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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Erstes Buch.
noch ein Weil mit dem Pfarrer/ und gieng dem Gu-
bernator
auffzuwarten/ dann ich hatte gewisse Zeiten
Erlaubnus/ die Statt zu beschauen/ und zum Pfar-
rer zu gehen/ weil mein Herr von meiner Einfalt
Wind hatte/ und gedachte/ solche würde sich legen/
wann ich herumb terminirte/ etwas sehe/ hörte/ und
von andern geschulet/ oder wie man sagt/ gehobelt
und gerülpt würde.

Das XXVII. Capitel.

MEines Herrn Gunst vermehrte sich täglich/ und
wurde je länger je grösser gegen mir/ weil ich
nicht allein seiner Schwester/ die den Einsidel ge-
habt hatte/ sondern auch ihm selbsten je länger je glei-
cher sahe/ in dem die gute Speisen und faule Täg
mich in Kürtze glatthärig machten. Diese Gunst ge-
nosse ich bey jedermänniglich/ dann wer etwas mit
dem Gubernator zu thun hatte/ der erzeigte sich mir
auch günstig/ und sonderlich mochte mich der Secre-
tarius
wol leiden/ in dem mich derselbe rechnen lernen
muste/ hatte er manche Kurtzweil von meiner Einfalt
und Unwissenheit; er war erst von den Studien kom-
men/ und stack dahero noch voller Schulpossen/ die
ihm zu Zeiten ein Ansehen gaben/ als wann er einen
Sparren zu viel oder zu wenig gehabt hätte/ er über-
redete mich offt/ schwartz sey weiß/ und weiß sey
schwartz/ dahero kam es/ daß ich ihm in der erste al-
les/ und auffs letzte gar nichts mehr glaubte: Jch
tadelt ihm einsmals sein schmierig Dintenfaß/ er
aber antwortet/ solches sey sein bestes Stück in der
gantzen Cantzley/ dann auß demselben lange er her-
auß was er begehre/ die schönste Ducaten/ Kleider/

und
E ij

Erſtes Buch.
noch ein Weil mit dem Pfarꝛer/ und gieng dem Gu-
bernator
auffzuwarten/ dann ich hatte gewiſſe Zeiten
Erlaubnus/ die Statt zu beſchauen/ und zum Pfar-
rer zu gehen/ weil mein Herꝛ von meiner Einfalt
Wind hatte/ und gedachte/ ſolche wuͤrde ſich legen/
wann ich herumb terminirte/ etwas ſehe/ hoͤrte/ und
von andern geſchulet/ oder wie man ſagt/ gehobelt
und geruͤlpt wuͤrde.

Das XXVII. Capitel.

MEines Herꝛn Gunſt vermehrte ſich taͤglich/ und
wurde je laͤnger je groͤſſer gegen mir/ weil ich
nicht allein ſeiner Schweſter/ die den Einſidel ge-
habt hatte/ ſondern auch ihm ſelbſten je laͤnger je glei-
cher ſahe/ in dem die gute Speiſen und faule Taͤg
mich in Kuͤrtze glatthaͤrig machten. Dieſe Gunſt ge-
noſſe ich bey jedermaͤnniglich/ dann wer etwas mit
dem Gubernator zu thun hatte/ der erzeigte ſich mir
auch guͤnſtig/ und ſonderlich mochte mich der Secre-
tarius
wol leiden/ in dem mich derſelbe rechnen lernen
muſte/ hatte er manche Kurtzweil von meiner Einfalt
und Unwiſſenheit; er war erſt von den Studien kom-
men/ und ſtack dahero noch voller Schulpoſſen/ die
ihm zu Zeiten ein Anſehen gaben/ als wann er einen
Sparꝛen zu viel oder zu wenig gehabt haͤtte/ er uͤber-
redete mich offt/ ſchwartz ſey weiß/ und weiß ſey
ſchwartz/ dahero kam es/ daß ich ihm in der erſte al-
les/ und auffs letzte gar nichts mehr glaubte: Jch
tadelt ihm einsmals ſein ſchmierig Dintenfaß/ er
aber antwortet/ ſolches ſey ſein beſtes Stück in der
gantzen Cantzley/ dann auß demſelben lange er her-
auß was er begehre/ die ſchoͤnſte Ducaten/ Kleider/

und
E ij
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[97/0103] Erſtes Buch. noch ein Weil mit dem Pfarꝛer/ und gieng dem Gu- bernator auffzuwarten/ dann ich hatte gewiſſe Zeiten Erlaubnus/ die Statt zu beſchauen/ und zum Pfar- rer zu gehen/ weil mein Herꝛ von meiner Einfalt Wind hatte/ und gedachte/ ſolche wuͤrde ſich legen/ wann ich herumb terminirte/ etwas ſehe/ hoͤrte/ und von andern geſchulet/ oder wie man ſagt/ gehobelt und geruͤlpt wuͤrde. Das XXVII. Capitel. MEines Herꝛn Gunſt vermehrte ſich taͤglich/ und wurde je laͤnger je groͤſſer gegen mir/ weil ich nicht allein ſeiner Schweſter/ die den Einſidel ge- habt hatte/ ſondern auch ihm ſelbſten je laͤnger je glei- cher ſahe/ in dem die gute Speiſen und faule Taͤg mich in Kuͤrtze glatthaͤrig machten. Dieſe Gunſt ge- noſſe ich bey jedermaͤnniglich/ dann wer etwas mit dem Gubernator zu thun hatte/ der erzeigte ſich mir auch guͤnſtig/ und ſonderlich mochte mich der Secre- tarius wol leiden/ in dem mich derſelbe rechnen lernen muſte/ hatte er manche Kurtzweil von meiner Einfalt und Unwiſſenheit; er war erſt von den Studien kom- men/ und ſtack dahero noch voller Schulpoſſen/ die ihm zu Zeiten ein Anſehen gaben/ als wann er einen Sparꝛen zu viel oder zu wenig gehabt haͤtte/ er uͤber- redete mich offt/ ſchwartz ſey weiß/ und weiß ſey ſchwartz/ dahero kam es/ daß ich ihm in der erſte al- les/ und auffs letzte gar nichts mehr glaubte: Jch tadelt ihm einsmals ſein ſchmierig Dintenfaß/ er aber antwortet/ ſolches ſey ſein beſtes Stück in der gantzen Cantzley/ dann auß demſelben lange er her- auß was er begehre/ die ſchoͤnſte Ducaten/ Kleider/ und E ij

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/103>, abgerufen am 22.11.2024.