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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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IX.
Das Gebiet der Gammelsbach.
Schloss Freienstein.


Wie von der nördlichen Abdachung der Schneeschmelze die in Berfelden entspringende Mimling nach Norden fliesst, so zieht von der südlichen, gerade in entgegengesetzter Richtung, die Gammelsbach nach Süden gegen den Neckar herab. Das waldige Thal, welches dieser Flötzbach bildet, ist anmuthig, ohne gerade durch grosse Abwechselung interessant genannt werden zu können. Die längs desselben herabziehende Landstrasse verbindet Erbach und das Mimlingthal mit Eberbach und dem Neckarthale.

Nicht ganz in der Mitte des Thales, etwas oberhalb, liegt das kleine Dorf Gammelsbach, das schon zu Kaiser Karls des Grossen Zeiten unter dem Namen Gamenesbach bekannt war. Es ist merkwürdig, dass das Gericht dieses Dorfes in einer Streitsache mit einem gewissen Leonhard Helmann von Schwenden ungefähr ums Jahr 1482 vor das heimliche Gericht zu Lichtenberg geladen wurde. Der Streit wurde bald darauf durch Vergleich gütlich beigelegt, und das heimliche Gericht zu Lichtenberg bestand nicht mehr lange.

Ueber dem Dorfe erhebt sich unter den das Thal begränzenden Bergen eine steile Anhöhe, der Weckberg genannt, auf dem wir die malerischen Trümmer einer zerfallenen Burg gewahren. Es sind diess die Reste des alten Schlosses Freienstein. An denjenigen Stellen, wo der Berg minder steil abfällt, zog sich einst ein tiefer, mit doppelten Mauern versehener Zwinger umher; auch war es sonst mit einem Graben und Zugbrücken geschützt. In der Ecke neben dem Thore stand ein sehr hoher Thurm, der zum Wartthurm gedient haben soll, und nur auf einem schwindelnden Stege und ebenso gefährlichen Treppen bestiegen werden

IX.
Das Gebiet der Gammelsbach.
Schloss Freienstein.


Wie von der nördlichen Abdachung der Schneeschmelze die in Berfelden entspringende Mimling nach Norden fliesst, so zieht von der südlichen, gerade in entgegengesetzter Richtung, die Gammelsbach nach Süden gegen den Neckar herab. Das waldige Thal, welches dieser Flötzbach bildet, ist anmuthig, ohne gerade durch grosse Abwechselung interessant genannt werden zu können. Die längs desselben herabziehende Landstrasse verbindet Erbach und das Mimlingthal mit Eberbach und dem Neckarthale.

Nicht ganz in der Mitte des Thales, etwas oberhalb, liegt das kleine Dorf Gammelsbach, das schon zu Kaiser Karls des Grossen Zeiten unter dem Namen Gamenesbach bekannt war. Es ist merkwürdig, dass das Gericht dieses Dorfes in einer Streitsache mit einem gewissen Leonhard Helmann von Schwenden ungefähr ums Jahr 1482 vor das heimliche Gericht zu Lichtenberg geladen wurde. Der Streit wurde bald darauf durch Vergleich gütlich beigelegt, und das heimliche Gericht zu Lichtenberg bestand nicht mehr lange.

Ueber dem Dorfe erhebt sich unter den das Thal begränzenden Bergen eine steile Anhöhe, der Weckberg genannt, auf dem wir die malerischen Trümmer einer zerfallenen Burg gewahren. Es sind diess die Reste des alten Schlosses Freienstein. An denjenigen Stellen, wo der Berg minder steil abfällt, zog sich einst ein tiefer, mit doppelten Mauern versehener Zwinger umher; auch war es sonst mit einem Graben und Zugbrücken geschützt. In der Ecke neben dem Thore stand ein sehr hoher Thurm, der zum Wartthurm gedient haben soll, und nur auf einem schwindelnden Stege und ebenso gefährlichen Treppen bestiegen werden

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[70/0070] IX. Das Gebiet der Gammelsbach. Schloss Freienstein. Wie von der nördlichen Abdachung der Schneeschmelze die in Berfelden entspringende Mimling nach Norden fliesst, so zieht von der südlichen, gerade in entgegengesetzter Richtung, die Gammelsbach nach Süden gegen den Neckar herab. Das waldige Thal, welches dieser Flötzbach bildet, ist anmuthig, ohne gerade durch grosse Abwechselung interessant genannt werden zu können. Die längs desselben herabziehende Landstrasse verbindet Erbach und das Mimlingthal mit Eberbach und dem Neckarthale. Nicht ganz in der Mitte des Thales, etwas oberhalb, liegt das kleine Dorf Gammelsbach, das schon zu Kaiser Karls des Grossen Zeiten unter dem Namen Gamenesbach bekannt war. Es ist merkwürdig, dass das Gericht dieses Dorfes in einer Streitsache mit einem gewissen Leonhard Helmann von Schwenden ungefähr ums Jahr 1482 vor das heimliche Gericht zu Lichtenberg geladen wurde. Der Streit wurde bald darauf durch Vergleich gütlich beigelegt, und das heimliche Gericht zu Lichtenberg bestand nicht mehr lange. Ueber dem Dorfe erhebt sich unter den das Thal begränzenden Bergen eine steile Anhöhe, der Weckberg genannt, auf dem wir die malerischen Trümmer einer zerfallenen Burg gewahren. Es sind diess die Reste des alten Schlosses Freienstein. An denjenigen Stellen, wo der Berg minder steil abfällt, zog sich einst ein tiefer, mit doppelten Mauern versehener Zwinger umher; auch war es sonst mit einem Graben und Zugbrücken geschützt. In der Ecke neben dem Thore stand ein sehr hoher Thurm, der zum Wartthurm gedient haben soll, und nur auf einem schwindelnden Stege und ebenso gefährlichen Treppen bestiegen werden

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/70>, abgerufen am 23.11.2024.