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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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ist es weder sehr schwierig noch allzu gefährlich, einen solchen Standpunkt zu gewinnen. Unter diesen Felsentrümmern rauscht unsichtbar mit lautem Murmeln ein Bergquell. Als er noch mächtiger war, stürzte er wohl über diese, gewiss durch eine grosse Erdrevolution hierher geschwemmten Felsenmassen, die kleineren zwischenliegenden Steine allmählig mit sich hinabreissend, die grössern der deckenden Erde beraubend.

Nicht sehr ferne von dem Gipfel des Berges führt uns der kundige Führer nochmals eine kleine Strecke links von unserm Pfade. Hier finden wir die grosse Granitsäule, welche nach Kotzebue's Vorschlag als ein würdiges Denkmal auf den Feldern der Leipziger Völkerschlacht stände, wenn die Schwierigkeit ihres Transportes von dieser Stelle aus nicht an das Unmögliche gränzte.

Sie ist unter dem Namen der Riesensäule bekannt, den sie entweder von ihrer riesigen Grösse erhielt, oder überhaupt dem Umstände zu danken hat, dass spätere Geschlechter die Werke, die sie nicht mehr begreifen, gerne einem frühern Riesengeschlechte zuschreiben.

Man erkennt deutlich, dass ihre jetzige Lagerstätte die Stelle ist, wo sie ursprünglich bearbeitet wurde. An dem nahen Fels sieht man noch genau die Keilansätze, wo sie abgesprengt wurde. Diess widerlegt schon ganz die irrige Ansicht Mancher, die behaupten, sie habe früher oben auf dem Berge aufgerichtet gestanden, und sei durch Gott weiss, welches Ereigniss hier herunter gestürzt.

Wer sie genau betrachtet, erkennt deutlich, dass sie noch gar nicht fertig gearbeitet ist. Der Augenschein zeigt, dass sich der Zirkel nach der untern Seite zu noch um ein Merkliches erhebt, und dass hier noch viel von der Steinmasse abgearbeitet werden müsste. Selbst die empor liegende Seite hat am untern Theile zwei Sägeeinschnitte. Zwar erzählt Schneider in seiner Erbacher Historie davon Folgendes: "Nach der Leute Bericht soll ein Pfalzgraf diese Säule einsmals nach Heidelberg, sie daselbst aufzurichten vermittelst etlicher hierzu gemachter Werkzeuge und hundert vorgespannter Pferde bringen zu lassen sich unterstanden haben, hätte sie aber wegen der schweren Last nicht einmal bewegen können; darauf er sich vorgenommen, die Säule stückweise hinführen zu lassen. Weil es aber wegen der Härte eine geraume

ist es weder sehr schwierig noch allzu gefährlich, einen solchen Standpunkt zu gewinnen. Unter diesen Felsentrümmern rauscht unsichtbar mit lautem Murmeln ein Bergquell. Als er noch mächtiger war, stürzte er wohl über diese, gewiss durch eine grosse Erdrevolution hierher geschwemmten Felsenmassen, die kleineren zwischenliegenden Steine allmählig mit sich hinabreissend, die grössern der deckenden Erde beraubend.

Nicht sehr ferne von dem Gipfel des Berges führt uns der kundige Führer nochmals eine kleine Strecke links von unserm Pfade. Hier finden wir die grosse Granitsäule, welche nach Kotzebue’s Vorschlag als ein würdiges Denkmal auf den Feldern der Leipziger Völkerschlacht stände, wenn die Schwierigkeit ihres Transportes von dieser Stelle aus nicht an das Unmögliche gränzte.

Sie ist unter dem Namen der Riesensäule bekannt, den sie entweder von ihrer riesigen Grösse erhielt, oder überhaupt dem Umstände zu danken hat, dass spätere Geschlechter die Werke, die sie nicht mehr begreifen, gerne einem frühern Riesengeschlechte zuschreiben.

Man erkennt deutlich, dass ihre jetzige Lagerstätte die Stelle ist, wo sie ursprünglich bearbeitet wurde. An dem nahen Fels sieht man noch genau die Keilansätze, wo sie abgesprengt wurde. Diess widerlegt schon ganz die irrige Ansicht Mancher, die behaupten, sie habe früher oben auf dem Berge aufgerichtet gestanden, und sei durch Gott weiss, welches Ereigniss hier herunter gestürzt.

