Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.ächtze / so kans ihm weder zum Schimpff noch zum Spott / oder zur Schand geraichen; und zwar wer will mich zwingen / mir seinetwegen vil graue Haar wachsen zulassen? Er ist weder mein Vetter noch Pfarrherr oder Seelsorger / befinde mich auch auff andere Weeg / ihne nit verbunden zuseyn / mich seinetwegen zu todt zubekümmern etc. Der Priester hingegen brachte vor / es sey landkündig / daß diß garstige Wort niemahlen gebraucht werde / es geschehe dann jemand damit zuverschimpffen / dahero scheuten sich ehrliche Leuth solches nur ins Maul zunehmen / über das / wann ihn Beklagter nicht schmähen wollen / warumb er ihn dann so verächtlich einen Pfaffen genennet? Darauff antwortet Beklagter / das Wort Geheyen seye nit garstig / auch nicht so unhöflich / daß sich von dessentwegen ein Biderman schämen müsse / solches zugebrauchen; sonder gleich wie auß dem Grund der Sprach erscheine / das geeyen oder geheyen wider ehrlichen Wolstand und die Höfligkeit nit lauffe / und nichts anders heisse /als sich mit Aechtzen und ächtze / so kans ihm weder zum Schimpff noch zum Spott / oder zur Schand geraichen; und zwar wer will mich zwingen / mir seinetwegen vil graue Haar wachsen zulassen? Er ist weder mein Vetter noch Pfarrherr oder Seelsorger / befinde mich auch auff andere Weeg / ihne nit verbunden zuseyn / mich seinetwegen zu todt zubekümmern etc. Der Priester hingegen brachte vor / es sey landkündig / daß diß garstige Wort niemahlen gebraucht werde / es geschehe dann jemand damit zuverschimpffen / dahero scheuten sich ehrliche Leuth solches nur ins Maul zunehmen / über das / wann ihn Beklagter nicht schmähen wollen / warumb er ihn dann so verächtlich einen Pfaffen genennet? Darauff antwortet Beklagter / das Wort Geheyen seye nit garstig / auch nicht so unhöflich / daß sich von dessentwegen ein Biderman schämen müsse / solches zugebrauchen; sonder gleich wie auß dem Grund der Sprach erscheine / das geeyen oder geheyen wider ehrlichen Wolstand und die Höfligkeit nit lauffe / und nichts anders heisse /als sich mit Aechtzen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="92"/> ächtze / so kans ihm weder zum Schimpff noch zum Spott / oder zur Schand geraichen; und zwar wer will mich zwingen / mir seinetwegen vil graue Haar wachsen zulassen? Er ist weder mein Vetter noch Pfarrherr oder Seelsorger / befinde mich auch auff andere Weeg / ihne nit verbunden zuseyn / mich seinetwegen zu todt zubekümmern etc. Der Priester hingegen brachte vor / es sey landkündig / daß diß garstige Wort niemahlen gebraucht werde / es geschehe dann jemand damit zuverschimpffen / dahero scheuten sich ehrliche Leuth solches nur ins Maul zunehmen / über das / wann ihn Beklagter nicht schmähen wollen / warumb er ihn dann so verächtlich einen Pfaffen genennet? Darauff antwortet Beklagter / das Wort Geheyen seye nit garstig / auch nicht so unhöflich / daß sich von dessentwegen ein Biderman schämen müsse / solches zugebrauchen; sonder gleich wie auß dem Grund der Sprach erscheine / das geeyen oder geheyen wider ehrlichen Wolstand und die Höfligkeit nit lauffe / und nichts anders heisse /als sich mit Aechtzen und </p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0102]
ächtze / so kans ihm weder zum Schimpff noch zum Spott / oder zur Schand geraichen; und zwar wer will mich zwingen / mir seinetwegen vil graue Haar wachsen zulassen? Er ist weder mein Vetter noch Pfarrherr oder Seelsorger / befinde mich auch auff andere Weeg / ihne nit verbunden zuseyn / mich seinetwegen zu todt zubekümmern etc. Der Priester hingegen brachte vor / es sey landkündig / daß diß garstige Wort niemahlen gebraucht werde / es geschehe dann jemand damit zuverschimpffen / dahero scheuten sich ehrliche Leuth solches nur ins Maul zunehmen / über das / wann ihn Beklagter nicht schmähen wollen / warumb er ihn dann so verächtlich einen Pfaffen genennet? Darauff antwortet Beklagter / das Wort Geheyen seye nit garstig / auch nicht so unhöflich / daß sich von dessentwegen ein Biderman schämen müsse / solches zugebrauchen; sonder gleich wie auß dem Grund der Sprach erscheine / das geeyen oder geheyen wider ehrlichen Wolstand und die Höfligkeit nit lauffe / und nichts anders heisse /als sich mit Aechtzen und
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Zitationshilfe: | Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/102>, abgerufen am 16.07.2024. |