German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Zweytes Buch. finden/ sondern sie sind gewöhnlich im Gegentheilarm und dürfftig/ weil ihr Gewin leicht geschätzet/ und dahero gleich entweder wieder verspielet/ oder sonst liederlich verschwendet wird: Hiervon ist das allzuwahre/ aber sehr erbärmliche Sprüchwort ent- sprungen/ Der Teuffel verlasse keinen Spieler/ er lasse sie aber Blut-arm werden; dann er raubet ihnen Gut/ Muth und Ehr/ und verläst sie alsdann nicht mehr/ biß er sie endlich auch gar (GOttes unendliche Barmhertzigkeit komme ihm dann zuvor) umb ihrer Seelen Seeligkeit bringt. Jst aber ein Spieler von Natur eines so lustigen Humors/ und so großmütig/ daß er durch kein Unglück oder Verlust zur Melan- choley/ Unmuth und andere hierauß entspringende schädliche Laster gebracht werden mag/ so läst ihn der arglistige böse Feind deßwegen dapffer gewinnen/ damit er ihn durch Verschwendung/ Hoffart/ Fres- sen/ Sauffen/ Huren und Buben/ endlich ins Netz bringe. Jch vercreutzigte und versegnete mich/ daß man rolle J vij
Zweytes Buch. finden/ ſondern ſie ſind gewoͤhnlich im Gegentheilarm und duͤrfftig/ weil ihr Gewin leicht geſchaͤtzet/ und dahero gleich entweder wieder verſpielet/ oder ſonſt liederlich verſchwendet wird: Hiervon iſt das allzuwahre/ aber ſehr erbaͤrmliche Spruͤchwort ent- ſprungen/ Der Teuffel verlaſſe keinen Spieler/ er laſſe ſie aber Blut-arm werden; dann er raubet ihnen Gut/ Muth und Ehr/ und verlaͤſt ſie alsdann nicht mehr/ biß er ſie endlich auch gar (GOttes unendliche Barmhertzigkeit komme ihm dann zuvor) umb ihrer Seelen Seeligkeit bringt. Jſt aber ein Spieler von Natur eines ſo luſtigen Humors/ und ſo großmuͤtig/ daß er durch kein Ungluͤck oder Verluſt zur Melan- choley/ Unmuth und andere hierauß entſpringende ſchaͤdliche Laſter gebracht werden mag/ ſo laͤſt ihn der argliſtige boͤſe Feind deßwegen dapffer gewinnen/ damit er ihn durch Verſchwendung/ Hoffart/ Freſ- ſen/ Sauffen/ Huren und Buben/ endlich ins Netz bringe. Jch vercreutzigte und verſegnete mich/ daß man rolle J vij
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Zweytes Buch.
finden/ ſondern ſie ſind gewoͤhnlich im Gegentheil
arm und duͤrfftig/ weil ihr Gewin leicht geſchaͤtzet/
und dahero gleich entweder wieder verſpielet/ oder
ſonſt liederlich verſchwendet wird: Hiervon iſt das
allzuwahre/ aber ſehr erbaͤrmliche Spruͤchwort ent-
ſprungen/ Der Teuffel verlaſſe keinen Spieler/ er
laſſe ſie aber Blut-arm werden; dann er raubet ihnen
Gut/ Muth und Ehr/ und verlaͤſt ſie alsdann nicht
mehr/ biß er ſie endlich auch gar (GOttes unendliche
Barmhertzigkeit komme ihm dann zuvor) umb ihrer
Seelen Seeligkeit bringt. Jſt aber ein Spieler von
Natur eines ſo luſtigen Humors/ und ſo großmuͤtig/
daß er durch kein Ungluͤck oder Verluſt zur Melan-
choley/ Unmuth und andere hierauß entſpringende
ſchaͤdliche Laſter gebracht werden mag/ ſo laͤſt ihn
der argliſtige boͤſe Feind deßwegen dapffer gewinnen/
damit er ihn durch Verſchwendung/ Hoffart/ Freſ-
ſen/ Sauffen/ Huren und Buben/ endlich ins Netz
bringe.
Jch vercreutzigte und verſegnete mich/ daß man
unter einem Chriſtlichen Heer ſolche Sachen uͤben
lieſſe/ die der Teuffel erfunden ſolt haben/ ſonderlich
weil augenſcheinlich und handgreifflich ſo viel zeit-
liche und ewige Schaͤden und Nachtheil darauß fol-
geten; Aber mein Hofmeiſter ſagte/ das ſeye noch
nichts was er mir erzehlt haͤtte/ wer alles Unheyl be-
ſchreiben wolte/ das auß dem Spielen entſtuͤnde/ der
nehme ihm eine ohnmuͤgliche Sach vor/ weil man
ſagt/ der Wurff/ wann er auß der Hand gangen/
ſeye deß Teuffels/ ſo ſolte ich mir nichts anders ein-
bilden/ als daß mit jedem Wuͤrffel (wann er auß deß
Spielers Hand auff dem Mantel oder Tiſch daher
rolle
J vij
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