Wer sie genau betrachtet, erkennt deutlich, dass sie noch gar nicht fertig gearbeitet ist. Der Augenschein zeigt, dass sich der Zirkel nach der untern Seite zu noch um ein Merkliches erhebt, und dass hier noch viel von der Steinmasse abgearbeitet werden müsste. Selbst die empor liegende Seite hat am untern Theile zwei Sägeeinschnitte. Zwar erzählt Schneider in seiner Erbacher Historie davon Folgendes: „Nach der Leute Bericht soll ein Pfalzgraf diese Säule einsmals nach Heidelberg, sie daselbst aufzurichten vermittelst etlicher hierzu gemachter Werkzeuge und hundert vorgespannter Pferde bringen zu lassen sich unterstanden haben, hätte sie aber wegen der schweren Last nicht einmal bewegen können; darauf er sich vorgenommen, die Säule stückweise hinführen zu lassen. Weil es aber wegen der Härte eine geraume

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          <p>Man erkennt deutlich, dass ihre jetzige Lagerstätte die Stelle ist, wo sie ursprünglich bearbeitet wurde. An dem nahen Fels sieht man noch genau die Keilansätze, wo sie abgesprengt wurde. Diess widerlegt schon ganz die irrige Ansicht Mancher, die behaupten, sie habe früher oben auf dem Berge aufgerichtet gestanden, und sei durch Gott weiss, welches Ereigniss hier herunter gestürzt.</p>
          <p>Wer sie genau betrachtet, erkennt deutlich, dass sie noch gar nicht fertig gearbeitet ist. Der Augenschein zeigt, dass sich der Zirkel nach der untern Seite zu noch um ein Merkliches erhebt, und dass hier noch viel von der Steinmasse abgearbeitet werden müsste. Selbst die empor liegende Seite hat am untern Theile zwei Sägeeinschnitte. Zwar erzählt Schneider in seiner Erbacher Historie davon Folgendes: &#x201E;Nach der Leute Bericht soll ein Pfalzgraf diese Säule einsmals nach Heidelberg, sie daselbst aufzurichten vermittelst etlicher hierzu gemachter Werkzeuge und hundert vorgespannter Pferde bringen zu lassen sich unterstanden haben, hätte sie aber wegen der schweren Last nicht einmal bewegen können; darauf er sich vorgenommen, die Säule stückweise hinführen zu lassen. Weil es aber wegen der Härte eine geraume
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[46/0046] ist es weder sehr schwierig noch allzu gefährlich, einen solchen Standpunkt zu gewinnen. Unter diesen Felsentrümmern rauscht unsichtbar mit lautem Murmeln ein Bergquell. Als er noch mächtiger war, stürzte er wohl über diese, gewiss durch eine grosse Erdrevolution hierher geschwemmten Felsenmassen, die kleineren zwischenliegenden Steine allmählig mit sich hinabreissend, die grössern der deckenden Erde beraubend. Nicht sehr ferne von dem Gipfel des Berges führt uns der kundige Führer nochmals eine kleine Strecke links von unserm Pfade. Hier finden wir die grosse Granitsäule, welche nach Kotzebue’s Vorschlag als ein würdiges Denkmal auf den Feldern der Leipziger Völkerschlacht stände, wenn die Schwierigkeit ihres Transportes von dieser Stelle aus nicht an das Unmögliche gränzte. Sie ist unter dem Namen der Riesensäule bekannt, den sie entweder von ihrer riesigen Grösse erhielt, oder überhaupt dem Umstände zu danken hat, dass spätere Geschlechter die Werke, die sie nicht mehr begreifen, gerne einem frühern Riesengeschlechte zuschreiben. Man erkennt deutlich, dass ihre jetzige Lagerstätte die Stelle ist, wo sie ursprünglich bearbeitet wurde. An dem nahen Fels sieht man noch genau die Keilansätze, wo sie abgesprengt wurde. Diess widerlegt schon ganz die irrige Ansicht Mancher, die behaupten, sie habe früher oben auf dem Berge aufgerichtet gestanden, und sei durch Gott weiss, welches Ereigniss hier herunter gestürzt. Wer sie genau betrachtet, erkennt deutlich, dass sie noch gar nicht fertig gearbeitet ist. Der Augenschein zeigt, dass sich der Zirkel nach der untern Seite zu noch um ein Merkliches erhebt, und dass hier noch viel von der Steinmasse abgearbeitet werden müsste. Selbst die empor liegende Seite hat am untern Theile zwei Sägeeinschnitte. Zwar erzählt Schneider in seiner Erbacher Historie davon Folgendes: „Nach der Leute Bericht soll ein Pfalzgraf diese Säule einsmals nach Heidelberg, sie daselbst aufzurichten vermittelst etlicher hierzu gemachter Werkzeuge und hundert vorgespannter Pferde bringen zu lassen sich unterstanden haben, hätte sie aber wegen der schweren Last nicht einmal bewegen können; darauf er sich vorgenommen, die Säule stückweise hinführen zu lassen. Weil es aber wegen der Härte eine geraume

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/46>, abgerufen am 27.11.2024.