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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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tur: wider die Christliche Liebe/ und wider das Ge-
setz getreuer Freundtschafft/ die wir einander solen-
ni
ter geschworen/ bey sich selbst beschlossen gehabt
hatte; und solches that er mit solchen Worten und
Geberden/ darauß sein inbrünstige Reu und zer-
knirschtes Hertz leicht zumuthmassen oder abzuneh-
men war.

Jch tröstete ihn so gut ich immer kondte/ und
sagte GOtt hätte vielleicht solches zur Warnung
über uns verhänckt/ damit wir sich künfftig vor deß
Teuffels Stricken und Versuchungen desto besser
vorsehen: und in stätter Gottesforcht leben solten;
er hatte zwar Ursach seiner bösen Einwilligung hal-
ber Gott hertzlich umb Verzeihung zubitten; aber
noch ein grössere Schuldigkeit seye es/ daß er ihme
umb seine Güte und Barmhertzigkeit dancke; in
dem er ihn so Vätterlich auß deß leidigen Sa-
thans Lüst und Fallstrick gerissen: und ihn vor sei-
nem zeitlichen und ewigen Fall behüttet hätte; es
würde uns vonnöthen seyn vorsichtiger zuwandlen/
als wann wir mitten in der Welt unter dem Volck
wohneten; dann solte einer oder der ander oder wir
alle beyde fallen/ so würde niemand vorhanden
seyn/ der uns wiederumb auffhülffe/ als der liebe
GOtt/ den wir derowegen desto fleissiger vor Au-
gen haben: und ihne an unterlaß umb Hilff und
Beystand anflehen müsten.

Von solchen und dergleichen zusprechen wur-
de er zwar umb etwas getröst/ er wolte sich aber
nichts destoweniger nicht allerdings zufriden geben/
sonder batte auffs demütigste/ ich wolte ihm doch
wegen seines Verbrechens eine Buß aufflegen; da-
mit ich nun sein nider geschlagenes Gemüth nach

Müg-

tur: wider die Chriſtliche Liebe/ und wider das Ge-
ſetz getreuer Freundtſchafft/ die wir einander ſolen-
ni
ter geſchworen/ bey ſich ſelbſt beſchloſſen gehabt
hatte; und ſolches that er mit ſolchen Worten und
Geberden/ darauß ſein inbruͤnſtige Reu und zer-
knirſchtes Hertz leicht zumuthmaſſen oder abzuneh-
men war.

Jch troͤſtete ihn ſo gut ich immer kondte/ und
ſagte GOtt haͤtte vielleicht ſolches zur Warnung
uͤber uns verhaͤnckt/ damit wir ſich kuͤnfftig vor deß
Teuffels Stricken und Verſuchungen deſto beſſer
vorſehen: und in ſtaͤtter Gottesforcht leben ſolten;
er hatte zwar Urſach ſeiner boͤſen Einwilligung hal-
ber Gott hertzlich umb Verzeihung zubitten; aber
noch ein groͤſſere Schuldigkeit ſeye es/ daß er ihme
umb ſeine Guͤte und Barmhertzigkeit dancke; in
dem er ihn ſo Vaͤtterlich auß deß leidigen Sa-
thans Luͤſt und Fallſtrick geriſſen: und ihn vor ſei-
nem zeitlichen und ewigen Fall behuͤttet haͤtte; es
wuͤrde uns vonnoͤthen ſeyn vorſichtiger zuwandlen/
als wann wir mitten in der Welt unter dem Volck
wohneten; dann ſolte einer oder der ander oder wir
alle beyde fallen/ ſo wuͤrde niemand vorhanden
ſeyn/ der uns wiederumb auffhuͤlffe/ als der liebe
GOtt/ den wir derowegen deſto fleiſſiger vor Au-
gen haben: und ihne an unterlaß umb Hilff und
Beyſtand anflehen muͤſten.

Von ſolchen und dergleichen zuſprechen wur-
de er zwar umb etwas getroͤſt/ er wolte ſich aber
nichts deſtoweniger nicht allerdings zufriden geben/
ſonder batte auffs demuͤtigſte/ ich wolte ihm doch
wegen ſeines Verbrechens eine Buß aufflegen; da-
mit ich nun ſein nider geſchlagenes Gemuͤth nach

Muͤg-
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[0130] tur: wider die Chriſtliche Liebe/ und wider das Ge- ſetz getreuer Freundtſchafft/ die wir einander ſolen- niter geſchworen/ bey ſich ſelbſt beſchloſſen gehabt hatte; und ſolches that er mit ſolchen Worten und Geberden/ darauß ſein inbruͤnſtige Reu und zer- knirſchtes Hertz leicht zumuthmaſſen oder abzuneh- men war. Jch troͤſtete ihn ſo gut ich immer kondte/ und ſagte GOtt haͤtte vielleicht ſolches zur Warnung uͤber uns verhaͤnckt/ damit wir ſich kuͤnfftig vor deß Teuffels Stricken und Verſuchungen deſto beſſer vorſehen: und in ſtaͤtter Gottesforcht leben ſolten; er hatte zwar Urſach ſeiner boͤſen Einwilligung hal- ber Gott hertzlich umb Verzeihung zubitten; aber noch ein groͤſſere Schuldigkeit ſeye es/ daß er ihme umb ſeine Guͤte und Barmhertzigkeit dancke; in dem er ihn ſo Vaͤtterlich auß deß leidigen Sa- thans Luͤſt und Fallſtrick geriſſen: und ihn vor ſei- nem zeitlichen und ewigen Fall behuͤttet haͤtte; es wuͤrde uns vonnoͤthen ſeyn vorſichtiger zuwandlen/ als wann wir mitten in der Welt unter dem Volck wohneten; dann ſolte einer oder der ander oder wir alle beyde fallen/ ſo wuͤrde niemand vorhanden ſeyn/ der uns wiederumb auffhuͤlffe/ als der liebe GOtt/ den wir derowegen deſto fleiſſiger vor Au- gen haben: und ihne an unterlaß umb Hilff und Beyſtand anflehen muͤſten. Von ſolchen und dergleichen zuſprechen wur- de er zwar umb etwas getroͤſt/ er wolte ſich aber nichts deſtoweniger nicht allerdings zufriden geben/ ſonder batte auffs demuͤtigſte/ ich wolte ihm doch wegen ſeines Verbrechens eine Buß aufflegen; da- mit ich nun ſein nider geſchlagenes Gemuͤth nach Muͤg-

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/130>, abgerufen am 22.11.2024.