German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi willig/ massen er mit einem Gebrümmel fort gieng/weil er sich beduncken liesse/ mein grober Verstand könte seine subtile Unterweisungen nicht fassen. Das III. Capitel. DA fienge ich an mit meiner Sackpfeiffen so gut DU sehr-verachter Bauren-Stand/ Bist doch der beste in dem Land/ Kein Mann dich gnugsam preisen kan/ Wann er dich nur recht sihet an. Wie stund es jetzund umb die Welt/ Hätt Adam nicht gebaut das Feld/ Mit Hacken nährt sich anfangs der/ Von dem die Fursten kommen her. Es ist fast alles unter dir/ Ja was die Erd nur bringt herfür/ Worvon ernähret wird das Land/ Geht dir anfänglich durch die Hand. Der Käiser/ den uns GOtt gegeben/ Uns zu beschützen/ muß doch leben Von
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi willig/ maſſen er mit einem Gebruͤmmel fort gieng/weil er ſich beduncken lieſſe/ mein grober Verſtand koͤnte ſeine ſubtile Unterweiſungen nicht faſſen. Das III. Capitel. DA fienge ich an mit meiner Sackpfeiffen ſo gut DU ſehr-verachter Bauren-Stand/ Biſt doch der beſte in dem Land/ Kein Mann dich gnugſam preiſen kan/ Wann er dich nur recht ſihet an. Wie ſtůnd es jetzund umb die Welt/ Haͤtt Adam nicht gebaut das Feld/ Mit Hacken naͤhrt ſich anfangs der/ Von dem die Fůrſten kommen her. Es iſt faſt alles unter dir/ Ja was die Erd nur bringt herfuͤr/ Worvon ernaͤhret wird das Land/ Geht dir anfaͤnglich durch die Hand. Der Kaͤiſer/ den uns GOtt gegeben/ Uns zu beſchuͤtzen/ muß doch leben Von
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Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
willig/ maſſen er mit einem Gebruͤmmel fort gieng/
weil er ſich beduncken lieſſe/ mein grober Verſtand
koͤnte ſeine ſubtile Unterweiſungen nicht faſſen.
Das III. Capitel.
DA fienge ich an mit meiner Sackpfeiffen ſo gut
Geſchirꝛ zu machen/ daß man den Krotten im
Krautgarten damit haͤtte vergeben moͤgen/ alſo daß
ich vor dem Wolff/ welcher mir ſtetig im Sinn lag/
mich ſicher genug zu ſeyn bedunckte; und weilen ich
mich meiner Meuͤder eriñert (alſo heiſſen die Muͤt-
ter im Speſſert und am Vogelsberg) daß ſie offt ge-
ſagt/ ſie beſorge/ die Huͤner wuͤrden dermaleins von
meinem Geſang ſterben/ als beliebte mir auch zu fin-
gen/ damit das Remedium wider den Wolff deſto
kraͤfftiger waͤre/ und zwar ein ſolch Lied/ das ich von
meiner Meuͤder ſelbſt gelernet hatte.
DU ſehr-verachter Bauren-Stand/
Biſt doch der beſte in dem Land/
Kein Mann dich gnugſam preiſen kan/
Wann er dich nur recht ſihet an.
Wie ſtůnd es jetzund umb die Welt/
Haͤtt Adam nicht gebaut das Feld/
Mit Hacken naͤhrt ſich anfangs der/
Von dem die Fůrſten kommen her.
Es iſt faſt alles unter dir/
Ja was die Erd nur bringt herfuͤr/
Worvon ernaͤhret wird das Land/
Geht dir anfaͤnglich durch die Hand.
Der Kaͤiſer/ den uns GOtt gegeben/
Uns zu beſchuͤtzen/ muß doch leben
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Zitationshilfe: | German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/20>, abgerufen am 17.02.2025. |