Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.oder auch wol gar wissentlich seinem Nächsten ein Aug zuverklaiben! Auff solche Weiß gieng jener Schwab treflich artlich an / da er nemblich etwas unwahrhafftigs mit einem Trunck beteuern wolte / und (massen solches noch vil zu thun pflegen) als er trincken wolte / GOtt darüber anrueffte mit disem Wunsch: wann es nit waur ischt / so gea GOtt / daß dieser Wain a Gifft und Popperment in mir weard; da er aber den bittern Geschmack (dann es war Wermut-Wein) empfande / und dannenhero sich nichts anders einbildet / er wurde nun auff den letzten Loch pfeiffen müssen / auß gählingen Schröcken auffschrye / Aun nu sey GOtt meiner armen Seylen gneydig! aun main arm Weib und Kinn! Aun ihr Haira hairet umb GOttes willa / es isch wearle els nit waur was ih gseit haun! und so solte es billich allen gehen wie disem Schwaben / welche auch wie er eine Gewonheit haben / ob sie sich villeicht besserten. oder auch wol gar wissentlich seinem Nächsten ein Aug zuverklaiben! Auff solche Weiß gieng jener Schwab treflich artlich an / da er nemblich etwas unwahrhafftigs mit einem Trunck beteuern wolte / und (massen solches noch vil zu thun pflegen) als er trincken wolte / GOtt darüber anrueffte mit disem Wunsch: wann es nit waur ischt / so gea GOtt / daß dieser Wain a Gifft und Popperment in mir weard; da er aber den bittern Geschmack (dann es war Wermut-Wein) empfande / und dannenhero sich nichts anders einbildet / er wurde nun auff den letzten Loch pfeiffen müssen / auß gählingen Schröcken auffschrye / Aun nu sey GOtt meiner armen Seylen gneydig! aun main arm Weib und Kinn! Aun ihr Haira hairet umb GOttes willa / es isch wearle els nit waur was ih gseit haun! und so solte es billich allen gehen wie disem Schwaben / welche auch wie er eine Gewonheit haben / ob sie sich villeicht besserten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="88"/> oder auch wol gar wissentlich seinem Nächsten ein Aug zuverklaiben!</p> <p>Auff solche Weiß gieng jener Schwab treflich artlich an / da er nemblich etwas unwahrhafftigs mit einem Trunck beteuern wolte / und (massen solches noch vil zu thun pflegen) als er trincken wolte / GOtt darüber anrueffte mit disem Wunsch: wann es nit waur ischt / so gea GOtt / daß dieser Wain a Gifft und Popperment in mir weard; da er aber den bittern Geschmack (dann es war Wermut-Wein) empfande / und dannenhero sich nichts anders einbildet / er wurde nun auff den letzten Loch pfeiffen müssen / auß gählingen Schröcken auffschrye / Aun nu sey GOtt meiner armen Seylen gneydig! <choice><sic>auu</sic><corr>aun</corr></choice> main arm Weib und Kinn! Aun ihr Haira hairet umb GOttes willa / es isch wearle els nit waur was ih gseit haun! und so solte es billich allen gehen wie disem Schwaben / welche auch wie er eine Gewonheit haben / ob sie sich villeicht besserten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0098]
oder auch wol gar wissentlich seinem Nächsten ein Aug zuverklaiben!
Auff solche Weiß gieng jener Schwab treflich artlich an / da er nemblich etwas unwahrhafftigs mit einem Trunck beteuern wolte / und (massen solches noch vil zu thun pflegen) als er trincken wolte / GOtt darüber anrueffte mit disem Wunsch: wann es nit waur ischt / so gea GOtt / daß dieser Wain a Gifft und Popperment in mir weard; da er aber den bittern Geschmack (dann es war Wermut-Wein) empfande / und dannenhero sich nichts anders einbildet / er wurde nun auff den letzten Loch pfeiffen müssen / auß gählingen Schröcken auffschrye / Aun nu sey GOtt meiner armen Seylen gneydig! aun main arm Weib und Kinn! Aun ihr Haira hairet umb GOttes willa / es isch wearle els nit waur was ih gseit haun! und so solte es billich allen gehen wie disem Schwaben / welche auch wie er eine Gewonheit haben / ob sie sich villeicht besserten.
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Zitationshilfe: | Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/98>, abgerufen am 22.07.2024. |