Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

serm Urthel wollen wir weder Alter noch Jugent/
noch Geschlecht noch ichtwas anders ansehen; dann
wer dem grossen Namen am allermaisten zuwider
vnd den Menschen am schädlichsten zuseyn befunden
wird/ soll unserem alten Gebrauch/ und herkommen
nach auch der vornembst Haan im Korb seyn.

Seintemahl grosser Fürst/ mir zugelassen ist/ ant-
wortet Mammon, meine Qualitäten vnd auff wie
vielerley weiß ich mich dardurch bey dem höllischen
Staat verdient mache/ an Tag zulegen; so zweifelt
mir nicht wann ich anders recht gehöret: Und alles
umbständlich und glücklich genug vorbringen wür-
de/ daß mir nit allein das gantze höllische Reich den
Vorzug vor der Verschwendung zusprechen: son-
der noch darzu die Ehr und den Sitz des alten ab-
gangnen Plutonis, under welchem Namen ich ehe-
malen vor das höchste Oberhaupt alhier respectirt
worden/ widerumb gönnen und einraumen werde/
als welcher Standt mir billich gebührt; Zwar will
ich nit rühmen/ daß mich die Menschen selbst die
Wurtzel alles übels: das ist einen Ursprung Cloac
und Grundsuppe nennen/ alles deß jenigen was
ihnen an Leib und Seel schädlich/ und hingegen un-
serem höllischen Reich nutz seyn mag; dann solches
seynd nun allbereit so bekandte Sachen/ daß sie auch
bereiis die Kinder wissen! will auch nit herauß strei-
chen/ wie mich deßwegen die so dem grossen Numen
beygethan seyn/ täglich loben und wie das saure
Bier außschreyen/ mich bey allen Menschen verhast
zumachen; wiewol mirs zu nicht geringer Ehr ge-
raicht/ wann hierauß erscheinet/ daß ich ohnange-
sehen aller solchen Numinalischen Verfolgungen/
[de]nnoch bey dem Menschen meinen Zugang erpra-

cticirte;

ſerm Urthel wollen wir weder Alter noch Jugent/
noch Geſchlecht noch ichtwas anders anſehen; dann
wer dem groſſen Namen am allermaiſten zuwider
vnd den Menſchen am ſchaͤdlichſten zuſeyn befunden
wird/ ſoll unſerem alten Gebrauch/ und herkom̃en
nach auch der vornembſt Haan im Korb ſeyn.

Seintemahl groſſer Fuͤrſt/ mir zugelaſſen iſt/ ant-
wortet Mammon, meine Qualitaͤten vnd auff wie
vielerley weiß ich mich dardurch bey dem hoͤlliſchen
Staat verdient mache/ an Tag zulegen; ſo zweifelt
mir nicht wann ich anders recht gehoͤret: Und alles
umbſtaͤndlich und gluͤcklich genug vorbringen wuͤr-
de/ daß mir nit allein das gantze hoͤlliſche Reich den
Vorzug vor der Verſchwendung zuſprechen: ſon-
der noch darzu die Ehr und den Sitz des alten ab-
gangnen Plutonis, under welchem Namen ich ehe-
malen vor das hoͤchſte Oberhaupt alhier reſpectirt
worden/ widerumb goͤnnen und einraumen werde/
als welcher Standt mir billich gebuͤhrt; Zwar will
ich nit ruͤhmen/ daß mich die Menſchen ſelbſt die
Wurtzel alles uͤbels: das iſt einen Urſprung Cloac
und Grundſuppe nennen/ alles deß jenigen was
ihnen an Leib und Seel ſchaͤdlich/ und hingegen un-
ſerem hoͤlliſchen Reich nutz ſeyn mag; dann ſolches
ſeynd nun allbereit ſo bekandte Sachen/ daß ſie auch
bereiis die Kinder wiſſen! will auch nit herauß ſtrei-
chen/ wie mich deßwegen die ſo dem groſſen Numen
beygethan ſeyn/ taͤglich loben und wie das ſaure
Bier außſchreyen/ mich bey allen Menſchen verhaſt
zumachen; wiewol mirs zu nicht geringer Ehr ge-
raicht/ wann hierauß erſcheinet/ daß ich ohnange-
ſehen aller ſolchen Numinaliſchen Verfolgungen/
[de]nnoch bey dem Menſchen meinen Zugang erpra-

