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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Zweytes Buch.
niglich gehenckt werden/ wenn sie die beste Kund-
schafft mit diesen Leuten haben. Da ich nun nach-
gehends den guten ebrlichen Pater so nennete/ wurde
er außgelacht/ ich aber vor einen bösen schalckbaffti-
gen Narrn gehalten/ und seinet wegen gebaum[-]ölt.
Ferners überredet er mich/ man hätte die offentliche
gemeine Häuser zu Prag hinder der Mauer abgebro-
chen und verbrennet/ darvon die Funcken und der
Staub/ wie der Samen eines Unkrauts/ in alle
Welt zerstoben wäre. Jtem/ es kämen von den Sol-
daten keine dapffere Helden und hertzhaffte Kerl in
Himmel/ sondern lauter einfältige Tropffen/ Bern-
beuter und dergleichen/ die sich an ihrem Sold ge-
nügen liessen; so dann keine politische Alamode Ca-
valliers
und gallante Dames, sondern nur gedultige
Job/ Siemänner/ langweilige Mönch/ melancho-
li
sche Pfaffen/ Bett. Schwestern/ arme Bettelhuren/
allerhand Außwürffling/ die in der Welt weder zu
sieden noch zu braten taugen/ und junge Kinder/ wel-
che die Bänck überall voll hofierten. Auch loge er
mir vor/ man nenne die Gastgeber nur darumb
Würth/ weil sie in ihrer Handierung under allen
Menschen am fleissigsten betrachteten/ daß sie entwe-
der GOtt oder dem Teuffel zu theil würden. Vom
Kriegswesen überredte er mich/ daß man auch zu Zei-
ten mit güldenen Kuglen schiesse/ und je kostbarer
solche wären/ je grösseren Schaden pflegten sie zu
thun; ja/ sagte er/ man führet wol ehe gantze Kriegs-
Heer mit sampt der Artollerey, Munition und Baga-
ge,
an güldenen Ketten gefangen daher! Weiters
überredet er mich von den Weibern/ daß mehr als der
halbe Theil Hosen trügen/ ob man sie schon nicht

sehe

Zweytes Buch.
niglich gehenckt werden/ wenn ſie die beſte Kund-
ſchafft mit dieſen Leuten haben. Da ich nun nach-
gehends den guten ebrlichen Pater ſo nennete/ wurde
er außgelacht/ ich aber vor einen boͤſen ſchalckbaffti-
gen Narꝛn gehalten/ und ſeinet wegen gebaum[-]oͤlt.
Ferners uͤberꝛedet er mich/ man haͤtte die offentliche
gemeine Haͤuſer zu Prag hinder der Mauer abgebro-
chen und verbrennet/ darvon die Funcken und der
Staub/ wie der Samen eines Unkrauts/ in alle
Welt zerſtoben waͤre. Jtem/ es kaͤmen von den Sol-
daten keine dapffere Helden und hertzhaffte Kerl in
Himmel/ ſondern lauter einfaͤltige Tropffen/ Bern-
beuter und dergleichen/ die ſich an ihrem Sold ge-
nuͤgen lieſſen; ſo dann keine politiſche Alamode Ca-
valliers
und gallante Dames, ſondern nur gedultige
Job/ Siemaͤnner/ langweilige Moͤnch/ melancho-
li
ſche Pfaffen/ Bett. Schweſtern/ arme Bettelhuren/
allerhand Außwuͤrffling/ die in der Welt weder zu
ſieden noch zu braten taugen/ und junge Kinder/ wel-
che die Baͤnck uͤberall voll hofierten. Auch loge er
mir vor/ man nenne die Gaſtgeber nur darumb
Wuͤrth/ weil ſie in ihrer Handierung under allen
Menſchen am fleiſſigſten betrachteten/ daß ſie entwe-
der GOtt oder dem Teuffel zu theil wuͤrden. Vom
Kriegsweſen uͤberꝛedte er mich/ daß man auch zu Zei-
ten mit guͤldenen Kuglen ſchieſſe/ und je koſtbarer
ſolche waͤren/ je groͤſſeren Schaden pflegten ſie zu
thun; ja/ ſagte er/ man fuͤhret wol ehe gantze Kriegs-
Heer mit ſampt der Artollerey, Munition und Baga-
ge,
an guͤldenen Ketten gefangen daher! Weiters
uͤberꝛedet er mich von den Weibern/ daß mehr als der
halbe Theil Hoſen truͤgen/ ob man ſie ſchon nicht

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[207/0213] Zweytes Buch. niglich gehenckt werden/ wenn ſie die beſte Kund- ſchafft mit dieſen Leuten haben. Da ich nun nach- gehends den guten ebrlichen Pater ſo nennete/ wurde er außgelacht/ ich aber vor einen boͤſen ſchalckbaffti- gen Narꝛn gehalten/ und ſeinet wegen gebaum-oͤlt. Ferners uͤberꝛedet er mich/ man haͤtte die offentliche gemeine Haͤuſer zu Prag hinder der Mauer abgebro- chen und verbrennet/ darvon die Funcken und der Staub/ wie der Samen eines Unkrauts/ in alle Welt zerſtoben waͤre. Jtem/ es kaͤmen von den Sol- daten keine dapffere Helden und hertzhaffte Kerl in Himmel/ ſondern lauter einfaͤltige Tropffen/ Bern- beuter und dergleichen/ die ſich an ihrem Sold ge- nuͤgen lieſſen; ſo dann keine politiſche Alamode Ca- valliers und gallante Dames, ſondern nur gedultige Job/ Siemaͤnner/ langweilige Moͤnch/ melancho- liſche Pfaffen/ Bett. Schweſtern/ arme Bettelhuren/ allerhand Außwuͤrffling/ die in der Welt weder zu ſieden noch zu braten taugen/ und junge Kinder/ wel- che die Baͤnck uͤberall voll hofierten. Auch loge er mir vor/ man nenne die Gaſtgeber nur darumb Wuͤrth/ weil ſie in ihrer Handierung under allen Menſchen am fleiſſigſten betrachteten/ daß ſie entwe- der GOtt oder dem Teuffel zu theil wuͤrden. Vom Kriegsweſen uͤberꝛedte er mich/ daß man auch zu Zei- ten mit guͤldenen Kuglen ſchieſſe/ und je koſtbarer ſolche waͤren/ je groͤſſeren Schaden pflegten ſie zu thun; ja/ ſagte er/ man fuͤhret wol ehe gantze Kriegs- Heer mit ſampt der Artollerey, Munition und Baga- ge, an guͤldenen Ketten gefangen daher! Weiters uͤberꝛedet er mich von den Weibern/ daß mehr als der halbe Theil Hoſen truͤgen/ ob man ſie ſchon nicht ſehe

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/213>, abgerufen am 27.11.2024.