Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
X.
Das Gebiet des Itterbachs.
Der Katzenbuckel.


Die Itterbach hiess früher Euterbach, und kommt schon in in einer Schenkung Kaiser Heinrichs vom Jahre 1012 unter dem Namen Euteraha vor. Er entspringt auf der odenwäldischen Schneeschmelze bei dem Dörfchen Eutergrund nördlich von Waldbullau. Zwischen bewaldeten Sandsteinhöhen fliesst er unweit Hesselbach, in dessen Nähe sich Römische Gräber befinden, vorüber nach Schellenbach, und wendet sich in seinem südlichen Laufe in schönen Windungen nach Kailbach und Friedrichsdorf. Das letztgenannte ist erst im Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts von Friedrich von Hirschhorn angelegt worden. Eine kleine Stunde unterhalb nimmt er die Sondernach und den Höllbach auf. Das finstere tiefe Waldthal, aus dem er hervorkommt, heisst der Höllgrund. Südlich von dieser Stelle erhebt sich der Katzenbuckel, um dessen Fuss und Vorhöhe sich der Itterbach in vielen kleinen Windungen südwestlich herabzieht.

Gerade über dem Höllgrunde erhebt der Katzenbuckel, die bedeutendste Höhe des Odenwaldes, sein Haupt 1780 Fuss über die Meeresfläche. Er erhebt sich von dieser, wie von der Neckarseite bei Eberbach so steil, dass er nur höchst mühsam hier erstiegen werden kann. Leichter besteigt man ihn auf der Ostseite von Strümpfelbrunn über Katzenbach her, wo man allmählig auf seinen Gipfel gelangt. Die Form des obern Bergrückens gleicht allerdings dem Rücken einer sitzenden Katze, und weiter hin findet sich noch eine kleinere Erhöhung, die man wohl dem Kopf der Katze vergleichen kann. Dies spricht für diejenigen, welche den Namen von der Form des Berges ableiten. Andere glauben, in ältern Zeiten wären die Waldungen umher ein Lieblingsaufenthaltsort

X.
Das Gebiet des Itterbachs.
Der Katzenbuckel.


Die Itterbach hiess früher Euterbach, und kommt schon in in einer Schenkung Kaiser Heinrichs vom Jahre 1012 unter dem Namen Euteraha vor. Er entspringt auf der odenwäldischen Schneeschmelze bei dem Dörfchen Eutergrund nördlich von Waldbullau. Zwischen bewaldeten Sandsteinhöhen fliesst er unweit Hesselbach, in dessen Nähe sich Römische Gräber befinden, vorüber nach Schellenbach, und wendet sich in seinem südlichen Laufe in schönen Windungen nach Kailbach und Friedrichsdorf. Das letztgenannte ist erst im Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts von Friedrich von Hirschhorn angelegt worden. Eine kleine Stunde unterhalb nimmt er die Sondernach und den Höllbach auf. Das finstere tiefe Waldthal, aus dem er hervorkommt, heisst der Höllgrund. Südlich von dieser Stelle erhebt sich der Katzenbuckel, um dessen Fuss und Vorhöhe sich der Itterbach in vielen kleinen Windungen südwestlich herabzieht.

Gerade über dem Höllgrunde erhebt der Katzenbuckel, die bedeutendste Höhe des Odenwaldes, sein Haupt 1780 Fuss über die Meeresfläche. Er erhebt sich von dieser, wie von der Neckarseite bei Eberbach so steil, dass er nur höchst mühsam hier erstiegen werden kann. Leichter besteigt man ihn auf der Ostseite von Strümpfelbrunn über Katzenbach her, wo man allmählig auf seinen Gipfel gelangt. Die Form des obern Bergrückens gleicht allerdings dem Rücken einer sitzenden Katze, und weiter hin findet sich noch eine kleinere Erhöhung, die man wohl dem Kopf der Katze vergleichen kann. Dies spricht für diejenigen, welche den Namen von der Form des Berges ableiten. Andere glauben, in ältern Zeiten wären die Waldungen umher ein Lieblingsaufenthaltsort

