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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
sehe/ und daß viel ihren Männern/ wenn sie schon
nicht zaubern könten/ noch Göttinnen wären/ als
Diana gewesen/ grössere Hörner auff die Köpff gau-
ckelten/ als Actaeon getragen; Welches ich ihme
alles glaubte/ so ein dummer Narr war ich.

Hingegen unterhielte mich mein Hofmeister/ wenn
er allein bey mir war/ mit viel einem andern Discurs,
er brachte mich auch in seines Sohns Kundschafft/
welcher wie biebevor gemeldet worden/ bey der Chur
Sächsischen Armee ein Musterschreiber war/ und
weit andere Qualitäten an sich hatte/ als meines Obr.
Schreiber; dahero mochte ihn mein Obrister nicht
allein gerne leiden/ sondern er war auch bedacht/ ihn
von seinem Capitain loß zu handlen/ und zu seinem
Regiments-Secretario zu machen/ auff welche Stell
obgemeldter sein Schreiber sich auch spitzete.

Mit diesem Musterschreiber/ welcher auch wie
sein Vatter Ulrich Hertzbruder hiesse/ machte ich ein
solche Freundschafft/ daß wir ewige Brüderschafft
zusammen schwuren/ Krafft deren wir einander in
Glück und Unglück/ in Lieb und Leyd/ nimmermehr
verlassen wolten: Und weil dieses mit Wissen seines
Vattern geschahe/ hielten wir den Bund desto vester
und steifftr/ demnach lage uns nichts härter an/ als
wie wir meines Narren-Kleids mit Ehren loß wer-
den/ und einander rechtschaffer dienen möchten; wel-
ches aber der alte Hertzbruder/ den ich als meinen
Vatter ehrete und vor Augen hatte/ nicht gut hiesse/
sondern außtrücklich sagte: Wenn ich in kurtzer Zeit
meinen Stand änderte/ daß mir solches ein schwere
Gefängnus und grosse Leib- und Lebensgefabr ge-
bären würde: Und weil er auch ihm selbst und seinem

Sohn

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
ſehe/ und daß viel ihren Maͤnnern/ wenn ſie ſchon
nicht zaubern koͤnten/ noch Goͤttinnen waͤren/ als
Diana geweſen/ groͤſſere Hoͤrner auff die Koͤpff gau-
ckelten/ als Actæon getragen; Welches ich ihme
alles glaubte/ ſo ein dummer Narꝛ war ich.

Hingegen unterhielte mich mein Hofmeiſter/ wenn
er allein bey mir war/ mit viel einem andern Diſcurs,
er brachte mich auch in ſeines Sohns Kundſchafft/
welcher wie biebevor gemeldet worden/ bey der Chur
Saͤchſiſchen Armee ein Muſterſchreiber war/ und
weit andere Qualitaͤten an ſich hatte/ als meines Obr.
Schreiber; dahero mochte ihn mein Obriſter nicht
allein gerne leiden/ ſondern er war auch bedacht/ ihn
von ſeinem Capitain loß zu handlen/ und zu ſeinem
Regiments-Secretario zu machen/ auff welche Stell
obgemeldter ſein Schreiber ſich auch ſpitzete.

Mit dieſem Muſterſchreiber/ welcher auch wie
ſein Vatter Ulrich Hertzbruder hieſſe/ machte ich ein
ſolche Freundſchafft/ daß wir ewige Bruͤderſchafft
zuſammen ſchwuren/ Krafft deren wir einander in
Gluͤck und Ungluͤck/ in Lieb und Leyd/ nimmermehr
verlaſſen wolten: Und weil dieſes mit Wiſſen ſeines
Vattern geſchahe/ hielten wir den Bund deſto veſter
und ſteifftr/ demnach lage uns nichts haͤrter an/ als
wie wir meines Narꝛen-Kleids mit Ehren loß wer-
den/ und einander rechtſchaffer dienen moͤchten; wel-
ches aber der alte Hertzbruder/ den ich als meinen
Vatter ehrete und vor Augen hatte/ nicht gut hieſſe/
ſondern außtrücklich ſagte: Wenn ich in kurtzer Zeit
meinen Stand aͤnderte/ daß mir ſolches ein ſchwere
Gefaͤngnus und groſſe Leib- und Lebensgefabr ge-
baͤren wuͤrde: Und weil er auch ihm ſelbſt und ſeinem

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[208/0214] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi ſehe/ und daß viel ihren Maͤnnern/ wenn ſie ſchon nicht zaubern koͤnten/ noch Goͤttinnen waͤren/ als Diana geweſen/ groͤſſere Hoͤrner auff die Koͤpff gau- ckelten/ als Actæon getragen; Welches ich ihme alles glaubte/ ſo ein dummer Narꝛ war ich. Hingegen unterhielte mich mein Hofmeiſter/ wenn er allein bey mir war/ mit viel einem andern Diſcurs, er brachte mich auch in ſeines Sohns Kundſchafft/ welcher wie biebevor gemeldet worden/ bey der Chur Saͤchſiſchen Armee ein Muſterſchreiber war/ und weit andere Qualitaͤten an ſich hatte/ als meines Obr. Schreiber; dahero mochte ihn mein Obriſter nicht allein gerne leiden/ ſondern er war auch bedacht/ ihn von ſeinem Capitain loß zu handlen/ und zu ſeinem Regiments-Secretario zu machen/ auff welche Stell obgemeldter ſein Schreiber ſich auch ſpitzete. Mit dieſem Muſterſchreiber/ welcher auch wie ſein Vatter Ulrich Hertzbruder hieſſe/ machte ich ein ſolche Freundſchafft/ daß wir ewige Bruͤderſchafft zuſammen ſchwuren/ Krafft deren wir einander in Gluͤck und Ungluͤck/ in Lieb und Leyd/ nimmermehr verlaſſen wolten: Und weil dieſes mit Wiſſen ſeines Vattern geſchahe/ hielten wir den Bund deſto veſter und ſteifftr/ demnach lage uns nichts haͤrter an/ als wie wir meines Narꝛen-Kleids mit Ehren loß wer- den/ und einander rechtſchaffer dienen moͤchten; wel- ches aber der alte Hertzbruder/ den ich als meinen Vatter ehrete und vor Augen hatte/ nicht gut hieſſe/ ſondern außtrücklich ſagte: Wenn ich in kurtzer Zeit meinen Stand aͤnderte/ daß mir ſolches ein ſchwere Gefaͤngnus und groſſe Leib- und Lebensgefabr ge- baͤren wuͤrde: Und weil er auch ihm ſelbſt und ſeinem Sohn

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/214>, abgerufen am 23.11.2024.