Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Jnsul einnahmen; und nach dem wir solchen voll-
bracht/ thäten mir nichts anders/ als dörr Holtz
zusammen suchen unser Feur zu unterhalten; wir
hätten gern gleich die gantze Jnsul vollents be-
sichtigt/ aber wegen überstandener Abmattung
trengte uns der Schlaff das wir sich zur Rhue legen
musten/ welche wir auch continuirten biß an den
lichten Morgen; als mir solchen erlebt/ giengen
wir den Bächlein oder refier nach hinunter/ biß an
Mund da es sich ins Meer ergeüst/ und sahen mit
höchster Verwunderung/ wie sich eine unsägliche
Mänge Fische in der grösse als müttelmässige Sal-
men oder grosse Karpffen dem siesten Wasser nach
ins Flüsslein hinauff zoge/ also das es schiene/ als ob
man eine grosse Härdt Schwein mit Gewalt hinein
getriben hette; und weil wir auch etliche Bonanas
Battades
antraffen so treffliche gute Früchten seyn/
sagten wir zusammen/ wir hetten Schlauraffenland
genug/ (ob zwar kein vierfiessig Thier verhanden)
wann wir nur Gesellschafft hätten/ beydes die
Fruchtbarkeit: als auch die vorhandene Fisch und
Vögel diser edlen Jnsul geniessen zuhelffen; wir
konten aber kein eintzig Merckzeichen spiren/ das
jemahlen Menschen daselbst gewesen wären.

Als wir derowegen anfiengen zuberatschlagen/
wie wir unser Haußhaltung ferner anstellen: und
wo wir Geschirr nehmeu wolten/ so wol darinn zuko-
chen als den Wein von Palmen hinein zufangen und
seine Art nach verjähren zulassen/ damit wir ihn
recht geniessen könten/ und im solchem Gespräch so
am Uffer herumb spatzierten; sahen wir auff der
weitte deß Meers etwas daher treiben welches wir

in

Jnſul einnahmen; und nach dem wir ſolchen voll-
bracht/ thaͤten mir nichts anders/ als doͤrꝛ Holtz
zuſammen ſuchen unſer Feur zu unterhalten; wir
haͤtten gern gleich die gantze Jnſul vollents be-
ſichtigt/ aber wegen uͤberſtandener Abmattung
trengte uns der Schlaff das wir ſich zur Rhue legen
muſten/ welche wir auch continuirten biß an den
lichten Morgen; als mir ſolchen erlebt/ giengen
wir den Baͤchlein oder refier nach hinunter/ biß an
Mund da es ſich ins Meer ergeuͤſt/ und ſahen mit
hoͤchſter Verwunderung/ wie ſich eine unſaͤgliche
Maͤnge Fiſche in der groͤſſe als muͤttelmaͤſſige Sal-
men oder groſſe Karpffen dem ſieſten Waſſer nach
ins Fluͤſſlein hinauff zoge/ alſo das es ſchiene/ als ob
man eine groſſe Haͤrdt Schwein mit Gewalt hinein
getriben hette; und weil wir auch etliche Bonanas
Battades
antraffen ſo treffliche gute Fruͤchten ſeyn/
ſagten wir zuſammen/ wir hetten Schlauraffenland
genug/ (ob zwar kein vierfieſſig Thier verhanden)
wann wir nur Geſellſchafft haͤtten/ beydes die
Fruchtbarkeit: als auch die vorhandene Fiſch und
Voͤgel diſer edlen Jnſul genieſſen zuhelffen; wir
konten aber kein eintzig Merckzeichen ſpiren/ das
jemahlen Menſchen daſelbſt geweſen waͤren.

Als wir derowegen anfiengen zuberatſchlagen/
wie wir unſer Haußhaltung ferner anſtellen: und
wo wir Geſchirꝛ nehmeu wolten/ ſo wol darinn zuko-
chen als den Wein von Palmen hinein zufangen und
ſeine Art nach verjaͤhren zulaſſen/ damit wir ihn
recht genieſſen koͤnten/ und im ſolchem Geſpraͤch ſo
am Uffer herumb ſpatzierten; ſahen wir auff der
weitte deß Meers etwas daher treiben welches wir

