Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.nach Beerfelden, und zieht dann über den Krähberg nordnordöstlich nach Wald-Bullau, von wo sie ihre frühere südöstliche Richtung wieder annimmt, die sie bis oberhalb Mudau beibehält. Dort setzt sie sich bis in das Bauland fort. Von dieser Wasserscheide laufen wieder andere Höhenzüge gegen den Main und gegen den Neckar aus, und bilden wieder die Schneeschmelze für die Quellengebiete der den Odenwald durchrauschenden Flüsschen und Bäche. Die schöngeformten Höhen aller dieser Gebirgszüge gewähren dem Wanderer eine zahllose Menge der interessantesten Punkte mit weitgedehnter Aussicht; oder der Blick, den wir von ihnen in die nähere Umgebung werfen, lockt uns hinab an die erlen- und weidenbewachsenen Bäche, wo wir, ihrem mäandrischen Laufe folgend, die lachendsten, idyllischen oder romantischen Thäler durchwandern, und bald über üppige Wiesen an einsamen Mühlen oder Bauernhöfen vorbei, bald durch wohlbebaute Fluren, bald durch kühlschattende Eichen- und Buchenhaine lustwandeln. Hier und dort winken uns die Trümmer alter Bergschlösser zu den Abhängen hinan, wo sie, vor Jahrhunderten schon erbaut, uns Kunde geben von längst erloschenen Geschlechtern, und da und dort nimmt die Müden ein grösseres Dorf oder auch ein ländliches Städtchen gastlich auf. Ob die Römer den ersten Grund zur Kultur des Odenwaldes gelegt haben, oder ob schon vor ihnen sich einzelne Niederlassungen der Deutschen darin befanden, lässt sich schwer ermitteln. Achtet man auf den Klang der Ortsnamen, Ober- und Unter-Ostern, so wird man versucht, ihn von der deutschen Frühlingsgöttin Ostera abzuleiten, und daraus auf den Vor-Römischen Ursprung zu schliessen, woraus sich dann die weitere Folgerung begründen liesse, dass diese doch wohl nicht die einzigen bewohnten Stellen des Odenwaldes in damaliger Zeit gewesen sein dürften. Auch scheinen die vielen zu den Zeiten Karls des Grossen schon vorhandenen zum Theil grösseren Orte auf einen frühern und schon länger bestehenden Anbau zu deuten, als dass er durch die Römer erst veranlasst worden sein könnte. In jedem Falle aber haben die Niederlassungen dieses Volkes bei Kultivirung dieser Gegenden bedeutend gefördert. nach Beerfelden, und zieht dann über den Krähberg nordnordöstlich nach Wald-Bullau, von wo sie ihre frühere südöstliche Richtung wieder annimmt, die sie bis oberhalb Mudau beibehält. Dort setzt sie sich bis in das Bauland fort. Von dieser Wasserscheide laufen wieder andere Höhenzüge gegen den Main und gegen den Neckar aus, und bilden wieder die Schneeschmelze für die Quellengebiete der den Odenwald durchrauschenden Flüsschen und Bäche. Die schöngeformten Höhen aller dieser Gebirgszüge gewähren dem Wanderer eine zahllose Menge der interessantesten Punkte mit weitgedehnter Aussicht; oder der Blick, den wir von ihnen in die nähere Umgebung werfen, lockt uns hinab an die erlen- und weidenbewachsenen Bäche, wo wir, ihrem mäandrischen Laufe folgend, die lachendsten, idyllischen oder romantischen Thäler durchwandern, und bald über üppige Wiesen an einsamen Mühlen oder Bauernhöfen vorbei, bald durch wohlbebaute Fluren, bald durch kühlschattende Eichen- und Buchenhaine lustwandeln. Hier und dort winken uns die Trümmer alter Bergschlösser zu den Abhängen hinan, wo sie, vor Jahrhunderten schon erbaut, uns Kunde geben von längst erloschenen Geschlechtern, und da und dort nimmt die Müden ein grösseres Dorf oder auch ein ländliches Städtchen