Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.rothen Schild hatte (massen nit nur die Wirths: sondern auch andere Häuser mehr alldorten Schild zu haben pflegen) und deutet damit ins Maul / als hätte er sprechen wollen / man solte ihme etwas zu fressen hergeben: Der Barbierer aber verstehet / er solte ihm einen Zahn ausbrechen / sucht derowegen seine Instrumenten hervor / das Werck anzugehen / dem sich aber der Welsche von allen Kräfften widersetzte / aber es halff nichts / dann weil der Balbier vermeinte / er entsetzte sich vor dem Schmertzen / nahm er seine beyde Gesellen zuhülff / und riß dem Tropffen wider seinen Danck und Willen einen Zahn auß / vor welche Mühe er ihm noch darzu lohnen muste. Seynd also die Sprachkündige nicht allein alles Lobs und grosser Ehren werth / sondern sie können auch mit jederman umbgehen / und vielen andern verholffen seyn / welche die Sprache nicht verstehen; Könige und Potentaten können der Dolmetschen so wenig als gemeine Leuth entberen / wenn sie mit Frembden zuthun haben / sonder müssen sie wo nit unter ihre Liebling: doch rothen Schild hatte (massen nit nur die Wirths: sondern auch andere Häuser mehr alldorten Schild zu haben pflegen) und deutet damit ins Maul / als hätte er sprechen wollen / man solte ihme etwas zu fressen hergeben: Der Barbierer aber verstehet / er solte ihm einen Zahn ausbrechen / sucht derowegen seine Instrumenten hervor / das Werck anzugehen / dem sich aber der Welsche von allen Kräfften widersetzte / aber es halff nichts / dann weil der Balbier vermeinte / er entsetzte sich vor dem Schmertzen / nahm er seine beyde Gesellen zuhülff / und riß dem Tropffen wider seinen Danck und Willen einen Zahn auß / vor welche Mühe er ihm noch darzu lohnen muste. Seynd also die Sprachkündige nicht allein alles Lobs und grosser Ehren werth / sondern sie können auch mit jederman umbgehen / und vielen andern verholffen seyn / welche die Sprache nicht verstehen; Könige und Potentaten können der Dolmetschen so wenig als gemeine Leuth entberen / wenn sie mit Frembden zuthun haben / sonder müssen sie wo nit unter ihre Liebling: doch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0019" n="9"/> rothen Schild hatte (massen nit nur die Wirths: sondern auch andere Häuser mehr alldorten Schild zu haben pflegen) und deutet damit ins Maul / als hätte er sprechen wollen / man solte ihme etwas zu fressen hergeben: Der Barbierer aber verstehet / er solte ihm einen Zahn ausbrechen / sucht derowegen seine Instrumenten hervor / das Werck anzugehen / dem sich aber der Welsche von allen Kräfften widersetzte / aber es halff nichts / dann weil der Balbier vermeinte / er entsetzte sich vor dem Schmertzen / nahm er seine beyde Gesellen zuhülff / und riß dem Tropffen wider seinen Danck und Willen einen Zahn auß / vor welche Mühe er ihm noch darzu lohnen muste.</p> <p>Seynd also die Sprachkündige nicht allein alles Lobs und grosser Ehren werth / sondern sie können auch mit jederman umbgehen / und vielen andern verholffen seyn / welche die Sprache nicht verstehen; Könige und Potentaten können der Dolmetschen so wenig als gemeine Leuth entberen / wenn sie mit Frembden zuthun haben / sonder müssen sie wo nit unter ihre Liebling: doch </p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
rothen Schild hatte (massen nit nur die Wirths: sondern auch andere Häuser mehr alldorten Schild zu haben pflegen) und deutet damit ins Maul / als hätte er sprechen wollen / man solte ihme etwas zu fressen hergeben: Der Barbierer aber verstehet / er solte ihm einen Zahn ausbrechen / sucht derowegen seine Instrumenten hervor / das Werck anzugehen / dem sich aber der Welsche von allen Kräfften widersetzte / aber es halff nichts / dann weil der Balbier vermeinte / er entsetzte sich vor dem Schmertzen / nahm er seine beyde Gesellen zuhülff / und riß dem Tropffen wider seinen Danck und Willen einen Zahn auß / vor welche Mühe er ihm noch darzu lohnen muste.
Seynd also die Sprachkündige nicht allein alles Lobs und grosser Ehren werth / sondern sie können auch mit jederman umbgehen / und vielen andern verholffen seyn / welche die Sprache nicht verstehen; Könige und Potentaten können der Dolmetschen so wenig als gemeine Leuth entberen / wenn sie mit Frembden zuthun haben / sonder müssen sie wo nit unter ihre Liebling: doch
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Zitationshilfe: | Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/19>, abgerufen am 16.07.2024. |