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0122"/>
Jn&#x017F;ul einnahmen; und nach dem wir &#x017F;olchen voll-<lb/>
bracht/ tha&#x0364;ten mir nichts anders/ als do&#x0364;r&#xA75B; Holtz<lb/>
zu&#x017F;ammen &#x017F;uchen un&#x017F;er Feur zu unterhalten; wir<lb/>
ha&#x0364;tten gern gleich die gantze Jn&#x017F;ul vollents be-<lb/>
&#x017F;ichtigt/ aber wegen u&#x0364;ber&#x017F;tandener Abmattung<lb/>
trengte uns der Schlaff das wir &#x017F;ich zur Rhue legen<lb/>
mu&#x017F;ten/ welche wir auch <hi rendition="#aq">continuirten</hi> biß an den<lb/>
lichten Morgen; als mir &#x017F;olchen erlebt/ giengen<lb/>
wir den Ba&#x0364;chlein oder <hi rendition="#aq">refier</hi> nach hinunter/ biß an<lb/>
Mund da es &#x017F;ich ins Meer ergeu&#x0364;&#x017F;t/ und &#x017F;ahen mit<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ter Verwunderung/ wie &#x017F;ich eine un&#x017F;a&#x0364;gliche<lb/>
Ma&#x0364;nge Fi&#x017F;che in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e als mu&#x0364;ttelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Sal-<lb/>
men oder gro&#x017F;&#x017F;e Karpffen dem &#x017F;ie&#x017F;ten Wa&#x017F;&#x017F;er nach<lb/>
ins Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;lein hinauff zoge/ al&#x017F;o das es &#x017F;chiene/ als ob<lb/>
man eine gro&#x017F;&#x017F;e Ha&#x0364;rdt Schwein mit Gewalt hinein<lb/>
getriben hette; und weil wir auch etliche <hi rendition="#aq">Bonanas<lb/>
Battades</hi> antraffen &#x017F;o treffliche gute Fru&#x0364;chten &#x017F;eyn/<lb/>
&#x017F;agten wir zu&#x017F;ammen/ wir hetten Schlauraffenland<lb/>
genug/ (ob zwar kein vierfie&#x017F;&#x017F;ig Thier verhanden)<lb/>
wann wir nur Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft ha&#x0364;tten/ beydes die<lb/>
Fruchtbarkeit: als auch die vorhandene Fi&#x017F;ch und<lb/>
Vo&#x0364;gel di&#x017F;er edlen Jn&#x017F;ul genie&#x017F;&#x017F;en zuhelffen; wir<lb/>
konten aber kein eintzig Merckzeichen &#x017F;piren/ das<lb/>
jemahlen Men&#x017F;chen da&#x017F;elb&#x017F;t gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>Als wir derowegen anfiengen zuberat&#x017F;chlagen/<lb/>
wie wir un&#x017F;er Haußhaltung ferner an&#x017F;tellen: und<lb/>
wo wir Ge&#x017F;chir&#xA75B; nehmeu wolten/ &#x017F;o wol darinn zuko-<lb/>
chen als den Wein von Palmen hinein zufangen und<lb/>
&#x017F;eine Art nach verja&#x0364;hren zula&#x017F;&#x017F;en/ damit wir ihn<lb/>
recht genie&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nten/ und im &#x017F;olchem Ge&#x017F;pra&#x0364;ch &#x017F;o<lb/>
am Uffer herumb &#x017F;patzierten; &#x017F;ahen wir auff der<lb/>
weitte deß Meers etwas daher treiben welches wir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0122] Jnſul einnahmen; und nach dem wir ſolchen voll- bracht/ thaͤten mir nichts anders/ als doͤrꝛ Holtz zuſammen ſuchen unſer Feur zu unterhalten; wir haͤtten gern gleich die gantze Jnſul vollents be- ſichtigt/ aber wegen uͤberſtandener Abmattung trengte uns der Schlaff das wir ſich zur Rhue legen muſten/ welche wir auch continuirten biß an den lichten Morgen; als mir ſolchen erlebt/ giengen wir den Baͤchlein oder refier nach hinunter/ biß an Mund da es ſich ins Meer ergeuͤſt/ und ſahen mit hoͤchſter Verwunderung/ wie ſich eine unſaͤgliche Maͤnge Fiſche in der groͤſſe als muͤttelmaͤſſige Sal- men oder groſſe Karpffen dem ſieſten Waſſer nach ins Fluͤſſlein hinauff zoge/ alſo das es ſchiene/ als ob man eine groſſe Haͤrdt Schwein mit Gewalt hinein getriben hette; und weil wir auch etliche Bonanas Battades antraffen ſo treffliche gute Fruͤchten ſeyn/ ſagten wir zuſammen/ wir hetten Schlauraffenland genug/ (ob zwar kein vierfieſſig Thier verhanden) wann wir nur Geſellſchafft haͤtten/ beydes die Fruchtbarkeit: als auch die vorhandene Fiſch und Voͤgel diſer edlen Jnſul genieſſen zuhelffen; wir konten aber kein eintzig Merckzeichen ſpiren/ das jemahlen Menſchen daſelbſt geweſen waͤren. Als wir derowegen anfiengen zuberatſchlagen/ wie wir unſer Haußhaltung ferner anſtellen: und wo wir Geſchirꝛ nehmeu wolten/ ſo wol darinn zuko- chen als den Wein von Palmen hinein zufangen und ſeine Art nach verjaͤhren zulaſſen/ damit wir ihn recht genieſſen koͤnten/ und im ſolchem Geſpraͤch ſo am Uffer herumb ſpatzierten; ſahen wir auff der weitte deß Meers etwas daher treiben welches wir in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/122
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/122>, abgerufen am 24.11.2024.