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0072" n="72"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">X.<lb/>
Das Gebiet des Itterbachs.<lb/>
Der Katzenbuckel.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Itterbach hiess früher Euterbach, und kommt schon in in einer Schenkung Kaiser Heinrichs vom Jahre 1012 unter dem Namen <hi rendition="#g">Euteraha</hi> vor. Er entspringt auf der odenwäldischen Schneeschmelze bei dem Dörfchen Eutergrund nördlich von Waldbullau. Zwischen bewaldeten Sandsteinhöhen fliesst er unweit Hesselbach, in dessen Nähe sich Römische Gräber befinden, vorüber nach Schellenbach, und wendet sich in seinem südlichen Laufe in schönen Windungen nach Kailbach und Friedrichsdorf. Das letztgenannte ist erst im Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts von Friedrich von Hirschhorn angelegt worden. Eine kleine Stunde unterhalb nimmt er die Sondernach und den Höllbach auf. Das finstere tiefe Waldthal, aus dem er hervorkommt, heisst der Höllgrund. Südlich von dieser Stelle erhebt sich der Katzenbuckel, um dessen Fuss und Vorhöhe sich der Itterbach in vielen kleinen Windungen südwestlich herabzieht.</p>
          <p>Gerade über dem Höllgrunde erhebt der <hi rendition="#g">Katzenbuckel</hi>, die bedeutendste Höhe des Odenwaldes, sein Haupt 1780 Fuss über die Meeresfläche. Er erhebt sich von dieser, wie von der Neckarseite bei Eberbach so steil, dass er nur höchst mühsam hier erstiegen werden kann. Leichter besteigt man ihn auf der Ostseite von Strümpfelbrunn über Katzenbach her, wo man allmählig auf seinen Gipfel gelangt. Die Form des obern Bergrückens gleicht allerdings dem Rücken einer sitzenden Katze, und weiter hin findet sich noch eine kleinere Erhöhung, die man wohl dem Kopf der Katze vergleichen kann. Dies spricht für diejenigen, welche den Namen von der Form des Berges ableiten. Andere glauben, in ältern Zeiten wären die <choice><sic>Walduungen</sic><corr>Waldungen</corr></choice> umher ein Lieblingsaufenthaltsort
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0072] X. Das Gebiet des Itterbachs. Der Katzenbuckel. Die Itterbach hiess früher Euterbach, und kommt schon in in einer Schenkung Kaiser Heinrichs vom Jahre 1012 unter dem Namen Euteraha vor. Er entspringt auf der odenwäldischen Schneeschmelze bei dem Dörfchen Eutergrund nördlich von Waldbullau. Zwischen bewaldeten Sandsteinhöhen fliesst er unweit Hesselbach, in dessen Nähe sich Römische Gräber befinden, vorüber nach Schellenbach, und wendet sich in seinem südlichen Laufe in schönen Windungen nach Kailbach und Friedrichsdorf. Das letztgenannte ist erst im Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts von Friedrich von Hirschhorn angelegt worden. Eine kleine Stunde unterhalb nimmt er die Sondernach und den Höllbach auf. Das finstere tiefe Waldthal, aus dem er hervorkommt, heisst der Höllgrund. Südlich von dieser Stelle erhebt sich der Katzenbuckel, um dessen Fuss und Vorhöhe sich der Itterbach in vielen kleinen Windungen südwestlich herabzieht. Gerade über dem Höllgrunde erhebt der Katzenbuckel, die bedeutendste Höhe des Odenwaldes, sein Haupt 1780 Fuss über die Meeresfläche. Er erhebt sich von dieser, wie von der Neckarseite bei Eberbach so steil, dass er nur höchst mühsam hier erstiegen werden kann. Leichter besteigt man ihn auf der Ostseite von Strümpfelbrunn über Katzenbach her, wo man allmählig auf seinen Gipfel gelangt. Die Form des obern Bergrückens gleicht allerdings dem Rücken einer sitzenden Katze, und weiter hin findet sich noch eine kleinere Erhöhung, die man wohl dem Kopf der Katze vergleichen kann. Dies spricht für diejenigen, welche den Namen von der Form des Berges ableiten. Andere glauben, in ältern Zeiten wären die Waldungen umher ein Lieblingsaufenthaltsort

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-11T17:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-11T17:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-11T17:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/72
Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/72>, abgerufen am 03.12.2024.