Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Abentheurl. Simplicissimi
beyde Eselsobren mit den Ducaten/ umb meine Arm
herumb gemacht. Da bieß es/ was dörffen wir ferner
Zeugnus? Dieser Verräther hat ohne Zweiffel ein
groß Schelmstück zu verrichten auff sich genommen/
dann warumb solte sich sonst ein Gesebeider in ein
Narrnkleid stecken? oder ein Mannsbild in ein Wei-
berkleid verstellen? warumb vermeynt man wol/ zu
was End er sonst mit einem so ansehenlichen Stück
Geld versehen seye/ als etwas grosses zu verrichten?
Sagt er nicht selbst/ er habe bey dem Gubernator zu
Hanau den aller-verschlagnesten Soldaten in der
Welt lernen auff der Lauten schlagen? Was ver-
meynt ihr Herren wol/ was er sonst bey denselben
Spitzköpffen vor listige Practiquen ins Werck zu se-
tzen begriffen habe? der nächste Weg ist/ daß man
morgen mit ihm auff die Folter/ und wie ers verdient
haben wird/ dem Feur zueyle/ massen er sich ohne das
bey den Zauber ern befunden/ und nichts bessers werth
ist. Wie mir damals zu Muth gewesen/ kan sich je-
der leicht einbilden/ ich wuste mich zwar unschuldig/
und hatte ein starckes Vertrauen zu Gott; Aber den-
noch sahe ich meine Gefahr/ und bejammerte den
Verlust meiner schönen Ducaten/ welche der General
Auditor
zu sich steckte.

Aber ehe man diesen strengen Procefs mit mir ins
Werck setzte/ geriethen die Banierische den Unseri-
gen in die Haar/ gleich anfänglich kämpfften die Ar-
meen umb den Vorthel/ und gleich darauff umb das
schwere Geschütz/ dessen die Unserige stracks verlu-
stigt wurden: Unser Provos hielte zwar zimlich weit
mit seinen Leuten und den Gefangenen hinder der
Battalia, gleichwol aber waren wir unser Brigade so

naht

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
beyde Eſelsobren mit den Ducaten/ umb meine Arm
herumb gemacht. Da bieß es/ was doͤrffen wir ferner
Zeugnus? Dieſer Verꝛaͤther hat ohne Zweiffel ein
groß Schelmſtuͤck zu verꝛichten auff ſich genommen/
dann warumb ſolte ſich ſonſt ein Geſebeider in ein
Narꝛnkleid ſtecken? oder ein Mannsbild in ein Wei-
berkleid verſtellen? warumb vermeynt man wol/ zu
was End er ſonſt mit einem ſo anſehenlichen Stuͤck
Geld verſehen ſeye/ als etwas groſſes zu verꝛichten?
Sagt er nicht ſelbſt/ er habe bey dem Gubernator zu
Hanau den aller-verſchlagneſten Soldaten in der
Welt lernen auff der Lauten ſchlagen? Was ver-
meynt ihr Herꝛen wol/ was er ſonſt bey denſelben
Spitzkoͤpffen vor liſtige Practiquen ins Werck zu ſe-
tzen begriffen habe? der naͤchſte Weg iſt/ daß man
morgen mit ihm auff die Folter/ und wie ers verdient
haben wird/ dem Feur zueyle/ maſſen er ſich ohne das
bey den Zauber ern befunden/ und nichts beſſers werth
iſt. Wie mir damals zu Muth geweſen/ kan ſich je-
der leicht einbilden/ ich wuſte mich zwar unſchuldig/
und hatte ein ſtarckes Vertrauen zu Gott; Aber den-
noch ſahe ich meine Gefahr/ und bejammerte den
Verluſt meiner ſchoͤnen Ducaten/ welche der General
Auditor
zu ſich ſteckte.

Aber ehe man dieſen ſtrengen Procefs mit mir ins
Werck ſetzte/ geriethen die Banieriſche den Unſeri-
gen in die Haar/ gleich anfaͤnglich kaͤmpfften die Ar-
meen umb den Vorthel/ und gleich darauff umb das
ſchwere Geſchuͤtz/ deſſen die Unſerige ſtracks verlu-
ſtigt wurden: Unſer Provos hielte zwar zimlich weit
mit ſeinen Leuten und den Gefangenen hinder der
Battalia, gleichwol aber waren wir unſer Brigade ſo

