ich gienge zwar wie zuvor/ wieder auff Partey/ er- zeigte mich aber gegen Freunden und Feinden ſo Leutſelig und diſcret, daß all die jenige/ ſo mir unter die Haͤnd kamen/ ein anders glaubten/ als ſie von mir gehoͤrt hatten/ uͤber das hielt ich auch mit den uͤber- fluͤſſigen Verſchwendungen innen/ und ſamlete mir viel ſchoͤne Ducaten und Cleinodien/ welche ich hin und

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/280>, abgerufen am 21.11.2024.