cticirte;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027"/>
&#x017F;erm Urthel wollen wir weder Alter noch Jugent/<lb/>
noch Ge&#x017F;chlecht noch ichtwas anders an&#x017F;ehen; dann<lb/>
wer dem gro&#x017F;&#x017F;en Namen am allermai&#x017F;ten zuwider<lb/>
vnd den Men&#x017F;chen am &#x017F;cha&#x0364;dlich&#x017F;ten zu&#x017F;eyn befunden<lb/>
wird/ &#x017F;oll un&#x017F;erem alten Gebrauch/ und herkom&#x0303;en<lb/>
nach auch der vornemb&#x017F;t Haan im Korb &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>Seintemahl gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t/ mir zugela&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ ant-<lb/>
wortet <hi rendition="#aq">Mammon,</hi> meine <hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;ten vnd auff wie<lb/>
vielerley weiß ich mich dardurch bey dem ho&#x0364;lli&#x017F;chen<lb/>
Staat verdient mache/ an Tag zulegen; &#x017F;o zweifelt<lb/>
mir nicht wann ich anders recht geho&#x0364;ret: Und alles<lb/>
umb&#x017F;ta&#x0364;ndlich und glu&#x0364;cklich genug vorbringen wu&#x0364;r-<lb/>
de/ daß mir nit allein das gantze ho&#x0364;lli&#x017F;che Reich den<lb/>
Vorzug vor der Ver&#x017F;chwendung zu&#x017F;prechen: &#x017F;on-<lb/>
der noch darzu die Ehr und den Sitz des alten ab-<lb/>
gangnen <hi rendition="#aq">Plutonis,</hi> under welchem Namen ich ehe-<lb/>
malen vor das ho&#x0364;ch&#x017F;te Oberhaupt alhier <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectirt</hi><lb/>
worden/ widerumb go&#x0364;nnen und einraumen werde/<lb/>
als welcher Standt mir billich gebu&#x0364;hrt; Zwar will<lb/>
ich nit ru&#x0364;hmen/ daß mich die Men&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
Wurtzel alles u&#x0364;bels: das i&#x017F;t einen Ur&#x017F;prung <hi rendition="#aq">Cloac</hi><lb/>
und Grund&#x017F;uppe nennen/ alles deß jenigen was<lb/>
ihnen an Leib und Seel &#x017F;cha&#x0364;dlich/ und hingegen un-<lb/>
&#x017F;erem ho&#x0364;lli&#x017F;chen Reich nutz &#x017F;eyn mag; dann &#x017F;olches<lb/>
&#x017F;eynd nun allbereit &#x017F;o bekandte Sachen/ daß &#x017F;ie auch<lb/>
bereiis die Kinder wi&#x017F;&#x017F;en! will auch nit herauß &#x017F;trei-<lb/>
chen/ wie mich deßwegen die &#x017F;o dem gro&#x017F;&#x017F;en Numen<lb/>
beygethan &#x017F;eyn/ ta&#x0364;glich loben und wie das &#x017F;aure<lb/>
Bier auß&#x017F;chreyen/ mich bey allen Men&#x017F;chen verha&#x017F;t<lb/>
zumachen; wiewol mirs zu nicht geringer Ehr ge-<lb/>
raicht/ wann hierauß er&#x017F;cheinet/ daß ich ohnange-<lb/>
&#x017F;ehen aller &#x017F;olchen Numinali&#x017F;chen Verfolgungen/<lb/><supplied>de</supplied>nnoch bey dem Men&#x017F;chen meinen Zugang er<hi rendition="#aq">pra-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">cticirte;</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0027] ſerm Urthel wollen wir weder Alter noch Jugent/ noch Geſchlecht noch ichtwas anders anſehen; dann wer dem groſſen Namen am allermaiſten zuwider vnd den Menſchen am ſchaͤdlichſten zuſeyn befunden wird/ ſoll unſerem alten Gebrauch/ und herkom̃en nach auch der vornembſt Haan im Korb ſeyn. Seintemahl groſſer Fuͤrſt/ mir zugelaſſen iſt/ ant- wortet Mammon, meine Qualitaͤten vnd auff wie vielerley weiß ich mich dardurch bey dem hoͤlliſchen Staat verdient mache/ an Tag zulegen; ſo zweifelt mir nicht wann ich anders recht gehoͤret: Und alles umbſtaͤndlich und gluͤcklich genug vorbringen wuͤr- de/ daß mir nit allein das gantze hoͤlliſche Reich den Vorzug vor der Verſchwendung zuſprechen: ſon- der noch darzu die Ehr und den Sitz des alten ab- gangnen Plutonis, under welchem Namen ich ehe- malen vor das hoͤchſte Oberhaupt alhier reſpectirt worden/ widerumb goͤnnen und einraumen werde/ als welcher Standt mir billich gebuͤhrt; Zwar will ich nit ruͤhmen/ daß mich die Menſchen ſelbſt die Wurtzel alles uͤbels: das iſt einen Urſprung Cloac und Grundſuppe nennen/ alles deß jenigen was ihnen an Leib und Seel ſchaͤdlich/ und hingegen un- ſerem hoͤlliſchen Reich nutz ſeyn mag; dann ſolches ſeynd nun allbereit ſo bekandte Sachen/ daß ſie auch bereiis die Kinder wiſſen! will auch nit herauß ſtrei- chen/ wie mich deßwegen die ſo dem groſſen Numen beygethan ſeyn/ taͤglich loben und wie das ſaure Bier außſchreyen/ mich bey allen Menſchen verhaſt zumachen; wiewol mirs zu nicht geringer Ehr ge- raicht/ wann hierauß erſcheinet/ daß ich ohnange- ſehen aller ſolchen Numinaliſchen Verfolgungen/ dennoch bey dem Menſchen meinen Zugang erpra- cticirte;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/27
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/27>, abgerufen am 23.11.2024.