naht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0238" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi></hi></fw><lb/>
beyde E&#x017F;elsobren mit den Ducaten/ umb meine Arm<lb/>
herumb gemacht. Da bieß es/ was do&#x0364;rffen wir ferner<lb/>
Zeugnus? Die&#x017F;er Ver&#xA75B;a&#x0364;ther hat ohne Zweiffel ein<lb/>
groß Schelm&#x017F;tu&#x0364;ck zu ver&#xA75B;ichten auff &#x017F;ich genommen/<lb/>
dann warumb &#x017F;olte &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t ein Ge&#x017F;ebeider in ein<lb/>
Nar&#xA75B;nkleid &#x017F;tecken? oder ein Mannsbild in ein Wei-<lb/>
berkleid ver&#x017F;tellen? warumb vermeynt man wol/ zu<lb/>
was End er &#x017F;on&#x017F;t mit einem &#x017F;o an&#x017F;ehenlichen Stu&#x0364;ck<lb/>
Geld ver&#x017F;ehen &#x017F;eye/ als etwas gro&#x017F;&#x017F;es zu ver&#xA75B;ichten?<lb/>
Sagt er nicht &#x017F;elb&#x017F;t/ er habe bey dem <hi rendition="#aq">Gubernator</hi> zu<lb/>
Hanau den aller-ver&#x017F;chlagne&#x017F;ten Soldaten in der<lb/>
Welt lernen auff der Lauten &#x017F;chlagen? Was ver-<lb/>
meynt ihr Her&#xA75B;en wol/ was er &#x017F;on&#x017F;t bey den&#x017F;elben<lb/>
Spitzko&#x0364;pffen vor li&#x017F;tige <hi rendition="#aq">Practiquen</hi> ins Werck zu &#x017F;e-<lb/>
tzen begriffen habe? der na&#x0364;ch&#x017F;te Weg i&#x017F;t/ daß man<lb/>
morgen mit ihm auff die Folter/ und wie ers verdient<lb/>
haben wird/ dem Feur zueyle/ ma&#x017F;&#x017F;en er &#x017F;ich ohne das<lb/>
bey den Zauber ern befunden/ und nichts be&#x017F;&#x017F;ers werth<lb/>
i&#x017F;t. Wie mir damals zu Muth gewe&#x017F;en/ kan &#x017F;ich je-<lb/>
der leicht einbilden/ ich wu&#x017F;te mich zwar un&#x017F;chuldig/<lb/>
und hatte ein &#x017F;tarckes Vertrauen zu Gott; Aber den-<lb/>
noch &#x017F;ahe ich meine Gefahr/ und bejammerte den<lb/>
Verlu&#x017F;t meiner &#x017F;cho&#x0364;nen Ducaten/ welche der <hi rendition="#aq">General<lb/>
Auditor</hi> zu &#x017F;ich &#x017F;teckte.</p><lb/>
        <p>Aber ehe man die&#x017F;en &#x017F;trengen <hi rendition="#aq">Procefs</hi> mit mir ins<lb/>
Werck &#x017F;etzte/ geriethen die Banieri&#x017F;che den Un&#x017F;eri-<lb/>
gen in die Haar/ gleich anfa&#x0364;nglich ka&#x0364;mpfften die Ar-<lb/>
meen umb den Vorthel/ und gleich darauff umb das<lb/>
&#x017F;chwere Ge&#x017F;chu&#x0364;tz/ de&#x017F;&#x017F;en die Un&#x017F;erige &#x017F;tracks verlu-<lb/>
&#x017F;tigt wurden: Un&#x017F;er Provos hielte zwar zimlich weit<lb/>
mit &#x017F;einen Leuten und den Gefangenen hinder der<lb/><hi rendition="#aq">Battalia,</hi> gleichwol aber waren wir un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Brigade</hi> &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">naht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0238] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi beyde Eſelsobren mit den Ducaten/ umb meine Arm herumb gemacht. Da bieß es/ was doͤrffen wir ferner Zeugnus? Dieſer Verꝛaͤther hat ohne Zweiffel ein groß Schelmſtuͤck zu verꝛichten auff ſich genommen/ dann warumb ſolte ſich ſonſt ein Geſebeider in ein Narꝛnkleid ſtecken? oder ein Mannsbild in ein Wei- berkleid verſtellen? warumb vermeynt man wol/ zu was End er ſonſt mit einem ſo anſehenlichen Stuͤck Geld verſehen ſeye/ als etwas groſſes zu verꝛichten? Sagt er nicht ſelbſt/ er habe bey dem Gubernator zu Hanau den aller-verſchlagneſten Soldaten in der Welt lernen auff der Lauten ſchlagen? Was ver- meynt ihr Herꝛen wol/ was er ſonſt bey denſelben Spitzkoͤpffen vor liſtige Practiquen ins Werck zu ſe- tzen begriffen habe? der naͤchſte Weg iſt/ daß man morgen mit ihm auff die Folter/ und wie ers verdient haben wird/ dem Feur zueyle/ maſſen er ſich ohne das bey den Zauber ern befunden/ und nichts beſſers werth iſt. Wie mir damals zu Muth geweſen/ kan ſich je- der leicht einbilden/ ich wuſte mich zwar unſchuldig/ und hatte ein ſtarckes Vertrauen zu Gott; Aber den- noch ſahe ich meine Gefahr/ und bejammerte den Verluſt meiner ſchoͤnen Ducaten/ welche der General Auditor zu ſich ſteckte. Aber ehe man dieſen ſtrengen Procefs mit mir ins Werck ſetzte/ geriethen die Banieriſche den Unſeri- gen in die Haar/ gleich anfaͤnglich kaͤmpfften die Ar- meen umb den Vorthel/ und gleich darauff umb das ſchwere Geſchuͤtz/ deſſen die Unſerige ſtracks verlu- ſtigt wurden: Unſer Provos hielte zwar zimlich weit mit ſeinen Leuten und den Gefangenen hinder der Battalia, gleichwol aber waren wir unſer Brigade ſo naht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/238
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/238>, abgerufen am 23.11.2024.