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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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Buch oder Iournal auß mir machte; biß aber sol-
ches geschahe/ gienge ich den Leuthen wohl sechs und
dreissigmahl durch die Hände/ seyt ich ein Lump ge-
wesen.

Dieses Buch nun/ worin ich als ein rechtschaff-
ner Bogen Pappier auch die Stell zweyer Blätter
vertratte/ liebte der Factor so hoch/ als Alexander
Magnus
den Homerum; es war sein Virgilius,
darin Augustus so fleissig studirt/ sein Oppianus
darin Antonius Keysers Severi Sohn so embsich
gelesen; seine Commentarij Plinij Iunioris, welche
Largius Licinius so werth gehalten; sein Tertullia-
nus,
den Cyptianus allzeit in Händen gehabt, sei[e]
paedia Cyri, welche ihm Seipio so gemein gemacht;
sein Philolaus Pithagoricus daran Plato so grossen
Wolgefallen getragen; sein Speusippus den Aristo-
teles
so hoch geliebt; sein Cornelius Tacitus, der
dem Kayser Tacitum so höchlich erfreut/ sein Com-
minaeus
den Carolus Quintus vor allen Scribenten
hochgeachtet/ und in summa summarum seine Bi-
bel/ darinnen er Tag und Nacht studirte; zwar nit
deßwegen/ daß die Rechnung auffrichtig und just
seyn: sonder daß er seine Diebsgriff bemänteln: sei-
ne Untreu und Bubenstück bedecken: und alles der-
gestalt setzen möchte/ daß es mit dem Iournale über-
ein stimme.

Nach dem nun bemeltes Buch überschriben
war/ wurde es hingestellt biß Herr und Frau den
Weeg aller Welt giengen/ und damit genosse ich ein
zimbliche Ruh/ als aber die Erben getheilt hatten/
wurde das Buch von denselben zerrissen und zu al-
lerhand Pack-Papier gebraucht/ bey welcher Occa-
sion
ich zwischen einen verprembten Rock gelegt

wurde;

Buch oder Iournal auß mir machte; biß aber ſol-
ches geſchahe/ gienge ich den Leuthen wohl ſechs und
dreiſſigmahl durch die Haͤnde/ ſeyt ich ein Lump ge-
weſen.

Dieſes Buch nun/ worin ich als ein rechtſchaff-
ner Bogen Pappier auch die Stell zweyer Blaͤtter
vertratte/ liebte der Factor ſo hoch/ als Alexander
Magnus
den Homerum; es war ſein Virgilius,
darin Auguſtus ſo fleiſſig ſtudirt/ ſein Oppianus
darin Antonius Keyſers Severi Sohn ſo embſich
geleſen; ſeine Commentarij Plinij Iunioris, welche
Largius Licinius ſo werth gehalten; ſein Tertullia-
nus,
den Cyptianus allzeit in Haͤnden gehabt, ſei[e]
pædia Cyri, welche ihm Seipio ſo gemein gemacht;
ſein Philolaus Pithagoricus daran Plato ſo groſſen
Wolgefallen getragen; ſein Speuſippus den Ariſto-
teles
ſo hoch geliebt; ſein Cornelius Tacitus, der
dem Kayſer Tacitum ſo hoͤchlich erfreut/ ſein Com-
minæus
den Carolus Quintus vor allen Scribenten
hochgeachtet/ und in ſumma ſummarum ſeine Bi-
bel/ darinnen er Tag und Nacht ſtudirte; zwar nit
deßwegen/ daß die Rechnung auffrichtig und juſt
ſeyn: ſonder daß er ſeine Diebsgriff bemaͤnteln: ſei-
ne Untreu und Bubenſtuͤck bedecken: und alles der-
geſtalt ſetzen moͤchte/ daß es mit dem Iournale uͤber-
ein ſtimme.

Nach dem nun bemeltes Buch uͤberſchriben
war/ wurde es hingeſtellt biß Herꝛ und Frau den
Weeg aller Welt giengen/ und damit genoſſe ich ein
zimbliche Ruh/ als aber die Erben getheilt hatten/
wurde das Buch von denſelben zerriſſen und zu al-
lerhand Pack-Papier gebraucht/ bey welcher Occa-
ſion
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[0076] Buch oder Iournal auß mir machte; biß aber ſol- ches geſchahe/ gienge ich den Leuthen wohl ſechs und dreiſſigmahl durch die Haͤnde/ ſeyt ich ein Lump ge- weſen. Dieſes Buch nun/ worin ich als ein rechtſchaff- ner Bogen Pappier auch die Stell zweyer Blaͤtter vertratte/ liebte der Factor ſo hoch/ als Alexander Magnus den Homerum; es war ſein Virgilius, darin Auguſtus ſo fleiſſig ſtudirt/ ſein Oppianus darin Antonius Keyſers Severi Sohn ſo embſich geleſen; ſeine Commentarij Plinij Iunioris, welche Largius Licinius ſo werth gehalten; ſein Tertullia- nus, den Cyptianus allzeit in Haͤnden gehabt, ſeie pædia Cyri, welche ihm Seipio ſo gemein gemacht; ſein Philolaus Pithagoricus daran Plato ſo groſſen Wolgefallen getragen; ſein Speuſippus den Ariſto- teles ſo hoch geliebt; ſein Cornelius Tacitus, der dem Kayſer Tacitum ſo hoͤchlich erfreut/ ſein Com- minæus den Carolus Quintus vor allen Scribenten hochgeachtet/ und in ſumma ſummarum ſeine Bi- bel/ darinnen er Tag und Nacht ſtudirte; zwar nit deßwegen/ daß die Rechnung auffrichtig und juſt ſeyn: ſonder daß er ſeine Diebsgriff bemaͤnteln: ſei- ne Untreu und Bubenſtuͤck bedecken: und alles der- geſtalt ſetzen moͤchte/ daß es mit dem Iournale uͤber- ein ſtimme. Nach dem nun bemeltes Buch uͤberſchriben war/ wurde es hingeſtellt biß Herꝛ und Frau den Weeg aller Welt giengen/ und damit genoſſe ich ein zimbliche Ruh/ als aber die Erben getheilt hatten/ wurde das Buch von denſelben zerriſſen und zu al- lerhand Pack-Papier gebraucht/ bey welcher Occa- ſion ich zwiſchen einen verprembten Rock gelegt wurde;

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/76>, abgerufen am 28.11.2024.