gastlich auf. Ob die Römer den ersten Grund zur Kultur des Odenwaldes gelegt haben, oder ob schon vor ihnen sich einzelne Niederlassungen der Deutschen darin befanden, lässt sich schwer ermitteln. Achtet man auf den Klang der Ortsnamen, Ober- und Unter-Ostern, so wird man versucht, ihn von der deutschen Frühlingsgöttin Ostera abzuleiten, und daraus auf den Vor-Römischen Ursprung zu schliessen, woraus sich dann die weitere Folgerung begründen liesse, dass diese doch wohl nicht die einzigen bewohnten Stellen des Odenwaldes in damaliger Zeit gewesen sein dürften. Auch scheinen die vielen zu den Zeiten Karls des Grossen schon vorhandenen zum Theil grösseren Orte auf einen frühern und schon länger bestehenden Anbau zu deuten, als dass er durch die Römer erst veranlasst worden sein könnte. 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Auch scheinen die vielen zu den Zeiten Karls des Grossen schon vorhandenen zum Theil grösseren Orte auf einen frühern und schon länger bestehenden Anbau zu deuten, als dass er durch die Römer erst veranlasst worden sein könnte. In jedem Falle aber haben die Niederlassungen dieses Volkes bei Kultivirung dieser Gegenden bedeutend gefördert.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
nach Beerfelden, und zieht dann über den Krähberg nordnordöstlich nach Wald-Bullau, von wo sie ihre frühere südöstliche Richtung wieder annimmt, die sie bis oberhalb Mudau beibehält. Dort setzt sie sich bis in das Bauland fort. Von dieser Wasserscheide laufen wieder andere Höhenzüge gegen den Main und gegen den Neckar aus, und bilden wieder die Schneeschmelze für die Quellengebiete der den Odenwald durchrauschenden Flüsschen und Bäche.
Die schöngeformten Höhen aller dieser Gebirgszüge gewähren dem Wanderer eine zahllose Menge der interessantesten Punkte mit weitgedehnter Aussicht; oder der Blick, den wir von ihnen in die nähere Umgebung werfen, lockt uns hinab an die erlen- und weidenbewachsenen Bäche, wo wir, ihrem mäandrischen Laufe folgend, die lachendsten, idyllischen oder romantischen Thäler durchwandern, und bald über üppige Wiesen an einsamen Mühlen oder Bauernhöfen vorbei, bald durch wohlbebaute Fluren, bald durch kühlschattende Eichen- und Buchenhaine lustwandeln. Hier und dort winken uns die Trümmer alter Bergschlösser zu den Abhängen hinan, wo sie, vor Jahrhunderten schon erbaut, uns Kunde geben von längst erloschenen Geschlechtern, und da und dort nimmt die Müden ein grösseres Dorf oder auch ein ländliches Städtchen gastlich auf.
Ob die Römer den ersten Grund zur Kultur des Odenwaldes gelegt haben, oder ob schon vor ihnen sich einzelne Niederlassungen der Deutschen darin befanden, lässt sich schwer ermitteln. Achtet man auf den Klang der Ortsnamen, Ober- und Unter-Ostern, so wird man versucht, ihn von der deutschen Frühlingsgöttin Ostera abzuleiten, und daraus auf den Vor-Römischen Ursprung zu schliessen, woraus sich dann die weitere Folgerung begründen liesse, dass diese doch wohl nicht die einzigen bewohnten Stellen des Odenwaldes in damaliger Zeit gewesen sein dürften. Auch scheinen die vielen zu den Zeiten Karls des Grossen schon vorhandenen zum Theil grösseren Orte auf einen frühern und schon länger bestehenden Anbau zu deuten, als dass er durch die Römer erst veranlasst worden sein könnte. In jedem Falle aber haben die Niederlassungen dieses Volkes bei Kultivirung dieser Gegenden bedeutend gefördert.
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